T.S. Orgel Die Blausteinkriege 1
Das Erbe von Berun
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»Das Erbe von Berun« (Die Blausteinkriege 1) von T.S. Orgel
Das Kaiserreich Berun hat schon bessere Tage gesehen. Seit der alte Kaiser, der „Löwe von Berun“ tot und sein Sohn an der Macht ist, sind die Menschen unzufrieden geworden. Der neue Kaiser ist schwach und tut nur das, was ihm gefällt. Die Kaiserinmutter bemüht sich verzweifelt, das Reich zusammenzuhalten. Doch sie hat mächtige Feinde. Das Königreich Kolno, der Novenische Städtebund und auch das Protektorat Macouban träumen davon, sich von Berun loszusagen. Der fanatische Flammenschwertorden versucht, alles auszumerzen, was anders ist und Menschen mit magischen Gaben zu vernichten.
Sara ist ein Straßenmädchen und besitzt eine Gabe: Sie kann so mit ihrer Umgebung verschmelzen, dass sie für andere unsichtbar ist. Diese Gabe nutzt sie, um als Diebin zu überleben, bis sie eines Tages auf Henrey Thoren stößt, den „Puppenspieler“, ein Meisterspion und Beschützerin der Kaiserinmutter. Er überzeugt Sara, in den Dienst des Kaiserhauses zu treten. Auf einer ihrer Missionen erfährt sie, dass ein Anschlag auf die Kaiserinmutter geplant ist. Zusammen mit Thoren versucht sie alles, dies zu verhindern.
Marten ad Sussetz ist ein Spieler mit einer Schwäche für Frauen. Als er einen Ordensritter tötet, wird er ins Exil ins Protektorat Macouban geschickt, einem Land, in dem die Magie noch ausgeübt wird und das heimlich einen Aufstand gegen Berun vorbereitet. Als Marten am dortigen Fürstenhof erfährt, dass Ritter aus Berun mordend und plündernd durch das Macouban ziehen, beschließt er, herauszufinden, was los ist.
In der Zwischenzeit findet der Blausteinsucher und Fährtenleser Lebrec heraus, dass die Ritter aus Berun nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Mit Hilfe des Blausteins, einer Droge, die es Menschen mit Gaben ermöglicht, diese zu verstärken, flieht er ins Macouban, um die Menschen dort zu warnen. Aber wird er es rechtzeitig schaffen?
Kommentar:
„Die Blausteinkriege I – Das Erbe von Berun“ ist der erste Teil einer neuen Fantasyserie der Brüder Tom und Stephan Orgel. Leider merkt man diesem Buch an, dass es nur der Auftakt einer Geschichte ist. Die Handlung benötigt sehr viel Zeit, bis Spannung und Tempo aufgebaut werden. In den ersten zwei Dritteln des Buches werden Personen und Orte vorgestellt, Königreiche und Fürstentümer, die gegeneinander intrigieren, einen Umsturz planen oder Verbündete suchen, ein Assassine, der im Auftrag seines Arbeitgebers Personen ermordet. Erst zum Ende nimmt das Buch Fahrt auf, wird sehr spannend, endet dann aber auch plötzlich und ohne die meisten der Fragen zu beantworten.
Mir fiel es schwer, in das Buch hineinzukommen, da ich es anfangs verworren fand, die Charaktere und Orte nicht zuordnen konnte. Geholfen hat mir dabei die Karte am Anfang des Buches, sodass ich mir einen räumlichen Überblick verschaffen konnte. Ich hatte aber lange Zeit das Gefühl, dass mir die Zusammenhänge fehlen, wer warum was tut. Das mag auch daran liegen, dass die Kapitel sich mit einem der Protagonisten befassen, im Hintergrund aber viele andere Personen die Fäden ziehen. Der Leser erfährt nur durch Dialoge und Gedanken der handelnden Personen, teilweise auch nur in Nebensätzen, dass zum Beispiel der Fürst des Protektorats Macouban einen Aufstand plant oder dass sich der Städtebund lossagen möchte. Diese Personen kommen selbst nicht zu Wort und treten im ersten Band auch nicht wirklich in Erscheinung.
Die Protagonisten haben alle ihre Eigenarten und Fehler. Die meisten waren mir eher unsympathisch, auch wenn sich das zum Teil im Laufe der Geschichte geändert hat. Besonders die Handlung um Marten ad Sussetz hat mir am Ende sehr gut gefallen, ebenso wie das Protektorat Macouban mit seiner Magie, die dort immer noch im Verborgenen ausgeübt wird, seinen Göttern und dem schwül-warmen Klima. Teilweise bedienen die Autoren auch die üblichen Klischees, wie das Straßenmädchen, das ein gutes Herz hat, obwohl es stehen muss, um zu überleben, oder den fanatischen Religionsführer, der nur seine Sicht der Dinge annimmt.
Die Sprache ist wie die Handlung in einigen Kapiteln eher zäh und schafft es nicht, Atmosphäre aufzubauen, in anderen Kapiteln hatte ich das Gefühl, selbst dort zu sein, zum Beispiel bei einem Handlungsstrang auf See, als ein Sturm aufkommt und Meeresungeheuer das Schiff bedrohen. Diese Kapitel waren sehr lebendig und bildlich beschrieben.
Gestört haben mich persönlich auch die vielen Bühnenmetaphern, die immer wieder auftauchen, in denen die Welt als Bühne beschrieben wird und die Akteure als Schauspieler oder Marionetten, die gehorchen müssen.
Das Magiesystem fand ich interessant: Einige Menschen haben Gaben, aber benötigen zum Ausüben oder Verstärken dieser Gaben meistens den für den Körper gefährlichen Blaustein. Leider spielen der Blaustein und die Magie am Anfang nur eine untergeordnete Rolle. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Büchern noch ändert – der Epilog und auch der Name des Buches lassen zumindest darauf schließen.
Fazit:
Ich fand das Buch weder schlecht noch besonders gut, als erster Band der Reihe braucht es etwas Zeit, bis Tempo und Spannung aufgebaut werden. Dass die Autoren schreiben können, wird in einigen Kapiteln immer wieder deutlich, daher hoffe ich, dass der nächste Band gleich so anfängt, wie der erste Teil aufgehört hat. Das letzte Drittel des Buches hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt, auch den nächsten Teil zu lesen.