Kevin Emerson Die Vertriebenen 1
Flucht aus Camp Eden
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»Flucht aus Camp Eden« (Die Vertriebenen 1) von Kevin Emerson
In nicht allzu ferner Zukunft ist der befürchtete Klimawandel eingetreten. Die Temperatur hat sich rapide erhöht, die Polkappen sind geschmolzen und die Städte entweder überschwemmt worden oder die Wüste hat sich ausgebreitet. Riesige Feuer wüten über Jahre und zerstören die letzten Reste der Vegetation. Die Menschheit lebt in einer der fünf Edenkuppeln, die über den gesamten Erdball verteilt gebaut wurden, in einem der unterirdischen Hubs oder in der bewohnbaren Zone im Norden, ein schmaler Streifen Land, in dem noch Leben möglich ist. Nomaden streifen durch die Gegend und versuchen, der Strahlung zu trotzen.
Owen Parker lebt mit seinem Vater im Yellowstone Hub. Damit er endlich einmal herauskommt und etwas Schönes erlebt, schickt Owens Vater ihn in das Feriencamp Camp Eden, das sich in der Kuppel Eden West befindet. Im Vergleich zu den Menschen draußen und in den Hubs leben die Bewohner der Kuppeln ein relativ entspanntes Leben mit nur geringer Strahlendosis. Owen ist trotzdem alles andere als begeistert, hat er doch Schwierigkeiten, Freunde zu finden und versucht daher, möglichst unsichtbar zu sein. Doch dann begegnet er Lilly, einer Juniorbetreuerin und Rettungsschwimmerin. Er beschließt, sie zu beeindrucken, indem er an einer Schwimmprüfung teilnimmt, obwohl Schwimmen in seinem Leben unter der Erde eine nicht allzu große Rolle gespielt hat. Es kommt wie es kommen muss: Schon nach wenigen Bahnen bekommt Owen einen Krampf und ertrinkt.
Das Ertrinken ist dann aber doch gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hat; denn obwohl er zehn Minuten unter Wasser war, kann ihn Lilly wieder zum Leben erwecken. Während er noch darüber grübelt, wie das möglich ist, merkt er, dass er zwei große Schnitte am Hals hat, als wenn ihn dort ein Tier mit seinen Klauen gekratzt hätte. Schlimmer noch, diese Schnitte beginnen wahnsinnig zu jucken und es zieht Owen immer wieder ins Wasser. Nach und nach erkennt er, was mit ihm passiert und er beginnt zu begreifen, dass er anders ist als die anderen Jugendlichen – auf eine Art, die er sich nie zu träumen gewagt hätte.
Aber auch der Direktor des Camps scheint zu ahnen, dass mit Owen etwas nicht stimmt und dass empfindet Owen als ziemlich besorgniserregend, gibt es doch eine Menge Gerüchte in der Kuppel, dass Kinder und Jugendliche, die anders waren, verschwunden sind. Während er versucht, dem Geheimnis seiner Herkunft und dem Sinn der Edenkuppeln auf die Spur zu kommen, muss er feststellen, dass die Kuppeln nicht so sicher sind, wie er dachte, und dass er erst noch herausfinden muss, wer seine Freunde sind und wer seine Feinde.
Kommentar:
Ich liebe Dystopien. Inzwischen gibt es reichlich Auswahl auf dem Markt, was mich nur freuen kann, was aber auch bedeutet, dass vieles schon einmal geschrieben wurde und mich nicht alle Bücher wirklich begeistern können. In diesem ersten Band der Trilogie geht es um eine durch den Klimawandel zerstörte Welt. Das ist an sich nichts Neues, trotzdem fand ich die Ausgangslage interessant, die Beschreibungen der Erde nach der Erwärmung fand ich im Großen und Ganzen in sich schlüssig und spannend beschrieben. Vieles davon ist durchaus vorstellbar, gerade die Kriege um Ressourcen oder der Ausbruch von Seuchen oder die Probleme mit der Strahlung. Allerdings ist diese Welt nur der Ausgangspunkt der Geschichte; diese handelt eigentlich von den mysteriösen Kräften, die Owen entwickelt und was es damit auf sich hat.
Warum mir dieses Buch nicht ganz so gut gefallen hat wie andere Dystopien, hat eigentlich zwei Gründe. Zum einen gefielen mir die Szenen, die im Feriencamp handelten, einfach nicht. Der Autor hat in seiner Danksagung geschrieben, dass sich vieles davon so auch in seiner Jugend abgespielt hat, als er seine Ferien in Camps verbrachte, aber die amerikanischen Feriencamps scheinen komplett anders zu sein als zum Beispiel die Zeltlager bei uns, die ich aus meiner Jugend kenne, daher fand ich vieles davon dann doch eher merkwürdig. Die Abläufe oder Traditionen waren mir einfach fremd und ich bin nicht damit warm geworden. Die Stadt in der Kuppel und das Leben der Bewohner, die mich interessiert hätten, kommen dagegen in diesem Buch gar nicht vor. Aber vielleicht ändert sich das noch.
Der zweite Grund, warum ich mich manchmal mit der Geschichte schwer getan habe, waren die mystischen Aspekte, die mir einfach zu weit hergeholt waren. Ich weiß, das Buch gehört in den Bereich der Fantasy, ich hatte nur irgendwie erwartet, dass die Geschichte trotzdem irgendwie so in der Zukunft hätte passieren können. Es ist schwer, das genau zu beschreiben, ohne den Inhalt zu verraten, aber manchmal war mir dann doch alles ein bisschen zu esoterisch.
Abgesehen davon hat mich das Buch gerade zum Ende hin dann doch noch fesseln können. Der Autor versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen, gerade wenn es um Verfolgungsjagden oder die Entschlüsselung von Geheimnissen geht, bevor die Gegner auftauchen. An einigen Stellen hat mich das Buch ein bisschen an Indiana Jones erinnert, vor allem, wenn Owen und seine Freunde einen Kristallschädel suchen.
Auch die Szenen mit Owen und Lilly haben mir gut gefallen und ich habe mitgelitten, wenn Owen sich mal wieder lächerlich gemacht hat. Überhaupt mochte ich Owen und Lilly eigentlich von Anfang an. Bei den anderen Protagonisten hat es ein bisschen gedauert, aber im Laufe des Buches haben sie an Tiefe gewonnen und waren, wenn auch nicht immer alle sympathisch, doch zumindest interessant. Selbst Leech, der mit Vorliebe den anderen das Leben schwer macht, konnte ich am Ende ein bisschen besser verstehen.
Fazit:
Trotz anfänglicher Schwächen, Längen und meiner Meinung nach etwas zu viel Mystik nimmt das Buch zum Ende Fahrt auf und wurde dann doch noch so spannend, dass ich es nicht mehr weglegen konnte. Daher freue ich mich schon auf den zweiten Teil, der dann hoffentlich gleich so weitermacht, wie der erste Teil aufgehört hat.