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Stephen Baxter / Alastair Reynolds

Die Medusa-Chroniken

  • Autor:Stephen Baxter / Alastair Reynolds
  • Titel: Die Medusa-Chroniken
  • Serie:
  • Genre:
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:11 Oktober 2016
  • Preis:14,99 EUR

 
»Die Medusa-Chroniken« von Stephen Baxter / Alastair Reynolds


Besprochen von:
 
Flavius
Deine Wertung:
(4)

 
 
Nachdem Commander Howard Falcon bei einem Luftschiffunglück schwer verletzt wurde, und nur dank modernster Technik am Leben erhalten werden konnte, wurde der überwiegende Teil seines Körpers und seiner inneren Organe durch künstliche Implantate ersetzt. Einhergehend mit seinem neuen Dasein als Cyborg, geniesst Falcon, neben einer unglaublichen körperlichen Robustheit, nun auch noch eine erstaunliche Langlebigkeit.

So ausgestattet, erkundet Falcon als erster Mensch die oberen Atmosphäreschichten des Jupiters und sieht dort der ersten Begegnung der Menschheit mit einer außerirdischen Lebensform entgegen – den quallenartigen Medusen.

Aber Falcon erlebt im Laufe seines langen Lebens noch weit faszinierendere und tragischere Ereignisse. Er ist dabei, als die von Menschen gebauten Maschinen Intelligenz entwickeln und eine eigene Zivilisation errichten, er erlebt die Besiedelung des Sonnensystems und die Vernichtung der Erde, durch eben jene Maschinen, denen er bei der Geburt ihrer Zivilisation hilfreich zur Seite stand.

Kurz bevor der Krieg der Maschinen gegen die Menschheit ihren tragischen Höhepunkt erreichen kann, kommt es auf dem Jupiter, jenem Ort zu dem Falcon eine tiefe innere Verbundenheit spürt, zu einer einschneidenden Begegnung, die für beide Zivilisationen, die der Menschen und die der Maschinen, einen Wendepunkt markiert.

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Stephen Baxter und Alastair Reynolds gehören ohne Frage zu den innovativsten und begnadesten SF Autoren unserer Zeit. Sie stehen für Qualität und (manchmal leider auch) Quantität. Ihre Geschichten sind in der Regel wissenschaftlich ausgerichtet, bedienen sich modernster Technologien und kranken oftmals daran, dass ihre Charaktere nicht wirklich gut ausgearbeitet und oberflächlich sind. Das mag man ihnen aber aufgrund ihrer erstaunlichen und phantastischen Weltenentwürfe und Geschichten gerne verzeihen.

Ausgerechnet dieses Duo greift nun eine über vierzig Jahre alte Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke auf (für die dieser mit dem Nebula Award ausgezeichnet wurde) und führt diese, nicht sonderlich technisch und wissenschaftlich ausgearbeitete Story, die dafür aber den Sense of Wonder geradezu aus allen Poren versprüht, fort. Und erstaunlicherweise, funktioniert das ausgesprochen gut.

Es wäre für beide Autoren ein leichtes gewesen ihren bekannten Stil in die Geschichte einzubringen und mit technischen und wissenschaftlichen Errungenschaften und Gimmicks nur so um sich zu schmeißen. Aber genau das haben sie eben nicht gemacht und vielleicht gelingt gerade deshalb die Fortsetzung so gut. Es gibt keinen Bruch zwischen den Erzählformen der drei Autoren, die Teile fügen sich nahtlos ineinander ein. Baxter und Reynolds schaffen es, das Niveau und den "Geist" der Kurzgeschichte Clarkes zu übernehmen und, davon bin ich überzeugt, diese im Sinne des Autors fortzuführen.

Die Charaktere, einschließlich Howard Falcon, waren und sind nach wie vor recht oberflächlich. Gerade bei Falcon ist das etwas schade, denn er ist das verbindene Glied. Er ist schlecht greifbar, seine Motive relativ unklar und sein Gefühlsleben (als Halbmensch/Halbmaschine) außen vor. In der Kurzgeschichte von Clarke fällt das noch nicht besonders auf, denn diese handelt hauptsächlich nur von seinem Flug in der Jupiterathmosphäre. Offensichtlicher wird diese Eindimensionalität dann leider in dem seitenfüllenden Roman. Dennoch bleibt Falcon eine faszinierende Persönlichkeit.

Baxter und Reynolds beschränken sich in ihrem Buch aber nicht nur auf die Ereignisse nach Falcons Flug durch die Jupiteratmosphäre, sondern greifen auch Ereignisse auf, die weit in der Vergangenheit liegen. In einer anscheinend alternativen Vergangenheit (relativ zu unserer) stürzt ein Asteroid auf die Erde zu und droht diese zu vernichten. Es obliegt den alten Gemini und Apollo Astronauten, zusammengewürfelt aus fiktiven und geschichtlichen Personen, diese Gefahr von der Erde abzuwenden. Einer dieser Männer ist ein Vorfahre jener Familie, die ein Wegbegleiter Falcons werden wird. So ist auch hier eine Brücke zwischen der Kurzgeschichte und dem Roman geschlagen.

Immer wiederkehrend sind Falcons Reisen zum Jupiter, mit dem er sich tief verbunden fühlt. Weniger Augenmerk richten die beiden Autoren leider auf die Geschichte der Maschinen. Durch seine Existenz als Cyborg, ist Falcon quasi zu einem Vermittler zwischen den Maschinen und den Menschen geworden. Die sich anbahnenden Feindseligkeiten zwischen diesen beiden Parteien führen zum Untergang der Erde und zur Auswanderung der Menschheit unter anderem zum, wie könnte es anders sein, Jupiter, in dessen Atmosphäre sich die Menschheit bewohnbare Habitate erschaffen hat. Hier wird wieder einmal der viel besungene, aber leider in der heutigen Zeit immer seltener anzutreffende, Sense of wonder zur Geltung gebracht.

Aufgrund der Langlebigkeit von Falcon, zieht sich die Erzählung über mehrere Jahrhunderte hinweg. Hier finden teils erhebliche Zeitsprünge statt, die Baxter und Reynolds auch nicht weiter ausschmücken. Falcon tritt quasi nur immer dann auf den Plan, wenn er gebraucht wird, z. B. als Forscher oder als Vermittler. Die Ereignisse zwischen diesen Zeitsprüngen kommen etwas zu kurz. So hat das Buch ab und an den Charakter eines Episodenromanes und nicht den einer durchgängigen Erzählung. Das tut dem Lesegenuss aber keinen Abbruch.

Fazit
Es ist ein netter Zug des Verlages die Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke (Ein Treffen mit Medusa, OT: A meeting with medusa) am Ende des Buches mit einzufügen. Mit dieser Story sollte man dann auch praktischerweise beginnen, denn sie ist die Vorlage für das daraus entstandene Buch. Der Sense of wonder Faktor ist recht hoch und macht Die Medusa Chroniken (OT: The medusa chronicles) zu einer schönen und sehr stimmungsvollen Geschichte.
 


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