Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters, Torsten Weitze Minen der Macht 1
Minen der Macht: Der Unheiler
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»Minen der Macht: Der Unheiler« (Minen der Macht 1) von Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters, Torsten Weitze
Wie ein gigantischer Trichter bohrt sich die Minenstadt in die Tiefe, in der Glücksritter nach geheimnisvollen Artefakten suchen. Der Fund einer grausig entstellen Leiche, der Pflanzen aus Mund und Augen wachsen, ruft Gunter, den Hauptmann der Schlammringwache, auf den Plan.
Die Spur führt zum Gastwirt Woulf, der hinter einer mehrfach verschlossenen Tür nicht nur das Geheimnis seines Bierbratens hütet. Auch der Aschling Rami ist verdächtig, denn ganz offensichtlich führt er seltsame Experimente in seiner Behausung durch. Ob die junge Diebin, und Kletterkünstlerin Kröte ihre Langfinger im Spiel hat, ist ebenfalls ungewiss. Gemeinsam mit seiner der Todesmagie mächtigen Base Nasiima beginnt Gunter zu ermitteln.
Als noch mehr Leichen auftauchen wir ihm klar, dass ausgerechnet seine Hauptverdächtigen, ihm helfen können, das Geheimnis der Toten aufzudecken. Doch kann er ihnen trauen, oder ziehen sie ihn nur noch tiefer hinunter in den Schlamm der Grube?
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Ich hatte das vorliegende Buch eigentlich gar nicht auf meinem Schirm, aber der Fischer TOR Verlag hat es mir unaufgefordert als Rezensionsexemplar zukommen lassen. Was sich als ausgesprochener Glücksfall entpuppt hat, denn der erste Teil der Reihe Minen der Macht – Der Unheiler hat sich als recht witzig und unterhaltsam herausgestellt. Wenn man dem Cover glauben darf (ich glaube ja fast alles) waren nicht weniger als fünf Autoren an dem Buch beteiligt – und von keinem einzigen habe ich bis dato irgendetwas gelesen. **LOL**
Schauplatz der Geschichte ist der Ort Grubenstedt, eine Art Trichterstadt die von oben nach unten gebaut wird und in konzentrische Ebenen unterteilt ist, welche sich ringförmig um den gemeinsamen Mittelpunkt “der Grube“ ziehen. Auf jeder dieser Ebenen haben sich Menschen niedergelassen, die dort arbeiten und leben. Je tiefer diese Ebene dem eigentlichen Boden ist, umso trostloser, dreckiger und unbedeutender wird sie, bzw. die Menschen die dort leben. In der obersten Ebene, dem Palastring, lebt die Oberschicht Grubenstedts, wohlhabende Männer und Frauen. Dort befindet sich auch der Palast der Familie Feehlenwerk. Die nicht ganz so Reichen leben auf der nächsten Ebene, dem Fazettring mit dem magischen Bauwerk „die Nadel“ genannt. Die unterste der sechs Ebenen ist der Schlammring, wo die eigentliche Geschichte spielt. Die ganze Stadt ist von einem magischen Schutzring umgeben.
Auf dem Schlammring ist Gunter Hyazinth vom Adlerstein der Hauptmann der Schlammwache, quasi der maßgebliche Polizist. Seine Wache findet einen Toten, dem Pflanzen aus allen Körperöffnungen wachsen. Da dies ein bis dato einmaliger Vorgang ist, und Gunter eine mögliche Epidemie befürchtet, nehmen er und seine Leute die Ermittlungen auf. Schnell sind einige Verdächtige ermittelt. Ein Wirt, ein Unheiler und eine Diebin – alle scheinen irgendwie in die Sache involviert zu sein, was sich letztendlich aber als Irrtum herausstellt. Da aber alle, die Schlammwache und die Verdächtigen, unter Zuhilfenahme einer Todesmagierin namens Nasiima, die zufällig die Base von Gunter ist, an einem Strang ziehen wird der oder die Schuldig(e) gefunden.
Die Bedrohung für Grubenstedt geht aber nicht nur von dem / der Unheiler(in) aus, welche durch ihre / seine Magie für die bizarren Todesfälle verantwortlich zeichnet. Eine zweite Bedrohung rückt im Verlauf der Story in den Vordergrund. Wie schon geschrieben, ist die Stadt von einem magischen Schutzschild umgeben, der zwar Menschen hindurchläßt, aber kein Eisen. Etwaige Angreifer müssten sich also nur mit Holzknüppeln bewaffnet den Schildwachen entgegenstellen, was eher ein aussichtsloses Unterfangen ist. Da aber der Schutzschirm immer wieder Aussetzer bekommt und flackert, bzw. für kurze Zeit völlig in sich zusammenbricht, besteht für Grubenstedt die Gefahr, von dem Blutsturm, einer Armee brutaler Mörder und Killer, überrannt zu werden. So sieht es aus.
In der Geschichte wimmelt es förmlich von skurrilen, liebenswerten und sympathischen Charakteren. Fast ohne Ausnahme, man weiß gar nicht, wen man besonders hervorheben sollte. Auch wenn einige von ihnen durchaus unmoralische Sachen machen, Kröte ist eine Diebin, Rami ein Unheiler und auch Gunter selbst zögert nicht vor Folter zurück (wenn es denn nicht anders geht), aber dennoch haben alle irgendwie das Herz am rechten Fleck. Und wie sich alle im Verlauf der Geschichte zusammenraffen und den / die Schuldige(n) (will nicht spoilern) finden, ist wirklich lesenswert.
Der Zusammenhang zwischen Unheiler / Unheilerin und den immer wieder auftretenden Aussetzern des Schutzschirms wird dem Leser schnell klar. Das ist keine Überraschung. Die Spannung kommt mir leider ein Tacken zu kurz, denn so richtig aufregend ist die Geschichte nicht, dazu müssen die Protagonisten zu wenig wirklich gefährliche Situationen überstehen. Aber das tut dem Ganzen meiner Meinung nach überhaupt keinen Abbruch. Von Langeweile keine Spur – dafür aber von jeder Menge Humor. Oftmals musste ich über die schnoddrige Ausdrucksweise der Protagonisten laut lachen. Wirklich toll geschrieben.
Über die Welt auf der Grubenstedt liegt erfährt man leider etwas wenig. Woher kommen die magischen Artefakte, die in den Minen gefunden werden? Wie sind die vorherrschenden Machtverhältnisse auf dieser Welt und welche genauen Ziele verfolgt der Blutsturm? Einfach nur morden und plündern wäre mir als Beweggrund zu wenig. Es ist zu hoffen und wäre wünschenswert, wenn die Autoren in den Folgebänden etwas mehr von der Welt preisgeben würden.
Das Autorenteam ergänzt sich zudem vortrefflich, obwohl ich nicht sagen kann, ob das jetzt unbedingt gut oder schlecht ist. Man spürt keinen Bruch in der Erzählung, irgendeinen Hinweis darauf, dass nun jemand anderes der Fünf die Geschichte weiter erzählt. Da ich aber von niemandem der Autoren bisher etwas gelesen habe, ist das auch nicht sonderlich verwunderlich – oder ich habe es schlichtweg nicht bemerkt. Auf der einen Seite spricht dieses Hochhalten des Stils für die Autoren, auf der anderen Seite finde ich es auch irgendwie schade, dass alle Fünf im gleichen Stil schreiben. Keine Ahnung wie die Aufteilung der Story ausgesehen hat. Jeder immer nur ein Kapitel und dann der nächste? Oder jeder der Fünf hat sich einen Handlungsfaden vorgenommen? Gunter / Kröte / Rami / Woulf / Nasiima? Wäre interessant gewesen das zu wissen.
Fazit
Ein tolle und wirklich lesenswerte Geschichte. Mir hat es Spaß gemacht allen Beteiligten auf ihrer Suche nach dem / die Missetäter(in) zu folgen. Auch wenn die eigentliche Geschichte aufgelöst und abgeschlossen wurde, bleibt ein übergeordneter Handlungsfaden, der hoffentlich in den bisher zwei folgenden Büchern fortgesetzt wird. Für mich ist Minen der Macht: Der Unheiler eine Leseempfehlung wert.