Robert Kirkman The Walking Dead 3
The Walking Dead
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»The Walking Dead« (The Walking Dead 3) von Robert Kirkman
In dem kleinen Ort Woodbury haben sich die Überlebenden einer Zombiekatastrophe mehr oder weniger häuslich eingerichtet. Regiert wird ihre kleine Gemeinschaft von Philip Blake, dem Governor. Selbstherrlich und brutal gibt er die Gesetze vor und ist mehr an seinem eigenen Wohl und an dem seiner toten Tochter, die er sich als Zombie im Nebenraum hält, interessiert. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn. Etwas dazwischen scheint es für ihn nicht zu geben, von Dr. Stevens, auf den Woodbury und Blake angewiesen sind, mal abgesehen. Einer dieser Feinde aus früherer Zeit ist die junge Lilly Caul, die sich mittlerweile jedoch mehr schlecht als recht mit ihrem Leben in Woodbury abgefunden hat und Blake nach dem Mund redet. Als drei Fremde in den Ort kommen, überschlagen sich die Ereignisse.
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Eigentlich neige ich ja dazu etwas längere Inhaltsangaben zu schreiben, aber bei dem vorliegenden Buch The walking dead 3 (OT: The walking dead – The fall of the govenor : Part one) will mir einfach nichts besonderes oder tiefsinniges einfallen. Es geht eigentlich nur um das Zombie-Grundszenario - den Überlebenskampf. Irgendwo gibt es immer noch einen Platz der sicher ist, den man erreichen und verteidigen muss. Alles wiederholt sich irgendwie und wird daher von mal zu mal weniger interessant. Für mich ist die Geschichte daher einfach zu flach und eindimensional um mich wirklich überzeugen zu können – aber, sie liest sich glücklicherweise recht gut.
Die Protagonistin in dem Buch ist die junge Lilly Caul. War sie im zweiten Band noch eine überzeugte Gegnerin von Philip Blake, und hat sie dort noch versucht ihn aktiv zu bekämpfen, so scheint sie sich mittlerweile mit ihm arrangiert zu haben. Also eine Wandlung vom Saulus zum Paulus. Leider will mir nicht wirklich einleuchten warum das so ist, denn Blake ist mit der Zeit kein geringeres Arschloch als früher geworden. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Ein weiterer wichtiger Protagonist ist zudem Austin Ballard. Er und Lilly werden im weiteren Verlauf ein Paar und unternehmen viele gemeinsame Ausflüge.
Philip Blake, der Governor, ist ohne Frage die zwielichtigste Figur in der Geschichte. Auf der einen Seite hält er den Laden am laufen (das haben Hitler, Stalin und Idi Amin aber auch geschafft), auf der anderen Seite ist er jedoch nur an seinem eigenen Vorteil interessiert. War seine Sorge und Zuneigung um seine Zombietochter im zweiten Band noch anrührend, so wird sie nun so langsam aber sicher einfach nur noch krank und hat mit Liebe rein gar nichts mehr zu tun. Beim lesen des Buches, baut sich sogar echter Hass gegen diesen Widerling bei mir auf.
Wird das Buch auf dem Cover noch mit dem Untertitel –Der Roman zur Blockbuster-Kultserie- angepriesen, muss man sich mittlerweile aber ernsthaft fragen, was Buch und Film denn eigentlich noch handlungstechnisch wirklich gemeinsam haben. Es tauchen diesmal zwar weitere sehr wichtiger Charakter aus der TV Serie auf, Rick Grimes, Michonne und Glenn, aber irgendwie will sich das alles nicht so wirklich in den Rahmen einfügen, den man vom Fernesehen her kennt. Die Handlung harmoniert vielmehr, und das auch wesentlich besser, mit der Comic Reihe – auf die auch die Fernsehserie beruht. Nun ja, sei es drum.
Wer in dem Band auf ein paar ekelige Splatterszenen hofft, wird wohl etwas enttäuscht werden. Diesmal stehen klar die gruppeninternen Streitigkeiten im Vordergrund, denn mittlerweile hat man in Woodbury mehr Probleme mit den Angehörigen der Gattung Homo Sapiens als mit den Untoten. Als ewiger Nörgler und entschiedener Gegner Blakes tut sich hier Dr. Stevens hervor. Allerdings belässt er es bei verbalen Attacken und wird nicht handgreiflich - was man, wenn man sich die Leibwächtern von Blake einmal anschaut, aber durchaus verstehen kann. Allerdings kann das ewige Rumgenörgel und der Drang seinen Patienten die Wahrheit über Blake erzählen zu müssen für andere durchaus gefährlich werden, wie die Reporterin Christina am eigenen Leib erfahren muss. Wenn Dr. Stevens in all der Zeit so viel auszusetzen hatte, hätte er wesentlich früher Konsequenzen ziehen müssen. Dies holt er nun zwar nach, aber die Sache läuft dann doch etwas anders als er es sich gedacht hat.
Auch die Suche nach immer neuen Lebensmitteln wird thematisiert. Da die Läden, Geschäfte und Häuser in der näheren Umgebung bereits nach Lebensmitteln abgesucht wurden, müssen sich die Beschaffungstrupps immer weiter von ihrer Ausgangsbasis entfernen um an die lebenswichtigen Güter zu gelangen. Ein mitunter gefährliches Unterfangen. Hier hätte man aus der anfänglichen Proviantsuche von Martinez, Lilly und Co und der sich anschließenden Suche nach den Überlebenden des Hubschrauberabsturzes, vielleicht etwas mehr herausholen können. Statt dessen werden diese möglichen Spannungsbögen viel zu schnell und zu unspektakulär abgehandelt. Eine Chance, die leider nicht genutzt wurde.
Auf eine emotionale Achterbahnfahrt haben mich einzig und allein die beiden Folterszenen, Blake an Michonne und Michonne an Blake, mitgenommen. Hier muss ich aber gestehen, dass ich diese in solch einer Deutlichkeit nicht unbedingt hätte lesen wollen. Es ist schon ein Unterschied ob man liest wie ein Zombie sein Dasein aushaucht oder wie eine Frau vergewaltigt, bzw. ein Mann zerstückelt wird. Völlig unverständlich auch, warum Michonne dem Leben von Blake kein Ende gesetzt hat. Denn das dieser die geschilderte Folter überlebt dürfte eigentlich klar sein, sonst käme nicht bereits im Oktober des Jahres der vierte Band der Reihe heraus. Und ein Woodbury ohne Blake ist im Moment (noch) nicht vorstellbar.
Tja, welches Fazit ziehe ich nun für mich? Auf der einen Seite habe ich für dieses Buch gerade mal einen Tag gebraucht um es zu lesen. Das ist eigentlich ein gutes Zeichen, denn wenn es mir nicht zugesagt hätte, hätte ich vermutlich wesentlich länger daran zu knabbern gehabt. Auf der anderen Seite jedoch bietet der vorliegende Band überhaupt nichts neues oder wirklich aufregendes. Für mich wurden in diesem Roman einfach die falschen Schwerpunkte gesetzt. Es wirkt auf mich etwas blutleer und das ist vermutlich das schlimmste was man über einen Zombieroman sagen kann.