Joe Haldeman Marsbound, Band 2
Starbound (dt. Ausgabe)
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»Starbound (dt. Ausgabe)« (Marsbound, Band 2) von Joe Haldeman
Nachdem im Vorgängerband Marsbound die Erde fast durch eine Bombe, im Körper eines Marsianers verborgen, vernichtet wurde, möchte man nun gerne wissen, wer denn genau „die Anderen“ überhaupt sind, also jene Wesen, die seit Jahrhunderten die Erde beobachten lassen und nun keine Skrupel haben, diese auch zu vernichten.
In aller Eile wird die ad Astra gebaut. Ein Raumschiff, mit dem sich Carmen Dula, ihr Ehemann Paul und fünf weitere Personen auf eine sechsjährige Reise begeben, um den Heimatplaneten der Anderen im Wolf25 System aufzusuchen. Auch zwei Marsianer befinden sich mit an Bord um eine mögliche Kontaktaufnahme zu erleichtern. Für alle Beteiligten steht jedoch mehr oder weniger fest, dass es sich dabei um eine Selbstmordmission handelt, denn die Reaktion der Anderen auf das menschliche Raumschiff ist unberechenbar. So könnten sie davon ausgehen, dass es sich um einen Vergeltungsschlag der Menschheit gegen ihr Heimatsystem handelt.
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Starbound (OT: Starbound) knüpft nahtlos an die Ereignisse von Marsbound an, auch wenn in der Zwischenzeit ein paar Jahre vergangen sind. Um den Einstieg zu erleichtern, zeichnet Haldeman in den ersten Kapiteln noch einmal kurz die Ereignisse des Vorgängerbandes auf. Um die Handlung aber richtig zu verstehen, ist es doch ratsam, auch Marsbound gelesen zu haben, denn der Grund der ganzen Reise ist halt dort zu finden.
Licht und Schatten wechseln sich im Buch ab. Es ist immer recht interessant zu lesen, wie sich eine bunt zusammengewürfelte Crew, hier sind es sieben Menschen und zwei Marsianer, auf engem Raum und über einen sehr langen Zeitraum hinweg, verhält. Natürlich treten dabei Spannungen auf und es werden problematische Situation zu bewältigen sein. Denkt man. Haldeman beschäftigt sich leider aber hauptsächlich mit den sexuellen Aspekten dieser Reise und das leider sehr intensiv. Es geht dabei weniger um dein eigentlichen Akt, sondern vielmehr um die (vermeintlich) spannende Frage, wer mit wem, wann und wo in die Kiste hüpft. Da sich eine Quasi-Nymphomanin (die mit zwei Ehemänner verheiratet ist) mit an Bord befindet, sind dieser Frage Tür und Tor geöffnet. Das liest sich aber weder sonderlich interessant und wird mit der Zeit auch äußerst öde.
Ein weiterer heikler Punkt ist die Vielzahl der verschiedenen Erzählperspektiven. Quasi in jedem Kapitel wird die Geschichte aus einer anderen Sicht erzählt. Manchmal ist Carmen, dann wieder einer der Marsianer oder jemand von Carmens Kameraden der Protagonist. Das sorgt zwar durchaus für eine willkommene Abwechslung, hat aber den Haken, dass man nie weiß, aus wessen Sicht die Geschichte denn nun gerade erzählt wird. Es wäre ungemein hilfreich gewesen, hätte neben der Kapitelnummer auch noch der Name, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, gestanden. So sorgt es oftmals für Verwirrung, wenn man das Kapitel nicht direkt einer handelnden Person zuordnen kann.
Um die Reise von Carmen und Co erst zu ermöglichen, greift Haldeman auf einen Kniff zurück. Er zieht die „freie Energie“ aus dem Hut. Diese wird sozusagen von einem Spenderplaneten bereitgestellt und kann irgendwie von den Marsianern und den Anderen abgezapft und verwendet werden. Nachdem die Menschen die Technik dieser Abzapfung erlernt haben, steht nun auch ihnen unbegrenzte Energie zur Verfügung. Dieser Vorgäng ist äußerst ominös und funktioniert wohl eher nach dem Deus ex machina Prinzip. Haldeman hat irgendeine Möglichkeit gesucht und sich dann die freie Energie aus dem Hut gezaubert.
Nach dem gleichen Muster verfährt er auch bei der Kontaktaufnahme von Dulas Crew mit den Anderen, bzw. deren Abgesandten. Diese haben einen Weg entdeckt, um ohne Zeitverzögerung riesige Entfernungen zurücklegen zu können. Diese Art des Reisens wird jedoch nur unzureichend und unbefriedigend erklärt und dient wohl nur dazu, um die Geschichte abzukürzen und Haldemann weitere Peinlichkeiten um den Sex in der ad Astra zu ersparen.
Die Protagonisten kennt man in der Regel aus dem Vorgängerband. Eine echte Weiterentwicklung erfahren sie leider nicht. Von den Neuzugängen, allesamt Spione mit einem Nebenberuf (Arzt, Diplomat und Psychologe), ist der Diplomat Namir noch der interessanteste Charakter. Sein Frau Elza und sein Mann Dustin treten eher in den Hintergrund, owohl die einzige wirkliche Krise an Bord der ad Astra ausgerechnet von der Ärztin Elza heraufbeschworen wird.
Allen Kritikpunkten zum Trotz, weiß die Geschichte aber dennoch zu unterhalten. Sie plätschert bisweilen zwar vor sich hin, hat aber diese gewisse Unterspannung, da man nicht weiß, wie sich die Anderen bei der Annäherung der ad Astra verhalten werden, oder ob nicht doch die drei Neuzugänge (Spione mit militärischem Hintergrund) im Geheimen einen ganz anderen Auftrag haben als Dula und der Leser vermuten. Auch die Zuspitzung, nachdem auf halber Strecke die Abgesandten der Anderen bei der ad Astra auftauchen, sorgt für einige sehr interessante Aspekte. Die Krönung der Geschichte ist jedoch ihr Ende. Das Schicksal das die Erde erleiden muss, ruft (zumindest bei mir) eine gewisse Erwartungshaltung und Vorfreude auf den dritten Band Earthbound hervor.
Die Auswirkungen der Zeitdilatation, an Bord der ad Astra sind (aufgrund ihrer Reise mit Fast-Lichtgeschwindigkeit) nur einige Jahre vergangen, während auf der Erde fast 50 Jahre verstrichen sind, hätte auch gerne etwas krasser ausfallen können. Es hätte der Geschichte einen zusätzlichen reizvollen Aspekt geben können, wie ihn sich Haldeman bereits in seinem Buch Der ewige Krieg zunutze gemacht hat. So kommen Dula und ihre um zwei Mitglieder geschrumpfte Crew eigentlich in die Welt zurück, die sie verlassen haben.
Was ich auch nicht verschweigen möchte, denn mittlerweile ist es schon fast ein Ärgernis, ist das schlechte Lektorat. Wie in allen Büchern des Verlages die ich gelesen habe, wimmelt es geradezu von Rechtschreibfehlern, Wortauslassungen oder Satzverdrehern. Gut, davon kann ich mich auch nicht freisprechen, aber einem so professionellen Verlag wie Mantikore darf das einfach nicht in dem Ausmaß passieren.
Fazit
Eine nette Geschichte, aber ohne besondere Dramatik oder Höhepunkte. Sie weiß durchaus zu unterhalten, aber wer sie nicht kennt, hat auch nicht allzuviel verpasst. Gegen ihren Vorgänger Marsbound fällt sie ab, weiß aber durchaus eine gewisse Vorfreude auf den letzten Band der Reihe zu wecken. Kann man lesen, muss man nicht.