Henry Zou Warhammer
Eiserner Dorn
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»Eiserner Dorn« (Warhammer) von Henry Zou
Auf dem Planeten Solo-Baston findet eine Rebellion gegen die Ekklesiarchie des Imperiums statt. Die imperialen Soldaten rücken aus um die Rebellion niederzuschlagen, das Unternehmen scheitert jedoch. Die Aufständischen sind im Besitz eines Geschützes mit dem die Landung der Truppen auf dem Hauptkontinent unterbunden werden kann. Die Verluste des Imperiums sind riesig. Oberst Baeder bekommt den Auftrag mit seinem 88. Bataillon des 31. Riverine Regiments das Geschütz auszuschalten. Für Baeder und seine Soldaten wird der Auftrag zu einem Opfergang, denn in den Reihen des Gegners befinden sich auch vier Chaos Marines die zu allem entschlossen sind.
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Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, dass hier jemand mal wieder versucht sein persönliches Vietnamtrauma zu verarbeiten. Henry Zou wäre ja nicht der erste SF Autor der die Geschehnisse aus den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderst in die ferne Zukunft projiziert. Aber der Autor ist nun mal einfach zu jung um an solch einem Trauma zu leiden. Die Parallelen sind jedoch auf jeden Fall gegeben, zumindest bis zum Mittelteil des Buches.
Man hat irgendwie nicht das Gefühl einen Warhammer Roman zu lesen, sondern wähnt sich selber irgendwo in der Nähe des Ho-Chi-Minh-Pfads, tief im Feindesland, umgeben vom Vietcong. Genau wie die US-Marines aus dem Film Apokalypse Now , schippern die imperialen Soldaten mit Schnell- und Kanonenbooten durch die Flüsse tief im Dschungel. Vorbei an Häusern, die auf einer Art Bambus am Flussufer stehen, werden sie ab und an aus dem Hinterhalt von Rebellen beschossen und müssen sich mit Hunger, Durst und allerlei Geschwüren herumplagen. An Land selber haben die Rebellen unterirdische Höhlen und Gänge ausgehoben um so in den Rücken des Feindes gelangen zu können. Die Ähnlichkeit ist so offensichtlich und frappierend, dass ein reiner Zufall vermutlich ausgeschlossen werden kann.
Zou versteht es allerdings mich als Leser zu fesseln. Die Story liest sich recht spannend und unterhaltsam, der Schreibstil ist einfach und geradlinig. Das Geschehen konzentriert sich ausschließlich auf das Unternehmen und den finalen Kampf, hauptsächlich aus der Sicht von Baeder, aber auch aus der Sicht von Mautista, einem Rebellen. Beide Protagonisten durchleben in der Geschichte einen grundlegenden Wandel. Fort von ihren einstigen Idealen, Ansichten und ihrem Glauben, hin zu etwas völlig Neuem (ohne zuviel verraten zu wollen). Die Wandlung wird nachvollziehbar geschildert und bildet für mich den eigentlichen Höhepunkt der Geschichte.
Interessant auch, dass hier in dem Buch praktisch eine Umkehrung der Gut / Böse Schiene stattfindet. Nicht die Chaos Truppen sind hier die Unholde, sondern vielmehr die imperialen Befehlshaber, Geschäftsleute und Kleriker. Zou zeigt praktisch die häßliche Fratze des Imperiums, und das fand ich recht gelungen und auch erfrischend zu lesen. Überhaupt kommt die ganze imperiale militärische Führung unfähig und korrupt daher. Der Feldzug wird geradezu dilettantisch durchgeführt und bedarf des noch relativ jungen Fyodor Baeder um richtig in Schwung zu kommen und erfolgreich zu enden. Das ganze wirkt zwar arg konstruiert vom Autor, aber man kann es ihm verzeihen.
Das einzige das ich dem Autor vorwerfen kann ist, dass er ab und zu etwas zu plakativ seinen moralischen Zeigefinger hebt. Gerade was die Beziehung zwischen den imperialen Soldaten und der Zivilbevölkerung angeht. Etwas zu offensichtlich versucht Zou Gewalt und Grausamkeit gegen Unbeteiligte zu rechtfertigen. Die Gründe sind dabei zwar nachvollziehbar und verständlich, dürfen aber einfach nicht als Ausrede herhalten, denn damit kann man jeden Übergriff oder Kollateralschaden rechtfertigen. Und das sollte einfach nicht so sein.
Abschließend kann ich nur sagen, dass Zou einen packenden und spannenden Roman abgeliefert hat, für mich ein echter Seitenfresser. Das Buch ist recht unterhaltsam und, da es sich auf das Wesentliche beschränkt und überflüssige Nebenschauplätze vermeidet , gut und zügig zu lesen. Es wäre bestimmt interessant den Autoren mal zu Hause zu besuchen. Er gibt ja selbst an, dass er seine Ideen, wann immer sie ihm einfallen, sofort aufschreibt. Egal ob auf Papier, auf einem seiner Tische oder sogar an seinen Küchenwänden. Das Schicksal der Chaos Marines, aus dem Orden der Blood Gorgons, die sich hier im Kampf gegen das Imperium bewährt haben, wird übrigens in seinem Nachfolgeband Blood Gorgons weiterverfolgt. Es wäre klasse, wenn der Heyne Verlag auch diesen Band veröffentlichen würde. Vermutlich wird er das auch machen, denn die Bücher aus dem Warhammer Universum scheinen ein fester Bestandteil des Programms zu sein. Eine gute Entscheidung.