Wer glaubt, zum Thema "Vampire" sei schon alles gesagt oder
geschrieben worden, der hat noch nicht "Necroscope" gelesen.
Brian Lumley holt aus dem "verstaubten" Vampirmythos noch Erstaunliches
heraus. Eine Mixtur aus Spionage Krimi und Horrorroman erwartet den Leser,
der sich auf die Welt von Lumley einlässt. Hintergrund aller Romane
ist eine Spezialeinheit, die sich der Vernichtung der Vampire verschrieben
hat. Nahezu alle Mitglieder sind übersinnlich begabt, haben also Fähigkeiten
wie Telephatie oder können den Aufenthaltsort von Personen bestimmen.

Deren Anführer ist Harry Koegh, genannt "der Necroscope - Totenhorcher".
Er ist der mächtigste der Agenten und besitzt zudem die Fähigkeit,
sich mittels einer anderen Dimension - dem "Möbiusraum" -
durch die Zeit und den Raum zu bewegen. Um ihn kreisen die Romane, wobei
nun der fünfte Band im Festa-Verlag vorliegt.
Der ca. 170 Seiten dünne Roman spielt auf verschiedenen Ebenen, welche
Lumley geschickt ineinander verflochten hat. So wechseln die Schauplätze
von Genua über Rumänien, Russland und wieder zu England. Für
den geübten Leser ist das recht große Personenpersonal kein Hindernis
- er weiß alle zuzuordnen. Aber für einen Einsteiger in die Saga
sei der Griff zu Band 1 geraten, obwohl der Band 5 nach einigen Seiten Eingewöhnungszeit
keine Schwierigkeiten mit der Hintergrundgeschichte macht. Die gewohnten
Strukturen eines Spionagekrimis mit unheimlichen Elementen sind strikt eingehalten
worden, so dass man leicht in den Stoff hineinfindet. Aber durch die Erinnerung
an die Vorgeschichte kann man dem Band 5 wesentlich mehr an Tiefe abgewinnen.

Lumley schreibt flüssig und angenehm leicht. Verständnisschwierigkeiten
bleiben - bis auf wenige genannte Ausnahmen beim Personal - erfreulich gering.
An manchen Stellen verschiebt sich die Genre-Mischung für meinen Geschmack
etwas zu sehr in Richtung Agententhriller, wird aber gerade noch rechtzeitig
durch kräftige Horrorelemente abgefangen. Die Erstürmung eines
vampirverseuchten Hauses durch die Spezialeinheit ist ein gelungenes Beispiel
für die Verschmelzung beider Genres - derart spannend und actionbetont
wurde im Horrorbereich selten geschrieben!

Insgesamt ein würdiger Nachfolger der Bände 1-4, der Lust auf
die folgenden Bände macht. In den Sommerferien stellt dieses leicht
geschriebene Buch eine kurzweilige Lektüre dar, welche nicht zu schwierig
ist, um sie nicht auch noch im Freibad genießen zu können: Nicht
unbedingt anspruchsvoll, aber actionbetont und mit irren Ideen gespickt.
Wertung: 7 von 10 Sternen