Johnstone, William W. / Festa, Frank Ashes 1
Die Stunde Null.
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»Die Stunde Null.« (Ashes 1) von Johnstone, William W. / Festa, Frank
Wieder einmal bricht in einem SF Roman der atomare Weltkrieg aus - und wieder einmal überlebt ein Rest der Menschheit (und nicht nur die Kakerlaken und Ratten). Und wieder einmal gibt es einen echten „harten“ Kerl, der sich mit Hilfe von automatischen Handfeuerwaffen zum Beschützer des schwachen Geschlechts aufschwingt.
Das klingt nach einem Trash-movie und genau das könnte „Ashes“ auch sein: unterhaltsamer, nichtssagender Trash. Kurzweilig und spaßig. Aber es gibt einige Dinge, die mir den Spaß gründlich verdorben haben.
Bevor ich mich der Aussage des Romans zuwende, möchte ich den Inhalt kurz umreißen:
Auf den ersten hundert Seiten erklärt Johnstone, dass Rebellen im amerikanischen Militär einen doppelten Coup planen, um so einen atomaren Weltkrieg zu entfachen, was auch gelingt. Dies ist allerdings so verwirrend erzählt, dass ich beim besten Willen nicht sagen kann, welche Namen zu welcher Gruppierung gehören. Macht auch nichts - nach dem Atomkrieg sind eh alle tot (bis auf zwei).
Ben Raines, ein ehemaliger Vietnamkämpfer, überlebt den atomaren Holocaust, weil er von Wespenstichen geplagt, ihn glatt verschlafen hat (!) - super einfach, danke für den Tipp, Johnstone. Raines ist Schriftsteller. Er will durch das ganze Land (USA) fahren und aufzeichnen, was er erlebt, um eine postatomare Chronik zu verfassen. Dabei begegnet er Plünderern, sexuell aggressiven Rednecks und anderen unfreundlichen Zeitgenossen, die er ohne Bedenken mit seiner M16 über den Haufen schießt. Frei nach dem Motto - erst schießen, dann fragen. Andererseits begegnet Raines auch so mancher hübschen Lady, die direkt nach dem atomaren Overkill gerade nichts anderes zu tun haben, als mit Raines zu schlafen. „Praktisch“, denkt sich da der männliche Leser „- schade, dass wir gerade keinen Atomkrieg haben!“.
Später nehmen die Rebellen Kontakt zu Raines auf, denn er soll ihr neuer General werden. Aber Raines ist von diesem Vorschlag gar nicht begeistert, doch seine Träume deuten bereits im ersten Band darauf hin, dass er im zweiten Band sicherlich General der Rebellenarmee sein wird. Denn Raines träumt von einem einfachen Land, wo alle an der Regierung beteiligt sind und es einfache, aber harte Gesetze gibt.
Und an dieser Stelle wird die Sache verdammt kritisch. Raines verkörpert eine derart reaktionäre Weltsicht (das Wort „Philosophie“ zu benutzen, käme einer Vergewaltigung des Wortsinnes gleich!), dass sich mir die Haare sträuben. Raines findet, dass von den Liberalen den Verbrechern zu viele Freiheiten erlaubt wurden (z.B. durften Gefängnisinsassen in der Vorkriegs-USA Büchereien benutzen, um nach einer Möglichkeit zu suchen, eine Wiederaufnahme ihres Verfahrens zu bewirken; das ist nach Raines falsch!), dass privater Waffenbesitz eine Art Naturgesetz ist (und die Anwendung von Waffen sowieso) und er glaubt, dass nur die Starken in der Natur überleben - ein Sozialdarwinismus, der schon von manchen Diktatoren benutzt wurde, um ihre eigenes Süppchen zu kochen!
Selbst vom Stil her, gibt es wenig Positives zu berichten. Johnstones Roman glänzt durch die Abwesenheit jeglicher sprachlicher Finesse. Es finden sich keine Metaphern, keine Vergleiche, noch sonst irgendetwas, was man als Stilmittel erkennen könnte. Einzig eine humoristische Stelle ist gelungen.
Fazit: Ein Buch, das man nicht gelesen haben sollte.
Meine Wertung: 2 von 10 Sternen.