Kôji Suzuki
Der Graben
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»Der Graben« von Kôji Suzuki
Menschen verschwinden
Sterne erlöschen
Das Magnetfeld der Erde gerät durcheinander und es kommt zu ungewöhnlichen Vorfällen. Doch durch was wird dieses Chaos ausgelöst? Dieser Frage stellt sich die Reporterin Saeko, die sich seit des Verschwindens ihres Vaters eingehend mit Vermisstenfällen beschäftigt. Nach und nach kommen immer mehr ungewöhnliche und bedrohliche Begebenheiten ans Licht; das Leben auf der Erde scheint bedroht, eine Rettung aussichtslos.
Das Cover ist in dunklen blau und grau Tönen gehalten. Eine Brücke spannt sich über einen Fluss, dunkle Wolken ziehen über den Himmel. Auf mich wirkt das Bild bedrohlich und dem Verfall preisgegeben. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt gewählt, da es Hoffnungslosigkeit und Angst widerspiegelt.
Gänsehaut, mulmiges Gefühl, Schweißausbrüche, so begann das Buch von Koji Suzuki und sog mich mit Gewalt in seinen Bann. Spannend, bildgewaltig und absolut fesselnd kreierte der Autor ein Bild vom Ende der Welt, welches verstörender nicht sein könnte. Suzuki stellt keine wilden Theorien in den Raum, sondern begründet alles wissenschaftlich fundiert. Oft konnte ich seinen mathematischen und physikalischen Ausschweifungen folgen, noch öfters allerdings nicht. Ganz schwierig gestaltete es sich für mich, als er auch noch philosophische Ansätze mit einarbeitete. Ich gebe es zu, für mich, die kein Studium absolviert hat, blieb vieles im Dunkeln. Unter zur Hilfenahme diverser Internetseiten brachte ich Licht ins Dunkel, bis mir dieser Weg zu mühselig wurde und ich die Theorien einfach als gegeben hin nahm. Doch auch mit dieser Lösung hinkte ich oft den Ausführungen hinterher und verlor das Interesse. Für jemanden mit einem wesentlich größerem mathematischem Verständnis, wird das Buch garantiert ein Renner und ein unvergessliches Erlebnis werden.
Zwischen den wissenschaftlichen Ausführungen schreitet die eigentliche Handlung voran. Dies sehr lebendig, die Dialoge sind spritzig und die Spannung steigert sich von Seite zu Seite. Die Mischung aus einem rein wissenschaftlichen Werk und einem packenden Thriller ist Koji Suzuki großartig gelungen, auch wenn für mich nicht alles nachvollziehbar war. Trotzdem schaffte es der Autor, mich zum Grübeln zu bringen. In Gedanken beschäftigte ich mich viel mit dem Buch und wahrscheinlich wird es mich auch
noch lange begleiten; vor allem, wenn es einen Sonnensturm gibt, oder ein Apfel von einem Baum fällt.
Seinen Protagonisten haucht er feinfühlig Leben ein. Äußerst behutsam stellt Koji Suzuki Saeko vor und gibt nach und nach sehr tiefe Einblicke in ihr Leben, in ihre Seele; was sie antreibt, was sie leitet und wie sie zu diesem interessanten Menschen
geworden ist, den sie verkörpert. Die aktuellen Ereignisse berühren sie zwar, aber so nah wie das Verschwinden ihres Vaters lässt sie es nicht an sich heran kommen. Saeko ist ein in sich gekehrter Mensch, dem es schwerfällt, Vertrauen aufzubauen und sich fallen zu lassen. Tiefergehende Gefühle scheinen ihr fremd zu sein. Denn immer wenn sie einen Menschen näher an sich heran lässt, wird sie enttäuscht und verletzt. Ihren seelischen Panzer zu durchbrechen ist schwer, aber dahinter verbirgt sich eine wunderbare Persönlichkeit, der ich sehr gerne zu sah und sie auf ihrem ungewöhnlichen Abenteuer begleitete.
An ihrer Seite steht ein Kamerateam und eine Detektei. Die Personen agieren wunderbar miteinander, sind alle unterschiedliche und eigenständige Persönlichkeiten, aber neben Saeko ist einfach nicht genug Platz, um sich zu entfalten. Dies störte mich allerdings nicht im Geringsten.
Mein Fazit
Kein Null-Acht-Fünfzehn Thriller! Ein mathematisches, physikalisches Werk
mit einem starken Hang ins Philosophische. Eine ungewöhnliche Mischung.