Isaac Asimov
Die Stahlhöhlen
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»Die Stahlhöhlen« von Isaac Asimov
Seit Hunderten von Jahren leben acht Milliarden Menschen auf der Erde in riesigen und hermetisch von der Außenwelt abgeschlossenen Citys, den Stahlhöhlen. Die Menschen sind so sehr an ihre Lebensweise gewöhnt, dass es für sie undenkbar wäre diese Stahlhöhlen zu verlassen und sich dem Anblick des grenzenlosen Himmels oder der Weite des Landes auszusetzen. Im Gegensatz dazu steht das Leben der menschlichen Spacer auf den von ihnen besiedelten fünfzig Planeten. Diese leben in ihren großzügig bemessenen Anwesen, lieben den freien Himmel und lassen die anfallenden Arbeiten von ihren Robotern erledigen. Die Spacerwelten sind dünn besiedelt, in der Regel leben dort nicht mehr als eine paar Millionen.
In der City von New York haben die Spacer offiziell einen diplomatischen Stützpunkt errichtet, Spacetown. Da sich die Ansichten der Erdbewohner sehr von denen der Spacer unterscheiden, kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen ihnen. Die Erdbewohner halten die Spacer für arrogant und lehnen ihre Haltung bezüglich der Roboter strikt ab.
Als ein führender Robotiker der Spacer ermordet wird, fällt der Verdacht daher sofort auf einen Erdenbewohner. Aus politischen Erwägungen heraus wird der New Yorker Polizeibeamte Elijah Baley mit der Untersuchung des Mordfalls beauftragt. Pikanterweise, stellen ihm die Spacer den Roboter R. Daneel Olivaw zur Seite. Da Baley ebenfalls Ressentiments gegenüber Robotern hegt, gestaltet sich die Zusammenarbeit nicht immer leicht.
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Satte 62 Jahre ist es nun schon her, dass Isaac Asimov sein Buch Die Stahlhöhlen (OT: The caves of Steel) schrieb und somit den Grundstein für die erfolgreiche Verbindung zwischen seinen Roboter Romanen und denen aus der Foundation Reihe legte. Während der Polizist Elijah Baley nur noch in zwei weiteren Büchern Asimovs auftaucht, blieb den Lesern R. Daneel Olivaw noch bis zum Abschlussband der Foundation Reihe erhalten. 1964 wurde das Buch von der BBC fürs Fernsehen verfilmt, mit keinem geringeren als Peter Cushing in der Rolle des Elijah Baley. 1989 gab es dann, ebenfalls von der BBC, die Radioversion als Hörspiel.
Im vorliegenden Buch bedient Asimov das klassische whodunit ,-wer hat's getan?-, Konzept. Die Morduntersuchung gestaltet sich recht schwierig, was wohl daran liegt, dass es weder Zeugen, noch eine Tatwaffe noch ein eindeutiges Motiv gibt. Da sich zudem die Anzahl möglicher Täter gegen Null bewegt, ist die Ausgangslage für Baley und R. Olivaw mehr als ungünstig.
Der eigentliche Fall wird leider nur sehr kurz abgehandelt. Asimov legt in der ersten Hälfte des Buches mehr Wert auf die Schilderung der Lebenssituation der Erdbewohner und die sich daraus ergebenden Probleme, wie Überbevölkerung, Platzangst und der vollständigen Abhängigkeit von Hefe als Grundnahrungsmittel. Hinzu kommt eine Abneigung gegen Roboter, die den Erdbewohnern von den als überheblich geltenden Spacern aufs Auge gedrückt wurden, und welche nun die menschlichen Arbeitskräfte verdrängen. Dadurch wird der Hass auf die Spacer, und alles was sie verkörpern, geschürt und dem Wunsch einer wachsenden Gruppe von Traditionalisten auf ein Leben „zurück zur Scholle“ Vorschub geleistet.
Da aber auch die Spacer ihre Probleme haben, eine stagnierende Bevölkerungszahl und eine Vereinsamung auf ihren riesigen Anwesen (die sie in der Regel alleine bewohnen), scheinen beide Gesellschaften, die der Erde und die der Spacer, keine Zukunft zu haben. Hier setzt Asimov an und bietet eine Alternative, nämlich die Auswanderung der Erdbewohner auf neue Planeten – mit Robotern an ihrer Seite. Für die meisten Menschen ist allein der Gedanke daran, der blanke Horror. Aber auch einige Spacer sind auf eine, dass All in einer zweiten Auswanderungswelle kolonisierende Erde, nicht gut zu sprechen.
Nachdem Asimov diesen Komplex abgearbeitet hat, widmet er sich dem eigentlichen Thema, dem Mordfall. Der ist jedoch in seiner Auflösung recht unspektakulär, fast schon enttäuschend. Als Leser kann man nur selten mitfiebern oder versuchen, von selbst auf den Täter zu kommen. Wie Sherlock Holmes, löst auch Baley den Fall allein durch deduktives Denken, denn es gibt ja weder Zeugenaussagen, noch die Tatwaffe, noch irgendwelche Beweise, anhand derer der Täter überführt werden könnte.
Aufgelöst wird der Fall durch eine Beobachtung, die Baley erst im Nachhinein macht. Die Lösung des Falls fusst aber nicht auf dieser Beobachtung, sondern dient lediglich dazu, die Lösung zu begründen, da sie erst nach der eigentlichen Offenbarung, wer der Täter ist, gemacht wurde. Also nicht die klassische Variante -ich habe einen Beweis und leite daraus ab wer der Täter ist-, sondern vielmehr die Version -ich vemute wer der Täter ist und suche dazu die passenden Beweise-. So zieht Baley zum Ende hin den Mörder, wie der Zauberer sein Kaninchen, aus dem Hut.
Das die Geschichte schon über sechzig Jahre alt ist, merkt man ihr oftmals an. Es werden Buchfilme gesichtet, Kassetten angeschaut, die Energiegewinnung gelangt durch Kernkraft und die Erdregierung sitzt im Weißen Haus – und das, obwohl die Menschheit zu dem Zeitpunkt bereits vereinigt ist. Auch wenn das Buch dadurch etwas antiquiert wirkt und mitunter sehr dialoglastig ist, liest es sich dennoch gut und flüssig.
Die Geschichte ist in sich logisch aufgebaut und hat zwei starke Charaktere, die oftmals nicht viel miteinander anfangen können. Immer wieder interessant sind die Passagen, in denen Baley dem Roboter Olivaw das „Menschsein“ erklärt. Auch wenn Asimov nicht viel für Religion übrig hatte (er sah sich selbst als Agnostiker und als Atheisten), findet sich das Thema dennoch in vielen seiner Bücher und Kurzgeschichten wieder. Stolz auf sein jüdisches Erbe, schrieb er zwei Abhandlungen über die Bibel: Asimov's Guide to the Bible und The Story of Ruth . Kein Wunder also, dass Baleys Wissen um den Vornamen seiner Frau nicht von ungefähr kommt.
Was bleibt?
Die Stahlhöhlen ist ein durchaus lesenswertes Buch, welches das Aufeinandertreffen von zwei völlig gegensätzlichen menschlichen Kulturen und deren Wertevorstellungen mit einer leider nur leidlich spannenden Kriminalstory verbindet. Gleichzeitig liefert es die Gründe, warum die Menschheit eine zweite Kolonisierungswelle einläutete und legt damit die Grundlage für die späteren Foundation Bücher. Mir hat es gut gefallen.