Harryson, Harry / Holm Hammer und Kreuz-Trilogie 1
Hammer des Nordens
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»Hammer des Nordens« (Hammer und Kreuz-Trilogie 1) von Harryson, Harry / Holm
Der legendäre Wikingerführer und berüchtigte Pirat Ragnar Lodbrok findet ein unrühmliches Ende. Als sein Schiff an der Küste Britanniens strandet, wird er von König Ella gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Obwohl der König die Rache der Wikinger fürchtet und lieber Lösegeld für Ragnar verlangen würde, unterliegt er den Einflüsterungen der Kirche, die den Gottlosen tot sehen möchte. Eine unendliche Anzahl von Leichen hat der brutale Wikinger auf seinen Feldzügen zurück gelassen, zu viele Frauen wurden vergewaltigt und entführt, Dörfer und Städte dem Erdboden gleich gemacht.
Der Tod ihres Vaters ruft die vier Söhne Ragnars auf den Plan und sie wollen den unrühmlichen Tod Ragnars rächen. Doch nichts läuft so, wie gewünscht und die Ursache dafür findet sich in ihren eigenen Reihen. Die Anhänger des Weges, einer neuen Glaubensrichtung, sind gegen die hemmungslose Brutalität ihrer Anführer und Kampfgefährten und mir dieser Einstellung bringen sie Unruhe in die Schar der Kämpfer. Und die Söhne Ragnars erreichen bei weitem nicht die Genialität ihres Vaters. Sie bauen auf ihre Überzahl, ihre Kraft und Stärke, doch von Taktik und Angriffsplänen verstehen sie nicht viel.
Als Thorvin, ein Anhänger des Gottes Thor, den jungen Engländer Shef zu seinem Lehrling erklärt, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Shef ist das Kind einer Vergewaltigung. Seine Mutter wurde von dem Wikinger Sigvarth entführt und geschändet, sie konnte allerdings fliehen und in ihre Heimat zurück kehren. Shef lebt als ungeliebter Bastardsohn auf dem Anwesen seines Vaters, der kurz davor steht, den Jungen in die Sklaverei zu verkaufen. Als die Wikinger an der Küste landen und das Dorf, in dem Shef lebt, überfallen, ist der Junge nicht anwesend. Bei seiner Rückkehr erfährt er, dass seine Stiefschwester Godive, die er über alles liebt, von den Wikingern entführt wurde und er macht sich auf, das junge Mädchen zu retten. Begleitet wird er von seinem Freund Hound, der ihm treu zur Seite steht.
Die Begegnung zwischen Thorvin und Shef verändert den Lauf des Krieges. Das kann auch Ivar der Knochenlose, der gefürchtetste Sohn Ragnars, nicht verhindern, der den Jungen abgrundtief hasst.
Kommentar:
Zufällig schaut mein Lebensgefährte gerade die Serie Vikings . Mir war nicht bewusst, dass Ragnar Lodbrok eine legendäre Sagengestalt ist und sich viele Geschichten um ihn Ranken. Das Buch beginnt ungefähr dort, wo Staffel vier der Serie beginnt. Obwohl viele Parallelen zu finden sind, richtet sich im Buch das Augenmerk auf den jungen Shef. Er ist ein Wanderer zwischen den Welten. Der Welt der Engländer und Wikinger und der Traumwelten, in denen ihm sein Schicksal offenbart wird. Als Kind eines Wikingers und einer Britin wird er bei den Wikinger willkommen geheißen. Shef wird Lehrling in Thorvins Schmiede, hat er doch schon auf dem Anwesen seines Vaters oft in der Schmiede ausgeholfen und sich Fertigkeiten angeeignet. Hound entwickelt ein Talent zum heilen und kommt zu Ingolf, dem Wundarzt, in die Lehre. Ingolf ist ebenfalls ein Anhänger des Weges. Sie wollen die Ausbreitung des Christentums in der Welt verhindern, allerdings ohne Gewalt, sondern durch Bekehrung. Jeder Anhänger des Weges trägt ein kleines Symbol, das zeigt, zu welchem Gott er sich zugehörig fühlt. Der Hammer für Thor, ein Bogen, ein Horn oder ein Schwert für Frya, Heimdal oder einen der anderen Götter. Sie suchen nach neuem Wissen und erst Shef erkennt, dass neues Wissen alleine nicht reicht, sondern das man verlorenes Wissen neu entdecken muss. Er weiß, dass die Römer mit dem Einsatz von Kriegsmaschinen, ein Weltreich errichteten. Nur sind alle Bücher und alles Wissen über die Vergangenheit Eigentum der Kirche. Der Kirche, die Ragnar töten ließ und die Wikinger als Heiden bekämpft. Man fragt sich als Leser oft, welche der Seiten nun schlimmer ist, denn die Brutalität der sogenannten Christen überwiegt oft die der Ungläubigen.
Die neue Kriegsführung unter Einsatz von Maschinen , teilt das Heer der Nordmänner in zwei Fraktionen. Viele können und wollen ihre Tradition der Kriegsführung nicht ändern, sie wollen stürmen, töten, plündern. morden, vergewaltigen und dann den Sieg betrinken. Sie kennen keine Disziplin und gehorchen niemandem. Shef verfügt über einen immensen Wissensdurst, strategisches Denken entwickelt die Pläne für die neuen Maschinen, die zum ersten Mal bei einer Belagerung zum Einsatz kommen. Die Anhänger des Weges stehen auf der Seite des jungen Mannes und der Erfolg gibt ihnen recht. Der Aufstieg und Siegeszug Shefs lässt sich nun nicht mehr aufhalten. Da die Männer, die sich dieser Art der Kriegsführung angeschlossen haben, Milde gegen die Engländer walten lassen, werden sie bald von diesen gegen Ivar unterstützt. Die Kirche sendet einen Hilferuf nach Rom und schon bald landet das Heer Karl des Kahlen an den Küsten Englands, um die Heiden ein für allemal aus Britannien zu vertreiben. Gepanzerte Ritter, die noch nie von einer Armee besiegt wurden.
Der Kern der Geschichte ist sehr spannend , doch der Leser braucht sehr viel Geduld, diesen Kern zu finden. Die ersten 100 Seiten sind sehr mühsam zu lesen und auch zwischendrin gibt es sehr langatmige Passagen, die ich einfach überblättert habe. Die Erzählstruktur und die Ausdrucksweise wirken etwas altmodisch und nehmen dem Roman einiges von seiner Spannung. Wenn man dieses Roman nicht als historischen Roman, sondern als Fantasyepos liest, stören die historischen Fehler in Ausrüstung und Ausstattung nicht sonderlich.
Ich habe die alte Ausgabe des Heyne Verlags gelesen. Der Mantikore Verlag hat diese Serie mit einer neuen Übersetzung neu aufgelegt. Ich werde den zweiten Teil in der neuen Übersetzung lesen und bin gespannt, ob ein Unterschied zu erkennen ist. Das Cover dieser Ausgabe gefällt mir allerdings wesentlich besser, es zeigt, was den Leser erwartet und Liebhaber nordischer Mythologie können hier sofort zugreifen.
Fazit:
Ein spannender Plot, etwas langatmig erzählt