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Grieser, Patrick J.

Venus Fliegenfalle

  • Autor:Grieser, Patrick J.
  • Titel: Venus Fliegenfalle
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Basilisk
  • Datum:00 -
  • Preis:9.80 DM

 
»Venus Fliegenfalle« von Grieser, Patrick J.


Besprochen von:
 
Markus M. Korb
Deine Wertung:
(4)

 
 
Schon vor Erscheinen des ersten Buches machte der Basilisk Verlag von sich reden. Sowohl Aufmachung, Inhalt und Preis seiner Publikationen sollten in der Kleinverlagsszene Maßstäbe setzen. Mit der Verpflichtung von Antje Ippensen und Alfred Wallon hat der Basiliskverlag auch in schriftstellerischer Hinsicht auf Qualität gesetzt. Durch diese Vorgaben war ich natürlich sehr gespannt, als ich Patrick J. Griesers „Venusfliegenfalle- Die Stadt der Nacht“ in die Hand nahm.

Das Buch erscheint als sehr schöne Hardcover Ausgabe. Die Titelillustration von Adrian Maleska darf getrost als gelungen bezeichnet werden. Auch die Innenseiten fallen durch ihre Qualität auf. Es wurde hochwertiges Papier benutzt, das im Gegensatz zu anderen Erzeugnissen von Kleinverlagen deutlich dicker ist. Der Satz ist gelungen, erscheint er auch ungewöhnlich groß.

Der Band „Die Venusfliegenfalle - Die Stadt der Nacht“ enthält zwei Novellen, die sich sowohl vom Umfang her, als auch von ihrer Thematik überschneiden. Handlungsort ist jeweils eine Stadt, die sich durch ihre bizarre Natur auszeichnet.

In der ersten Erzählung „Venusfliegenfalle - Die Stadt der Nacht“ wacht der namenlose Ich-Erzähler in der Wüste auf. Er besitzt keine Erinnerungen an sein früheres Leben, sein Körper schmerzt und jemand hat ihn verstümmelt - seine Zunge wurde herausgeschnitten. Als er in dieser seltsamen Welt, die sich von unserer nahezu völlig unterscheidet, umherwandert, findet er eine ungewöhnliche Stadt „Dionea muscipula“. Deren Bewohner sind ausschließlich Greise und alle haben mit dem Erzähler das Merkmal gemeinsam, dass sie keine Zunge besitzen. Einzig die Menschen, die in den Türmen wohnen, besitzen die Fähigkeit zu sprechen - nutzen diese aber nur um den Himmel anzuschreien. Seltsame Maskenträger führen den Erzähler schließlich in einen Raum, wo er dem Herrscher der Stadt vorgeführt wird. Dieser zwingt alle Bewohner dazu, sich einem merkwürdigen Drogenexperiment zu unterziehen, dessen Sinn und Zweck dermaßen boshaft ist, dass sich der Erzähler zum Kampf gegen den Despoten entschließt. Dabei kommt ihm eine Kreatur zu Hilfe, die sich selbst als „Seelensammler“ bezeichnet...

In vielen Details wird von Patrick J. Grieser eine surreale Welt gezeichnet, die sich von ihrer Bildlichkeit und dem Personenarrangement her an H. P. Lovecraft oder C.A. Smith anlehnt. Diese Dark Fantasy Stadt erscheint als Allegorie der menschlichen Gesellschaft. Die Frage nach dem Wesen Gottes wird ebenso angesprochen, wie die philosophische Frage nach dem Grund, dass es das Elend auf der Welt gibt. Die Antworten sind horrortypisch vage gehalten und ermuntern den Leser dazu, sich eine eigene Meinung zu bilden.

"Jenseits des Spiegels - Die rätselhafte Stadt der Nacht aus einer anderen Perspektive" ist eine Novelle, welche wieder die Stadt der Nacht - „Dionea muscipula“ - als Handlungsort wählt. Es beginnt mit einer ganz alltäglichen Autofahrt. Die Hauptperson entscheidet sich für den Umweg über einen Gebirgspass. Plötzlich zieht ihn ein fremdartiger Nebel in eine unheimliche Welt hinein. Durch eine Höhle kommt er auf ein Felsplateau und sieht zum ersten Mal die Stadt. In der Stadt der Nacht wird er von Soldaten zu einem Sklavendasein gezwungen. Sinnlose Arbeiten gehen Hand in Hand mit nächtlicher Ausschweifung. Aber immer herrscht eine grausame Kälte. Schließlich begegnet er einem weisen Alten, der ihn aus seiner Gefangenschaft errettet, nur um ihn vor eine Aufgabe zu stellen, von deren Ergebnis das Schicksal aller Sklaven der Stadt abhängt...

"Jenseits des Spiegels - Die rätselhafte Stadt der Nacht aus einer anderen Perspektive" arbeitet mit anderen stilistischen Mitteln als die „Venusfliegenfalle“. Hier verwendet der Autor Patrick J. Grieser SF-Elemente wie Energiewaffen und neonlichtdurchflutete Straßen. Aber beide Male dienen die geschilderten Szenerien dem Autor dazu, sie mit Symbolen anzureichern.

Beide Novellen besitzen einen starken Symbolcharakter, der sie über das Niveau der sonstigen Publikationen im Dark-Fantasy-Bereich hinaushebt. Eine metapherndichte Sprache zwingt den Leser dazu, sich mit der Problematik des Textes auseinanderzusetzen. Dabei könnte manche abgedroschene Floskel vermieden werden, die den Erzählfluss stört. Doch sind diese Stellen nur vereinzelt zu finden, so dass sie kaum ins Gewicht fallen. Die Novellen sind eine beachtenswerte Leistung im Genrebereich Dark Fantasy und verdienen Aufmerksamkeit. Sie werden diese sicherlich bekommen.

Meine Wertung: 8 von 10 Sternen
 


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