Wolf Harlander
Schmelzpunkt
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»Schmelzpunkt« von Wolf Harlander
Grönland, wunderbar und unnahbar zu gleich . Hier arbeitet der Inuit Nanoq Egede als Touristenführer. Er lebt zusammen mit seiner Schwester in einem kleinen Häuschen; sein Hobby: drei Fichten, die er unbedingt am Leben erhalten will. Die ersten Bäume in Grönland seit der Zeit der Wikinger. Ein beschauliches, ein ruhiges und friedliches Leben im Einklang mit der Natur. Bis dieses letzte Paradies unwiederbringlich zerstört werden soll. Und das nicht nur vom Klimawandel...
In Berlin hingegen wird die städtische Luft für die beiden BND Mitarbeiter Nelson und Diana angeblich zu stickig. Ihr Chef schickt sie nach Grönland, getarnt als Landvermesser, sollen sie merkwürdige Vorkommnisse untersuchen, die mehr als nur ein Fischsterben sein könnten. Und zwar viel mehr...
Beide Parteien finden Unterstützung und Hilfe durch die Biologin Dr. Hanna Jordan. Doch was der Touristenführer der Inuit, zwei Agenten des BND und eine Biologin des Alfred-Wegener-Institutes wirklich zu Verbündeten macht, damit hätte keiner gerechnet!
Das Cover zeigt einen Ort mitten in der Arktis. Gegen Eisbären ist er umzäunt, es herrscht Dunkelheit und Leben ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Ein tiefer Riss im Eis arbeitet sich auf die kleine Siedlung vor und droht diese unwiederbringlich in die Tiefe zu reißen. Auf mich wirkt dieses Bild nicht nur bedrohlich, sondern es jagt auch einen eisigen Schauer über meinen Rücken. Es passt somit sehr gut zum Inhalt des Buches, da es Spannung verspricht.
Ich habe schon mehrere Bücher von Wolf Harlander gelesen und fand jedes spannend und toll. Und ebenso erging es mir mit Schmelzpunkt! Atemlose Spannung, gnadenlose Action und interessante Charaktere machten das Buch für mich genauso interessant wie die wunderbar beschriebene Landschaft Grönlands und der Arktis. Es ist die Mischung aus gut recherchierten Fakten und spannender Fiktion, die Wolf Harlanders neues Buch mal wieder zu einem Blockbuster werden ließ. Bildlich konnte ich mir das ewige Eis vorstellen, diese unendliche Weite und vor allem die Stille und die Kälte. Ein unfassbar erhabenes Gefühl. Bis sich ein Touristendampfer ins Bild schob, Menschen aus lud, die laut über das Eis trampelten und keinen Blick für die Natur hatten, sondern diese nur durch die Linse ihrer Kameras betrachteten, auf ihr Handydisplay starrten und auf der Jagd nach dem besten Selfie waren. Der Autor machte deutlich, dass wenn schon was im Kleinen nicht stimmt, auch das Große es nicht richten kann.
Denn die Gier der Menschen nach Rohstoffen ist unersättlich. Die Konzerne gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen, um an seltene Erden und das letzte Fitzelchen Öl zu gelangen. "Nach mir die Sintflut" scheint hier ein passender Ausspruch, denn das Eis schmilzt. Vieles, das Wolf Harlander in seinem Thriller beschrieben hat, musste ich im Internet nachlesen und konnte nicht fassen, dass es keine wilde Fiktion des Autors ist, sondern nackte Realität! Und trotzdem kam der Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz. Für mich brannten sich die Tatsachen ins Gedächtnis; so erschreckend sie auch sind.
Und passend dazu, kreierte Wolf Harlander sehr interessante Charaktere, zu denen ich schnell und problemlos eine Beziehung aufbauen konnte . Egal ob das zwei ambitioniert BND Agenten waren, eine Biologin oder ein Inuit. In Schmelzpunkt treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die ein verbindet: Die Liebe zur Natur, zu unserem Planeten. Sie sind keine Umweltaktivisten, sondern decken gnadenlos auf, was schief läuft. Tatsachen, die nicht weg zu diskutieren sind. Aber zu ignorieren. Zu welchem Preis, wird sich zeigen. Selten hat der Spruch (vermutlich der Cree) „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ so gut gepasst.
Mein Fazit
Der Beginn und über weite Teile des Buches ein absoluter Blockbuster! Das Ende hingegen war anders als erwartet. Ein starkes Werk des Autors, das Lust auf mehr macht!