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Tom Perrotta

Die Verlassenen: The Leftovers


 
»Die Verlassenen: The Leftovers« von Tom Perrotta


Besprochen von:
 
Lanara
Deine Wertung:
(3)

 
 
An einem normalen Oktobertag verschwanden auf mysteriöse Art Menschen. Es gab keinen Anschlag, keine Naturkatastrophe, nichts ließ darauf schließen, dass dieser Tag anders sein sollte als die anderen. Und doch passierte das Unerklärliche. Männer, Frauen, Alte, Junge – plötzlich waren sie weg. Jetzt, drei Jahre später, kehrt langsam bei einigen Menschen wieder der Alltag ein. Sie versuchen, ihr Leben normal weiterzuleben, gehen ihrer Arbeit nach, treffen sich mit Freunden und Verwandten, gehen aus. Andere wiederum wollen den Tag nicht vergessen, suchen verzweifelt nach einer Erklärung, glauben an Aliens oder göttliche Auswahl.

Auch Kevin Garvey, Bürgermeister von Mapleton, gehört zu den Leuten, die ihr Leben normal weiterleben möchten. Zwar hat er keine Familienmitglieder an den „Plötzlichen Fortgang“ verloren, doch auch seine Familie ist auseinandergebrochen. Tochter Jill, deren Freundin in dem Moment verschwand, als sie kurz nicht hinschaute, schwänzt die Schule, nimmt Drogen und hängt mit den falschen Freunden ab. Seine Frau hat sich einer Sekte namens „Der Schuldige Rest“ angeschlossen und sein Sohn Tom brach sein Collegestudium ab um einem dubiosen Propheten zu folgen.

Die Geschichte spielt hauptsächlich in der Kleinstadt Mapleton. Und genau hier blicken wir hinter die Fassade der Idylle … Die Menschen kennen einander und doch wissen sie nach dem „Plötzlichen Fortgang“ nicht mehr, wie sie miteinander umgehen sollen. Nicht alle haben Freunde oder Familienmitglieder verloren, andere stehen plötzlich allein da, werden bemitleidet oder sogar ausgegrenzt, denn mit ihrem Schmerz kann man nicht umgehen. Tom Perrotta zeigt auf, auf welch unterschiedliche Weise die Menschen mit ihren Verlusten umgehen. Verluste, die nicht erklärbar sind und bei denen man sich nicht von seinen Lieben verabschieden konnte.

Stilistisch hat mir „Die Verlassenen“ sehr gut gefallen, denn Tom Perrotta hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Von der Geschichte selbst hatte ich mir etwas völlig anderes erwartet. Ich rechnete mit einer „richtigen“ Dystopie (wenn es das denn gibt) und hoffte auch von Seite zu Seite, dass man eine Idee bekommt, wie es zu dem Verschwinden der Menschen kam und warum die Verschwundenen so unwillkürlich „ausgewählt“ waren. Allerdings wurde in dem Buch das Hauptaugenmerk auf die Verarbeitung der Geschehnisse gelegt. Die Charaktere haben mir hauptsächlich gut gefallen, ich konnte ihre Handlungen und Beweggründe nachvollziehen – zumindest die meisten. Auch konnte man gut erkennen, dass es immer wieder Menschen gibt, die aus dem Leid anderer versuchen, Vorteile zu erzielen.

Trotzdem konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Ich bin mit einer völlig anderen Erwartungshaltung herangegangen und gebe zu, dass ich zwischendurch ein anderes Buch gelesen habe, weil ich mich ein wenig durch die dahinplätschernde Handlung gelangweilt habe.

Fazit:

Leider wird „Die Verlassenen“ eher als Mystery- oder Endzeitroman (Stichwort Apokalypse) beworben, was absolut nicht zutrifft. Mystisch ist höchstens das Verschwinden an sich, damit hat es sich allerdings schon. Wenn man weiß, dass einen eher eine Kleinstadtmilieustudie erwartet, wird man Gefallen an dem Buch finden.
 


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