Susanne Picard
Dunkelmond
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»Dunkelmond« von Susanne Picard
Einst erschufen die beiden Schöpfergeister Ys und Syth zwei Völker: Vanar gab seinem Volk, den Elben, die Macht über Wasser und Wind, kurz darauf rief Akusu die Menschen ins Leben und verlieh ihnen Macht über Feuer und Erde. Da sie ihn für den Tod ihres Königs verantwortlich machen, rächt sich Elbenprinz Tarind, indem er den Menschenfürsten Siwanon entführt und alle, die im Tempel mit ihm der Weihe seines Sohnes beiwohnen, ermordet. Nur seine beiden Kinder, Sinan und Sanara, letzte der Amadian, überleben und werden zu Flüchtlingen, die ihre wahre Identität verstecken müssen. Tarind wird König der Elben und verfolgt mit seinem Zwillingsbruder zusammen alle Menschen, die mit Zauberkräften des dunklen Monds ausgezeichnet sind, um sie zu töten oder versklaven. Seiner Meinung nach steht die Magie des dunklen Mondes auf Seiten des Todes, während Kinder des goldenen Mondes dem Leben dienen.
Die Elben rechnen nicht damit, dass zwei mächtige Sprösslinge der Amadian unter den Menschen wohnen. Eines Tages begehrt Sanara gegen die Ungerechtigkeit der Unterdrücker auf und wird gefangengenommen. Ihre Identität als mächtige Seelenherrin und Spross des Amadian-Hauses bleibt den Zwillingen nicht lange verborgen. Daraufhin versucht der Elbenkönig mit Hilfe seines Bruders Telarion, Sanaras Willen zu brechen und ihre Kräfte für sich nutzen zu können. Währenddessen planen einige menschlichen Rebellen, Sanara zu befreien und mit ihrer Kraft das Siegel zu finden, das Syth aus der Welt verbannt hat.
Meinung
Die deutsche Autorin von „Dunkelmond“ hat sich viel Mühe gegeben, ihrer Welt eine eigene Mythologie zu geben, die den Streit zwischen zwei Völkern plausibilisiert. Das Magiesystem, das außer den vier typischen Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft auch die Macht über Tiere, Seelen und Heilfähigkeit umfasst, ist durchaus eine gute Idee, es wird dadurch noch interessanter, dass jeder Mensch ein individuelle Signatur trägt, die seine Kräfte in verschiedenen Farben darstellt. Was den Spannungsbogen angeht, hat die Autorin mit ihrem Debüt gute Arbeit geleistet. Besonders in der zweiten Häfte nimmt das Geschehen an Fahrt auf und nimmt einige Wendungen. Doch das allein reicht nicht für ein gutes Buch.
An Antihelden und unsympathischen Figuren mangelt es diesem Serienanfang wirklich nicht. Praktisch die ganze Rasse der Elben ist eine anonyme Masse, die den Hass ihrer Führer auf alle Menschen ausnahmslos übernimmt.
Die eher ungeschlacht wirkenden Charaktere machen es schwer, sich zu identifizieren oder in sie einzufühlen. In ihrem Handeln und Denken sind sie nicht immer nachvollziehbar, Sinan ist dafür das beste Beispiel, denn seine Gedankengänge entbehren jeder Logik: So hat er ein Zerwürfnis mit seiner Schwester, weil die zu Recht! ihren Vater verteidigte, und verurteilt jeden, der von den Elben zur Kooperation gezwungen wird – selbst, als er selbst das gleiche tut, um die Menschen um sich herum zu schützen. Jeder noch so kleine Anlass wird scheinbar benutzt, um ein Zerwürfnis zwischen den Geschwistern zu provozieren, doch der Charakter des Sinan leidet stark darunter. Sanara, bleibt längere Zeit als Gefangene zu Passivität verurteilt und reagiert mehr als das sie agiert. Später wird sie eine typische Heldin, die die Welt retten muss.
Die meisten Konflikte entstehen dadurch, dass die Figuren Vogel Strauß spielen : Telarion erlebt dasselbe wie Sanara, eine Art mystische, göttlich herbeigeführte Vereinigung mit ihr. Beide sehen den anderen plötzlich in einem ganz neuen Licht. Und doch ist seine erste Reaktion ihrer komplett entgegengesetzt, er weist sie zurück – selbst ein Gott kann diesen Sturkopf offenbar nicht bekehren. Erst einige Zeit später erfährt man über seinen inneren Monolog, dass er offenbar Gefühle für Sanara entwickelt hat und ihren Aussagen sogar Glauben schenkt, aber daraufhin ändert er sein Verhalten nicht im geringsten. Selbst wenn diese Figuren der Wahrheit ins Gesicht sehen, missachten sie ihre Einsichten/Eindrücke meist und verurteilen sogar Familienangehörige oder Unschuldige, ohne mit der Wimper zu zucken. Dadurch werden sie für mich sehr unsympathisch und es lässt sie auch nicht besonders intelligent erscheinen.
Ein weiteres Problem liegt wohl in den vielen Gegensätzen, welche die ganze Welt durchziehen und diese mitunter eintönig wirken lassen: zwei Schöpfer, zwei Völker, zwei Monde, zwei Zwillinge etc. Der Konflikt der Menschen und Elben wird einerseits damit gerechtfertigt, dass die Elben die Magie der Menschen als böse betrachten - dass sie dazu bei nüchternem Betrachten der Tatsachen (und ihres Mythos) keinerlei Grund haben, versteht zwar der Leser auf Seite drei, aber es geht anscheinend nicht in gewisse Dickschädel. Andererseits gibt es einen persönlicher Streit zwischen zwei Zwillingspaaren, die ihre Väter rächen wollen. Auch dort zeichnen sich die Elben durch schier unglaubliche Leichtgläubigkeit aus und lassen die Fähigkeit zu rationellem Denken vermissen. Viele Figuren reden folglich wie eine kaputte Schallplatte. Immer wenn sich Elben und Menschen Wortgefechte liefern, läuft das im Prinzip so:
„Eure Magie ist böse! Darum sollt ihr sterben!“
„Das stimmt gar nicht!“
„Wie kannst du es wagen, so zu reden!“ …
Nicht nur Argumente, auch einige Begriffe („Hexe“, „Schankdirne“, „Verräter“ …) werden immer wieder wiederholt. Ziemlich ermüdend, und nicht besonders geistreich. Zudem ist der ständig brennende Hass zwischen Elben und Menschen schwer verdaulich .
Daneben gab es vieles, was mir einfach unverständlich bleibt . Warum ist die Magie der Menschen schwächer als die der Elben, wo beide komplementär zueinander sein sollen? Warum verbannt nicht entweder Ronan oder später Sanara den schwachen, aber nervtötenden Nebelgeist? Der Elbenkönig bedient sich regelmäßig an den Zauberkräften des ihm verhassten Volks. Warum ihm das Feuer nicht schadet, wo doch die Magie der beiden Völker einander auszuschließen scheint, bleibt unklar. Dies alles lässt den Roman schlecht durchdacht erscheinen.
Fazit
Trotz einiger interessanter Ideen und einer recht spannenden Handlung war dieses Romandebut für mich eher enttäuschend.