Stoker, Bram
Dracula
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»Dracula« von Stoker, Bram
Transylvanien. Am Rande der Karpaten lebt Graf Dracula, zurückgezogen
in der Einsamkeit seines abgelegenen Schlosses. Die Menschen in den umliegenden
Dörfern meiden diesen Ort, bekreuzigen sich, wenn ihr Weg sie an
den düsteren Gemäuern des Schlosses vorbeiführt. Unheimliche
Dinge gehen dort vor, aber niemand wagt es darüber zu sprechen.
Es ist Frühling, als der junge Jonathan Harker, seines Zeichens Immobilienmakler,
auf Schloss Dracula eintrifft. Seine Aufgabe besteht darin, dem Grafen
ein Anwesen in London zu vermitteln. Jonathan Harker spürt sofort
die unheimliche Atmosphäre, die das Schloss und den Grafen umgibt.
Tage und Wochen ziehen dahin und langsam wird es Jonathan klar, dass er
längst ein Gefangener des Grafen ist.
Er weiß, dass wenn er seine Arbeit für den Grafen erledigt
hat, dieser sich ihm auf schreckliche Art und Weise entledigen wird.
Jonathan verliert jeglichen Kontakt zur Außenwelt und damit auch
die Hoffnung auf Hilfe. Sein Tagebuch ist das einzige was ihm bleibt,
und in diesem hält er akribisch die grauenvollen Ereignisse fest,
die auf dem Schloss vor sich gehen.
Seine Verlobte, Mina, die indes voller Ungeduld Jonathans Rückkehr
nach England erwartet, beginnt sich ernsthafte Sorgen zu machen.
Während der Blutgraf sich schon längst auf dem Weg nach England
befindet, unternimmt Jonathan Harker einen verzweifelten Fluchtversuch
aus dem düsteren Schloss. Dabei wird er von drei weiblichen Vampiren
verfolgt, die nur eines von ihm wollen. Sein Blut.
Wochen später treibt ein Geisterschiff vor der Küste Englands,
dessen Besatzung spurlos verschwunden ist. Nur ein einsamer Wolf verlässt
das Schiff. Aber das ist erst der Anfang einer Reihe, unheimlicher Vorfälle.
Mina, Jonathans Verlobte, bemerkt als erste die merkwürdigen Veränderungen,
die mit ihrer besten Freundin Lucy vor sich gehen. Sie konsultiert einen
Arzt, der jedoch keine Erklärung für Lucy´s Veränderung
abzugeben weiß. Als er die merkwürdigen Wundmale am Hals seiner
Patientin bemerkt, zieht er seinen Freund und Kollegen Dr. van Helsing
zurate.
Was van Helsing seinem Freund nun offenbart, lässt diesen an van
Helsing´s Verstand zweifeln. Dann plötzlich, völlig überraschend,
taucht Jonathan Harker wieder auf und mit ihm sein Tagebuch, dessen Inhalt
die Bestätigung für van Helsing´s furchtbare Vermutung
enthält.
Die Jagd nach dem Blutgrafen beginnt, und schon bald werden die Jäger
selbst zu Gejagten.
Bram Stoker wurde 1847 in Dublin geboren. (Übrigens: Zwei
Jahre später verstarb Edgar Allen Poe). Er war ein schwaches, sehr
kränkliches Kind und musste sehr oft das Bett hüten. Als jungen
Mann zog es ihn nach London, wo er als Theaterkritiker, -manager und -leiter
fungierte. Stoker hörte 1890 von dem ungarischen Orientalisten Herman
Vambery -den er übrigens in seinem Roman auch erwähnt- von dem
Pfähler Vlad Tepes. Fortan lässt ihn die Gestalt dieses Fürsten
nicht mehr los und dient ihm schließlich als Vorbild für seinen
1897 erschienenen Roman "Dracula".
Der Woiwode Vlad Tepes Draculea selbst, regierte im 15.Jh. mit schonungsloser
Härte einen Kleinstaat der Walachei. 1458 schlägt er, eigentlich
hoffnungslos unterlegen, dass türkische Heer. Er lässt über
10000 seiner Feinde zur Abschreckung pfählen, was ihm den Beinamen
"Der Pfähler" einbrachte. Die Geschichte des Pfahlwaldes
verbreitete sich über ganz Europa.
Weiter heißt es, dass sich Vlad Tepes, nach einer Schlacht, am Blut
seiner Feinde labte.
Eine Legende besagt, dass die Türken sich an ihm gerächt hätten,
indem sie seiner Braut Elisabeta mitteilen ließen, Vlad Tepes sei
in einer Schlacht ums Leben gekommen. Daraufhin soll sich Elisabeta, durch
einen Sprung von den Burgzinnen, umgebracht haben. Vlad Tepes verfluchte
Gott für diese Tat und wandelte seit dem als Untoter durch seine
Burg. Für Bram Stoker war dies schließlich die Geburt Draculas.
Wie dem auch sei, sicher ist jedenfalls, dass Vlad Tepes die Türken
daran gehindert hat, über die Walachei und das Siebengebirge, weiter
nach Europa vorzustoßen.
Bram Stoker hat den Siegeszug seines Romans, oder vielmehr seiner Romanfigur,
nicht mehr erlebt. Als er 1912 starb, war das Buch fast so erfolglos wie
seine übrigen Romane. Erst der Film machte "Dracula" schließlich
zu einer Berühmtheit und zum Inbegriff des Vampir Kults.
Wer kennt ihn nicht, den blutsaugenden Grafen, der sowohl in den
Karpaten wie auch in London sein Unwesen getrieben hat? Wahrscheinlich
aber werden die wenigsten Bram Stokers Klassiker gelesen haben.
Der Heyne-Verlag lässt die Fledermaus nun in einer eindrucksvoll
gestalteten Taschenbuchausgabe wieder fliegen, und bietet somit allen
Fans des Grafen die Möglichkeit, den Gruselklassiker hautnah zu erleben.
Allerdings in einer leicht gekürzten und überarbeiteten Form.
Dies kann ich nur begrüßen, da die Geschichte im Original sehr
langatmig, prüde und leicht angestaubt wirkt.
Stoker erzählt seine Geschichte anhand von Tagebucheinträgen,
Briefwechsel, Telegrammen und Zeitungsmeldungen. Leider flacht die Geschichte
zum Ende hin sehr ab. Dabei beginnt der Roman äusserst spannend und
vielversprechend, entwickelt sich dann aber immer mehr zu einer biederen
und prüden Geschichte, die schließlich zu einem eher langweiligen
Ende findet.
Ein mittelmäßiger Trivialroman, der, meiner Meinung nach, weit
überschätzt wurde.
Wie es oft bei "Dingen" mit Kultstatus der Fall ist, stimmen
Qualität und Wirkung nicht überein.
Trotzdem wurde Dracula der erfolgreichste Vampir-Roman überhaupt
-allerdings hatte er ja auch Zeit genug- und bestimmt bis heute unser
Bild des Vampirs.
Fazit: Dracula ist und bleibt der unangefochtene König der
Vampire und Bram Stoker Sein geistiger Vater. Über mehr als ein Jh.
Hinweg, begeistert der blutsaugenden Graf noch immer sein Publikum und
inspiriert die Filmemacher immer wieder auf´s Neue.
Bram Stoker ist es gelungen, ein einzigartiges Wesen zu erschaffen und
hat ihm tatsächlich unendliches Leben eingehaucht.
Über Stokers schriftstellerische Leistung mag man allerdings geteilter
Meinung sein.
Einem E. A. Poe zum Beispiel, konnte er sicher nicht das Wasser reichen.
Stoker wäre wahrscheinlich ohne sein "Meisterwerk" schnell
in Vergessenheit geraten.
Das vor über hundert Jahren die Horror/Grusel-Literatur nach anderen
Maßstäben als heute gemessen wurde, steht natürlich völlig
außer Frage.
Das macht es um so schwerer, eine objektive und zeitgemäße
Bewertung abzugeben.
Der Kultstatus ist es letztendlich, der mich dazu bewegt, Bram Stoker´s
Dracula mit einer 8 zu bewerten.
Die gelungene Taschenbuchausgabe des Heyne-Verlages ist jedenfalls Grund
genug, sich den Klassiker einmal zu Gemüte zu führen um sich
ein eigenes Urteil zu bilden.