Stableford, Brian Genesys-Trilogie 3
Das Rätsel der Schimäre
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»Das Rätsel der Schimäre« (Genesys-Trilogie 3) von Stableford, Brian
Mit dem Band „Das Rätsel der Chimäre“ des britischen Autors Brian Stableford findet die Genesys-Trilogie ihr Ende und der Leser muss eigentlich keine Fortsetzung „befürchten“. Für das bessere Verständnis ist die Kenntnis der Handlung der ersten beiden Teile hilfreich, obwohl an verschiedenen Stellen des über 700 Seiten langen Abschlussbandes nützliche Verweise erfolgen.
Wie von Stableford gewohnt, werden die Einzelschicksale der verbliebenen Expeditionsgruppen auf dem Weg zur Wiege der Chimäre konsequent weitererzählt.
Der Leser wird detailliert über den gnadenlosen Überlebenskampf von Andris Myrasol, Prinzessin Lucrezia und deren wenigen Gefährten informiert. Auf ihrem Weg zum großen Riff stellen sie fest, dass wenigstens zwei Gruppen um die gefürchteten Riesenschlangen und deren menschlich scheinenden Begleiter mit den Gefangenen das gleiche Ziel haben. In einer wagemutigen Aktion gelingt Andris, der Schlange Ssifuss und den anderen ein siegreicher und blutiger Kampf. Viele Versklavte werden gerettet, doch für wie lange, bleibt fraglich. Denn die Freude wird schnell getrübt, da die zweite Verfolgergruppe nicht auf den vorher angewandten Trick hereinfallen kann. Mit einer kaum zu erahnenden Strategie greifen die großen Schlangen und deren Helfer an. Mit letzter Kraft überlebt man die blutige Schlacht, doch die Prinzessin wird verletzt und das Schicksal von Andris ist vorerst ungewiss. Nachdem Ssifuss wieder auftaucht, fordert diese den Rest der Gruppe auf, die sich um den Dieb Checuti und Hyry Keshvara erweitert hat, schnell die geflohenen Schlangen zu verfolgen, da diese mit Andris furchtbares vorhaben. Er soll im Garten Idun das Schicksal erleiden, was ihm einst Prinzessin Keshvara zudachte. Doch dies scheint Andris Bestimmung zu sein, denn als er zu sich kommt, ist er in den lebenden Boden eingepflanzt und trägt in sich den Samen, der ihn in einen Baum verwandeln soll. Durch fliegende Salamander erfahren die Gefährten, dass Carus Fraxinus Trupp auch noch unterwegs ist. Unter schier unglaublichen Anstrengungen erreichen die Prinzessin, Ssifuss und Hyry den Garten, der schon schwersten Angriffen der unglaublichsten Wesen ausgesetzt war. Checuti sucht mit seinen dragomitischen Begleitern einen anderen Weg zur Wiege der Chimäre. Schnell wird der Prinzessin klar, dass sie alle eigentlich kaum etwas für Andris tun können, doch erweist sich das Gespräch mit diesem als nützlich. Und plötzlich treffen sie auf Wesen, die Manticoren genannt werden. Obwohl diese furchterregend aussehen, scheinen sie Helfer zu sein, welchen Grund sie dafür auch immer haben mögen.
Ebenfalls unglaubliche Erlebnisse hat Jacom Cerri, der von einer Manticore gefangengenommen wurde. Nur dank dieser gelangt er zu dem Zielort, denn furchtbare Wesen, die nichts als töten im Kopf zu haben scheinen, greifen an und die Zahl der gefährlichen fließenden Steine wird immer größer. Am Zielort wird Cerri aber einem vorerst ungewissen Schicksal übergeben.
Aber auch die Gruppe um Fraxinus muss die schlimmsten Gefahren überwinden und immer unirdischere Gebiete durchqueren. Verlustreiche Kämpfe zermürben die Gefährten, doch mittlerweile kann keiner mehr aufgeben. Nur mit Hilfe der verbliebenen Dragomiten überlebt man die schlimmsten Angriffe und auch dieser Gruppe wird mehr und mehr klar, dass auch unter dem Boden mächtige Wesen leben, doch noch fehlt die genaue Vorstellung davon. Und irgendetwas läuft wohl völlig aus dem Ruder. Als jede Hoffnung verloren scheint, tauchen Sphingen auf, die sie den Rest des Weges begleiten wollen. Obwohl das unirdische Gebiet immer mehr Opfer fordert und mancher dem Tode geweiht zu sein scheint, erreichen die Grüppchen um Lucrezia und Carus Fraxinus den Nabel der Welt mit einer gigantischen Pyramide. Doch hier ist nichts wie erhofft und von einem unzerstörbaren Stein fehlt jede Spur und die sie begleitenden Wesen ändern ihr Verhalten. Haben die Genesys-Schriften sich so geirrt? Was ging bei den Urvätern daneben und viele andere Fragen stellen sich? Ist die Welt dem Untergang geweiht? Was wollen die Bewohner der Tiefe? Haben diese überhaupt ein Ziel?
Mit dem Abschlussteil legt sich Stableford noch einmal richtig ins Zeug. Das Buch ist sehr spannend und gut zu lesen. Wieder werden die fremdartigen Wesen brillant beschrieben und als Leser kann man sich die unirdische und nahezu tödliche Welt plastisch hervorragend vorstellen. Man sieht förmlich die allgegenwärtige Fäulnis dieses Planeten.
Besonders gelungen ist die Entwicklung der Helden. Sie erkennen mehr und mehr ihre eigenen Schwächen und ändern sich dementsprechend. Königin Ereleth und Prinzessin Lucrezia verstehen, dass auch im einfachen Volk viel bemerkenswertes und wertvolles existiert. Lucrezia entwickelt mehr und mehr Gefühl für ihre Begleiter. General Shabir wird sich seiner Fehler bewusst und genial wird der Erkenntnisprozess der Schlange Ssifuss aufgezeigt, der immer mehr bewusst wird, dass die alten Geschichten mehr Wahrheiten enthalten, als sie je geglaubt hat.
Warum man auf dem hinteren Buchdeckel auf eine gemeinsame Suche mit Salamandern verweist ist nur bedingt nachvollziehbar, denn in diesem Teil spielen diese Wesen eine eher untergeordnete Rolle. An einer Stelle hat der Rezensent richtig gestaunt. Da wird Andris Myrasol von 4 Gegnern angegriffen und schließlich hat er alle drei besiegt. Nun ja, vielleicht wurde vom Rezensenten nicht aufmerksam genug gelesen.
Natürlich gibt es auch im dritten Teil schon nahezu wissenschaftliche Dispute, doch liest sich das Ganze wesentlich besser als im Band 2. Sicher bleibt die Frage offen, ob es wirklich ein Fantasyroman ist. Der Rezensent tendiert auch diesmal mehr zur Science Fiction, trotz der mehr als phantastischen Wesen, die in diesem Roman agieren.
Ein Mangel muss auch hier wieder beklagt werden. Warum gibt es bloß keine Karte? Es wäre zu schön gewesen, eine graphische Darstellung dieses bizarren Planeten mit den eindrucksvollen Regionen vor sich zu haben.
Wieso hat das Buch eigentlich den Titel „Das Rätsel der Chimäre“? Hält man sich an das englische Original gehalten, wäre „Die Wiege der Chimäre“ herausgekommen und das hätte auch besser gepasst. Aber der Rezensent ist kein Marketingstratege.
Im Gegensatz zum „Feuer des Salamanders“, welches nicht durchweg begeistern konnte, wird hier eigentlich jeder Leser angesprochen und auch zum Nachdenken angeregt. Deswegen erhält der Schlussteil 9 Punkte, auch wenn es sicher kein waschechter Fantasyroman ist.