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Spinrad, Norman

Das tropische Millennium

  • Autor:Spinrad, Norman
  • Titel: Das tropische Millennium
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:17.90 DM

 
»Das tropische Millennium« von Spinrad, Norman


Besprochen von:
 
Jill-Britt Ostwald
Deine Wertung:
(4.5)

 
 

Mitte des 21. Jahrhunderts haben die von der Menschheit verursachten Umweltverschmutzungen
einen traurigen Höhepunkt erreicht. Die globale Erwärmung
der Erde durch den Treibhauseffekt hat Frankreich Palmen und tropische
Temperaturen beschert, Sibirien hat keinerlei Eisflächen mehr und
große Teile Afrikas und Asiens sind durch Wüstenbildung unbewohnbar.
Die Mehrheit der Weltbevölkerung in den "Ländern der Verlorenen"
kämpft um das nackte Überleben. Doch genau dieses Desaster machen
sich skrupellose Geschäftsleute zunutze.
Monique Calhoun gehört zu ihnen. Sie arbeitet bei einem international
agierenden Konzern namens "Brot - und Spiele", deren Aufgabe
darin besteht Umweltprojekt, die zum Großen Teil nur Fassade sind,
mit größtmöglichem Gewinn an den Mann zu bringen. Monica
Calhoun bekommt den Auftrag die jährliche Jahreskonferenz der Vereinten
Nationen zum Thema Klimastabilisierung, kurz UNACOCS, medienwirksam zu
vermarkten. Bisher wurden die Konferenzen in politisch unwichtigen Ländern
abgehalten, zumal da bislang das Geld für eine Großveranstaltung
in einer wichtigen Stadt wie Paris fehlte. Die Konferenzen wurden ins
Leben gerufen, nachdem eine Wissenschaftlerin das Venuseffekt-Klimamodell
vorgestellt hat. Dieses besagt, dass die Erwärmung der Erde damit
endet, dass sie sich in einen sechshundert Grad heißen Klon der
Venus verwandelt.
Zu Anfang sieht Monica Calhouns Auftrag wenig spektakulär aus, bis
zur Entdeckung der Weißen Tornados. Dabei handelt es sich um Sandstürme,
die nur in den heißesten Regionen der Erde auftreten, und ein Vorbote
für den Venuseffekt sein sollen. Zum ersten Mal ist es gelungen dieses
Phänomen zu filmen. Als das Material auftaucht, hat UNACOCS die Aufmerksamkeit,
die sich Monica für die Konferenz gewünscht hat. Doch schnell
kommt sie dahinter, dass nicht nur "Brot - und Spiele" Meister
der Illusion sind. Die Weißen Tornados sind eine Fälschung,
die von der Großen Blauen Maschine ins Leben gerufen wurden. Die
Große Blaue Maschine ist eine Organisation von reinen Kapitalisten,
denen neben dem Profit nichts heilig ist, auch nicht die Zukunft der Erde
und der Menschheit. Ganz nebenbei mischen sich auch noch die Bösen
Buben ein, ein Syndikat, ähnlich der Mafia.
Monica merkt schnell, dass auf Kosten der Umwelt und der gesamten Menschheit
ein Spiel gespielt wird, in dem es nur Verlierer geben wird, es sei denn
sie kann es verhindern. Doch noch haben sich nicht alle Puzzleteile zusammengefügt.
Denn was verbirgt sich unter der Plane im Ausstellungsraum der Konferenz.
Was hat der Klimamodellforscher Jon Sri Davinda für eine Rolle in
dem Spiel. Und wieso lastet die Verantwortung, die Welt zu retten, ausgerechnet
auf ihren Schultern.
Norman Spinrad wurde 1940 in New York geboren, wohnt allerdings inzwischen
in Paris. Er gehört zu jenen eigenwilligen Autoren, die Ende
der Sechziger Jahre durch Beiträge im Magazin New Worlds bekannt
wurden.
Spinrad griff das Thema Umwelt bereits in seinem Bestseller Bilder um
11 (1994) auf. Sein neuestes Werk Sie wandeln unter uns erscheint demnächst
in Deutschland.
Das Buch ist unglaublich spannend. Spinrad zeigt in aller Deutlichkeit,
dass selbst im Angesicht des Todes und einem eventuellen Untergang der
Welt nach wie vor Profitsucht die Welt regiert. Die einzelnen Firmen und
ihre Ideale, insofern sie welche besitzen, finden ihr Gegenstück
in der heutigen Zeit.
Das Buch ist politisch aktuell. Gerade die letzte Klimakonferenz in Genua
hat wieder einmal bewiesen, dass der Lösung der Umweltprobleme das
Geld im Weg steht. Solange es Menschen und Organisationen gibt, denen
Geld wichtiger ist, als die Umwelt oder das Leben vieler Menschen, wird
das "Das Tropische Millennium" seine Gültigkeit behalten.
Noch besser hat es die Los Angeles Times ausgedrückt, wen sie auf
der Rückseite des Buches schreibt: Hochgradig spannend, eminent politisch
und furios erzählt - Norman Spinrad schreibt Science Fiction am Nerv
der Zeit"
Auch diejenigen, die sich bisher weder mit Umweltpolitik oder den Machenschaften
internationaler Konzerne interessiert haben, sollten das Buch auf jeden
Fall lesen. Auch die anfangs recht ungewöhnliche Ausdrucksweise und
Bildsprache sollten einen nicht abschrecken.

Ich gebe dem Buch 9 Punkte.
 
 


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