Sherryl Jordan
Flüsternde Hände
Buchlisten
»Flüsternde Hände« von Sherryl Jordan
Um ihrer Familie zu ermöglichen, in ihrem Häuschen weiterwohnen zu dürfen, heiratet die 16jährige Marnie den um vieles älteren Sohn des Gutsherrn. Mit ihm verlässt sie ihr Heimatdorf, um in seinem geerbten Haus am Meer zu leben. Doch das Haus entpuppt sich als baufällige Kate, auf dem auch noch ein Fluch liegen soll. Als ihr Mann nach wenigen Tagen durch einen Unfall stirbt und sie sich die Schuld daran gibt, behandeln die Dörfler sie wie eine Aussätzige und unterstellen ihr Hexenwerk. Einzig der Pfarrer, Vater Brennan, und der junge Raven – der von allen nur als Irrer bezeichnet wird – stehen ihr bei und werden wahre Freunde. Als Marnie dann gemeinsam mit Raven eine Gebärdensprache entwickelt, um sich mit ihm verständigen zu können, steht das Urteil der Dorfbewohner fest: Marnie muss eine Hexe sein und eine Hexenprobe ist unumgänglich. Können Raven und Vater Brennan ihr hier helfen?
Sherryl Jordan schafft es, ihre Figuren sehr lebendig darzustellen. Marie versucht mit allen Mitteln, alleine zu überleben. Trotz des Todes ihres Mannes mittellos, gehört ihr nur die kleine Kate, in der sie sich sehr wohl fühlt. Raven umgibt von Anfang an etwas Geheimnisvolles: Als Kind ausgesetzt, wurde er von einem Ehepaar bis zu dessen Tod grossgezogen. Der Pfarrer kümmert sich immer wieder um ihn, doch Raven verschwindet immer wieder, um nach mehreren Tagen wieder aufzutauchen. Da keiner weiss, dass er taub ist, wird er von allen missverstanden – denn sprachlich kann er sich natürlich auch nicht verständigen. Die Dorfbewohner agieren so, wie es zu jener Zeit wohl üblich war: Gläubig, aber auch abergläubig, abwarten und mehr als vorsichtig gegenüber Aussenstehenden. Der Pfarrer dagegen scheint vernünftig; er versucht immer wieder, Raven zu verstehen, Marnie zu helfen und sie in die Dorfgemeinschaft zu integrieren.
„Flüsternde Hände“ darf man gerne eine Mischung aus historischem Roman und Liebesgeschichte nennen, ins Fantasygenre würde ich es eher nicht einordnen. Die Autorin hat die Geschichte, wie sie selbst im Nachwort sagt, bewusst nicht in einer bestimmten Zeit spielen lassen. Durch die verschiedenen Begebenheiten ist es eindeutig, dass die Geschichte eher in einem historischen Zeitraum spielt als in der jetzigen Zeit, doch eigentlich ist das Geschehen auch heutzutage noch möglich. Die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Marnie und Raven ist sehr schön beschrieben. Sie nähern sich nach und nach aneinander an, werden zu Freunden und später zu Liebenden. Die Art und Weise, wie sie versucht, sich anhand von Gesten und Handzeichen mit Raven zu verständigen – die Erfolge und Rückschläge – sind detailreich geschildert. Gegen alle Widerstände stehen sie zu ihrer Freundschaft und finden damit das Glück ihres Lebens.
Das Buch ist empfohlen für Leser zwischen 12 und 16 Jahren. Sprachlich passt es sehr zu gut zu dem angegebenen Alter, auch die eigentlich heftigeren Szenen wie die Hexenprobe sind jugendgerecht dargestellt.
Fazit:
Ein sehr schöner Roman um Freundschaft und Liebe und dem Hinweis, dass man Anderssein nicht von vornherein verurteilen sollte, sondern auch hinter die Kulissen schauen muss.