Das Buch fängt interessant an, wie die meisten Bücher.
Eine Frau ist alleine zuhause und erwartet den Ehemann zurück. Doch als dieser zurückkommt, hält er sie für eine Einbrecherin und bedroht sie mit einer Waffe. Dann beginnt die eigentliche Geschichte.
Der einsame und unter seinen Möglichkeiten arbeitende Lehrer Mike wird von seinem Freund, einen DARPA-Mitarbeiter kontaktiert, um ein streng geheimes Projekt zu evaluieren. Was Mike dafür befähigt, ist sein fotografisches Gedächtnis und analytischen Fähigkeiten, was in dem Buch durch rote und schwarze Ameisenschwärme visualisiert wird. Das Projekt ist die in einem Wüstenlabor durchgeführte Erforschung eines Portals. Nachdem, wie der Leser erfahren hat, das Teleporter-Vorgängerprojekt aufgrund des tragischen Todes eines Versuchstieres - des Hundes Tramp, eingestampft wurde. Das aktuelle Projekt, so wird es erklärt, faltet den Raum. Die visualisierung mit dem Blatt Papier inklusive.
Doch eine Geschichte wäre nicht so interessant, wenn alles nach Plan laufen würde. Die übersichtlich gehaltene Crew der Forschungseinrichtung hat in Selbstversuchen zwar bewiesen, dass das Portal, das aufgrund des Strombedarfs knapp über 1,5 Minuten offen gehalten werden kann, funktioniert, aber wieso dann die Geheimhaltungsklauseln, die verhindern, dass die DARPA, also der Geldgeber, die Öffentlichkeit informiert. Hat es etwas damit zu tun, dass alle automatisierten Tests fehlgeschlagen sind?
Nach einigen Gedächtnisproblemen der Crew, einem Todesfall und einer Liebesnacht die mit einer enormen ünerraschung endete, findet Mike schließlich heraus, dass das Portal nicht so funktionieren kann, wie es alle beteiligten Forscher behaupten. Mehr noch! Die Forscher wissen nicht mal selbst, wie es funktioniert, denn als das Vorgängerprojekt eingestampft wurde,
Als Mike das herausgefunden hat, passiert das unglaubliche: Das Portal bleibt nun die ganze Zeit offen und beeinflußt die Realität zusehends.
So viel zum Inhalt. Nun zu der Rezension. Rechtschreibfehler sind kaum zu finden, bis auf dem groben Schnitzer "eine VW Käfer", dafür ist stylistisch etwas schiefgelaufen. Es gibt viel zu viele Wortwiederholungen. Was besonders den Lesefluss stört, ist jedoch, dass längere Zahlen (Jahreszahlen) komplett ausgeschrieben wurden. Es wirkt so, als hätte der Autor kramphaft versucht, eine gewisse Anzahl von Zeichen zu erreichen. Nur eine Zahl im Buch ist in Zahlenform. Normalerweise schreibt man Zahlen eins bis zwölf aus. Dennoch finde ich es sehr unterhaltsam.
Die Story fängt stark an und hält den Leser lange fest, doch am Ende lässt es stark nach, um kurz vor dem Ende noc einmal das Interesse zu wecken, bloß für ein unbefriedigendes Ende. Das Ende ist die Schwachstelle bei den meisten Büchern.
Das auftauchen des ersten "Seraphim" markiert den Moment, wo die Story absurd und verworren wird. Wer Splattergeschichten mag, wird weiterlesen. Aber keine Sorge, Der "Flickenmann" und das "Alpha-Raubtier" markieren den Gipfel der Absurditäten. Danach geht es halbwegs normal weiter. Das Buch ist für Kinder nicht nur wegen der Splatterszenen mit bildlicher Beschreibung der Vorgänge kaum geeignet, sondern auch wegen der vielen Flüche, sexuellen Darstellungen und für Erwachsene Leser witzigen Dialogen wie:
"Leck mich"
"Nicht jetzt!"
Okay, beim ersten mal war es noch witzig, aber dann ...
Die Hauptfigur ist eindeutig Mike (Das ist sein Spitzname, eine Abkürzung des Beinamen "Mycroft", den der Charakter bereits in der Schule von seinem besten Freund bekam - dem jetzigen DARPA-Typen, dem Mike nun liebevoll als "Arschloch" betitelt. Mike ist einer der klügsten Menschen der Welt und erinnert etwas an "Dean Wyler" aus "Die Lapris Chroniken", wobei Mikes Intelligenz natürlichen Ursprungs ist, während bei Dean nachgeholfen wurde.
Mike besitzt unglaubliche Musteranalyse-Fähigkeiten, die ihn aus jeder Situation retten. Die angesprochenen Ameisen holen für ihn Informationen aus dem Gedächtnis und kümmern sich selbständig um Berechnungen, Tabellenerstellung, Countdowns und ähnliches. Multitasking auf höchstem Niveau. Köstlich ist seine Alleinunterhaltungsqualität. Wenn er etwa einen Film zum zweiten mal anschauen will, spielt er ihn vor seinen geistigen Auge ab.
Die anderen Charaktere sind nur Nebenrollen, bis auf die Computerexpertin Jamie. Sie ist ein Star Trek-Nerd und anfangs sehr zurückgezogen, weil ihr Rücken nach einem Motorradunfall völlig vernarbt ist. Deswegen geht sie keine Beziehungen mit Männern ein. Doch das ändert sich eines Nachts.
Nachdem ich das Buch bis zum Ende gelesen habe, muss ich aber anmerken, dass einige Fragen nicht beantwortet wurden, etwa was das Team im Tesla-Wagen darstellen soll. Was haben sie mit dem Portal zu schaffen? Wieso sind sie nicht bereits früher aufgetaucht, nachdem das Portal jahrelang funktionierte? Woher kommen die "Alpha-Raubtier" und "Seraphin"? Etwa beschleunigte Evolution, weil die Zeit bei den "Seraphin" schneller vergeht und die Sonne "verbraucht" erscheint? Physikalisch kann das nicht stimmen, da sich quantenrealitäten nur durch Entscheidungen und nicht durch Physikgesetze.
Um fast 9 Euro für das eBook hätte ich mir etwas mehr erwartet, aber okay, es gibt wesentlich schlechtere Bücher, und man wird gut unterhalten, auch wenn es einen zwispältigen Eindruck hinterlässt. Zumindest gibt es extrem viele Anspielungen auf z.B. "Star Trek", das Marvell-Universum und "Road Runner" und es ist durchaus witzig geschrieben.