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Oliver Kyr

Ascheland

  • Autor:Oliver Kyr
  • Titel: Ascheland
  • Serie:
  • Genre:SF
  • Einband:Hardcover
  • Verlag:Acabus Verlag
  • Datum:25 Oktober 2016
  • Preis:19,90 EUR

 
»Ascheland« von Oliver Kyr


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Zacharias Brandt, ein ehemaliger Zoowärter, durchstreift mit seiner dreibeinigen Hyäne Ella das zerstörte Land. Niemand weiß genau, was den Zusammenbruch verursacht hat und warum die Tiere und die Natur davon nicht betroffen wurden. Asche überlagert das Grauen wie Zuckerwatte und vermittelt eine gewisse poetische Schönheit im Angesicht der Zerstörung. Er, der mit seiner Frau Luise niemals Kinder wollte, er, der seinen ungeborenen Kindern diese Welt ersparen wollte, ist nun die Hoffnung der Menschheit. Zach ist der Ansicht, dass die Welt keine Menschen braucht, dass die Natur und die Tiere ohne Menschen zurechtkommt, vielleicht sogar besser. Doch das Leben besteht aus Tauschhandel, er braucht Nahrung, Kleidung und Unterkunft und kann nur seinen Samen als Tauschgut anbieten. Er ist der Kindermacher, der letzte zeugungsfähige Mann. Dies ist zynisch und bitter. Verdient die Menschheit denn eine zweite Chance, sollen tatsächlich wieder Kinder gezeugt und geboren werden, damit auch sie den Fehler der vorherigen Generationen wiederholen? Werden die Menschen nicht wieder die gleichen Wege beschreiten und den ersten Schritt auf dem langen Weg zum nächsten Untergang gehen? Dieses immerwährende Dilemma begleitet Zacharias auf seiner einsamen Reise.
Brandt war schon immer ein Einzelgänger, geschieden, den Tieren näher als den Menschen. Er geht sehr pragmatisch mit der Katastrophe um, sucht sich in einem Trekkingladen alles zusammen, was man zum überleben in der freien Natur braucht und zieht los.
Niemand ist für die Einsamkeit geboren. Einsamkeit lässt schnell Nähe zu, überwindet menschliche Distanz innerhalb kürzester Zeit, die Fassaden bröckeln und legen die Seelen frei.
Bei Hilde findet Zach eine kleine, scheinbare Insel der Normalität. Sie träumt sich ein Leben und für kurze Zeit lässt sich Brandt von diesem Traum gefangen nehmen. Hilde ist ein Tupfer Farbe in einer grauen Welt. Nichtsdestotrotz zieht er weiter, geleitet von seinem eigenen Traum. Es ist immer der gleiche Traum von einem ein Efeu umranktes Haus, ein Ziel, vielleicht eine Zukunft? Als er Loreley begegnet, öffnet er ihr sein Herz. in ihr sieht er eine Menschheit, wie sie hätte sein sollen. Unbefleckt, kindlich, neugierig, glücklich den Moment lebend. Mit ihr sieht er die Welt nicht so düster.
Das Szenario wechselt zwischen 2018 und 2023. 2018 wirkt analytisch, aus Sicht eine Beobachters erzählt, sehr distanziert und bildet einen starken Kontrast zu der Erzählung des Jahres 2023. Somit besteht das Buch aus zwei völligen Gegensätzen. Poetische Schönheit im Angesicht der Zerstörung und die distanzierte, kühler beängstigende Beschreibung der Apokalypse. Beides berührt den Leser auf eigenartige Weise und man kann sich der Faszination der Worte nicht entziehen. Diese Worte nutzt der Autor auf beeindruckende Art und Weise, wie ein Musiker sein Instrument. Er verzichtet auf billige Effekthascherei, auf Zombies der ekelerregende Szenen. Jedes Wort der 206 Seiten ist wohlplatziert und treffend. Die Sätze sind kurz und knapp, konzentriert auf das Wesentliche, ohne unnötige Abschweifungen.
Passend zum Titel ist das Cover in verschiedenen Grauschattierungen gehalten, der einzige plakative Farbfleck in ist der Titel Ascheland. Aber auch dieser durchzogen von grau.
Die Erzählung beginnt in der ICH-Perspektive, man ist als Leser sofort mitten im Szenario. Die Geschichte ist packend ab dem ersten Wort, es gibt keine Einleitung, kein vorsichtiges Herantasten, die düstere und beklemmende Welt steht einem sofort vor Augen.
Fazit:
Für mich ist Ascheland eines der Highlights 2016 und ich freue mich, dass Acabus den Mut hatte, dieses Kleinod zu veröffentlichen.
 


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