Nils Nöske Choices 1
Die Besessenen
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»Die Besessenen« (Choices 1) von Nils Nöske
Gillard ist anders als die Anderen . Das wusste er schon von klein auf. Er hört eine Stimme in seinem Kopf, die ihn ständig zu bösen Taten verleiten will. Doch er gibt ihr nicht nach, denn er weiß, sollte dies jemals geschehen, verliert er sich an diese Stimme. Das Leben des jungen Mannes besteht aus harter Arbeit und Waffentraining, um sich von der Stimme abzulenken und sie zu übertönen. Niemand im Dorf kennt das Geheimnis von Gillard, weder sein Vater noch sein bester Freund Polz. Der stetige Kampf zermürbt Gillard. Als er sich in eine Dorfschönheit verliebt und sie diese Liebe nicht erwidert, wird die Stimme lauter und mächtiger. Sie flüstert ihm Dinge ein wie, den Nebenbuhler zu erschlagen, sich das Mädchen gefügig zu machen und sich seinem Zorn zu ergeben. Doch Gillard widersteht auch hier.
Erst als ein Trupp Männer ins Dorf kommt, die auf der Suche nach Surre sind und die Dorfbewohner bedrohen, gibt Gillard der Stimme nach. Er entwickelt ungeahnte Kräfte und schlägt einen der Angreifer brutal zusammen. Die Dorfbewohner erkennen mit Schrecken, dass in ihrer Mitte ein Besessener gelebt hat und wenden sich von dem jungen Mann, der immer ein Teil ihres Lebens war, ab . Sogar sein Vater weist ihn aus dem Haus.
Gut nur, dass Polz schon den Plan hatte , das Dorf zu verlassen. Gemeinsam machen sich Surre, Polz und Gillard auf den Weg in die große Stadt. Tella folgt ihnen, nach dem ersten Schrecken über Gillards neues Wesen hat sie sich wieder gefangen und möchte die jungen Männer in die Stadt begleiten. Alle vier hoffen, dort Lösungen für ihre Probleme zu finden.
Kommentar:
Zu Beginn dachte ich, dass es eine einfache Geschichte um junge Menschen ist, die ihren Platz und ihre Bestimmung im Leben finden müssen. Daher war ich am Ende ziemlich überrascht über die Entwicklung und den Lauf der Dinge, die ich selbstverständlich hier nicht verraten werde. Zuerst wollte ich schreiben, dass es der Geschichte an Tiefe fehlt und sie sehr einfach gehalten ist. Doch je weiter ich las, umso mehr war ich von den Wendungen beeindruckt und ich kann den Autor nur bewundern, wie dezent er diese Entwicklungen in die Erzählung einbaut.
Sicherlich handelt es sich um einen Roman über vier junge Menschen aber es geht auch um den Kampf Gut gegen Böse, um die Vorurteile der Menschen und ihre Ängste vor etwas Fremden.
Da haben wir Gillard, der seit seiner Kindheit gegen die Stimme in seinem Kopf kämpft und Surre , die ihre Eltern nie kennen lernen durfte. Als sie an ihrem sechzehnten Geburtstag ein Erbstück ihrer Mutter überreicht bekommt, wird sie plötzlich von finsteren Gestalten verfolgt und verjagt. Tella, die blind vor Liebe zu Gillard, ihr Heimatdorf verlässt und auf dem Weg feststellen muss, dass ihre Liebe ihren Ängsten nicht standhalten kann. Und Polz, den eine lange und tiefe Freundschaft mit Gillard verbindet, die auch Bestand hat, als sich Gillards Wesen offenbart. Er ist es, der die Gruppe zusammenhält und tatsächlich ein Ziel verfolgt. Ein eigenes Geschäft in der großen Stadt gründen und erfolgreich nach Hause zurück kehren.
Die Naivität der jungen Leute ist rührend. Sie wachsen in einer beschaulichen kleinen Dorfgemeinschaft auf und ahnen nichts von der Komplexität und Grausamkeit der Welt. Ihre Träume sind einfach und bescheiden. Auf der Reise in die Stadt wird ihnen allerdings bald klar, dass die Welt außerhalb ihrer Gemeinschaft viele Gefahren birgt. Der Autor schildert sehr detailliert den Unterscheid zwischen der kleinen Dorfgemeinschaft und der großen, überwältigenden Stadt. Während das Dorf eher mittelalterlich wirkt und hier noch mit dem Schwert gekämpft wird, ist der Fortschritt in der Stadt nicht zu übersehen. Die Feinde greifen das Dorf mit Waffen an, denen die kleine Gemeinschaft nichts entgegen zu setzen hat.
Anfangs schreckt Polz vor der Andersartigkeit seines Freundes zurück . Doch er erkennt schnell, dass Gillard immer noch der gleiche Mensch wie zuvor und sein Freund ist. Er steht in jeder Situation zu ihm, er ist die gute Seele der Truppe. Wann hat man je von einem Besessenen gehört, der seine Freunde beschützt und gegen die Stimme ankämpft? Polz ist sich sicher, dass Gillard niemals so Besessener werden kann, wie sie durch die Lande ziehen, raubend, plündernd , mordend und vergewaltigend.
Es handelt sich hier um ein Erstlingswerk des Autors . In meinen Augen ist es ein schönes Buch geworden, sowohl optisch als auch inhaltlich. Was langsam und dezent beginnt, entwickelt sich zu einer fesselnden und durchaus komplexen Geschichte. Nils Nöske beherrscht die deutsche Sprache und geht wunderbar mit ihr um, die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen. Ich habe das Buch an einem Sonntag durchgelesen und mochte es nicht aus der Hand legen. Man ahnt als Leser, dass der Autor etwas in der Hinterhand hat, kann die Lösung aber niemals erraten. Mir wurde das Buch von einer Freundin empfohlen, von selber hätte ich sicherlich nicht zugegriffen, denn das Cover wirkt nicht sehr ansprechend. Ein zweigeteiltes Gesicht, das die Ambivalenz von Gillard verdeutlicht, hätte sicher einen besseren Eindruck gemacht. So stempelt man es im ersten Eindruck als Jugendhorror ab und tut dem Buch damit unrecht.
Fazit:
Ein schönes Erstlingswerk mit Steigerungspotenzial, was der Autor im zweiten Band unter Beweis stellt.