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Max Brooks

Devolution

  • Autor:Max Brooks
  • Titel: Devolution
  • Serie:
  • Genre:Horror
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Goldmann Verlag
  • Datum:17 August 2020
  • Preis:10.00 EUR

 
»Devolution« von Max Brooks


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(3)

 
 
Endlich erreichen Dan und Katie Holland die Greenloop Siedlung, in der sie einen Neuanfang wagen wollen. Greenloop ist ein nachhaltiges Wohnprojekt mitten in den amerikanischen Wäldern und völlig autark, ohne auf jeglichen Luxus verzichten zu müssen. Hier möchte das Ehepaar zurück zu ihrer Liebe und zurück zu ihrem Leben finden. Beide werden herzlich von der Gemeinschaft aufgenommen. Bis der Vulkan Mount Rainier ausbricht und die Verbindung zur Außenwelt kappt. Denn so autark wie gedacht, ist die Siedlung nicht. Vor allem, was Lebensmittel angeht. Doch nicht nur die Menschen dort leiden an Hunger. Auch etwas in den Bergen verzehrt sich nach Fleisch...

Das Cover zeigt eine Affenpfote vor der Kulisse eines dunklen Waldes. Nebel umhüllt die alles und macht das Bild noch düsterer. Die Pfote ist ausgestreckt und scheint ein "komm her - du entkommst mir eh nicht" zu symbolisieren, während Blut in Schlieren von ihr runter tropft. Selten habe ich eine so kleine Geste auf einem Cover gesehen, die so beklemmend wirkt. Allein durch dieses Bild und dem Klapptext, begann ein rasendes Kopfkino.

Max Brooks hat sich mit World War Z in mein Gedächtnis und mein Horror-Herz geschrieben und so war es kein Wunder, dass ich mit hohen, was sag ich, mit sehr hohen Erwartungen an sein neues Werk herangegangen bin. Jede Seite sollte ein Knaller sein und mir Gänsehaut non stop bescheren, von schlaflosen Nächten und Angstschauern ganz zu schweigen.
Doch Devolution ist anders. Anders als erwartet und überraschend. Max Brooks schildert die Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln und dementsprechend in unterschiedlichen Erzählstilen. Dies bringt Unruhe, aber auch Lebendigkeit in das Buch. Für mich wurde durch die häufigen Wechsel der Erzählfluss unterbrochen und ich kam schlecht ins Geschehen hinein, bzw. konnte mich nur schwer in die Geschichte fallen lassen.
Haupterzählstrang sind die Tagebucheinträge von Katie Holland, die auf Anraten ihrer Therapeutin mit dem Beginn ihres neuen Lebens ins Greenloop, mit dem Schreiben begann. Katie schildert die Geschehnisse aus ihrem Blickwinkel und lässt mich ganz nah an sich heran. Die Unsicherheit ob des Umzugs, die neuen Bekanntschaften, das Leben inmitten der Wälder und schließlich der Vulkanausbruch. Katie ist eine unsichere Frau, die gerade vor den Trümmern ihres Lebens steht und mit letzter Kraft versucht, einen Neuanfang zu wagen. Die plötzliche Katastrophe bringt Seiten in ihr zum Vorschein, mit der sie nie gerechnet hätte und Fähigkeiten, die sie längst vergessen hatte. Je weiter die Bedrohung wächst, desto stärker wird Katie.
Immer wieder werden Tatsachenberichte und Interviews eingeworfen. Mal von Park Rangern, Zeitungen oder Frank McCray, der den Autor erst zu dieser Erzählung verleitete. Durch diese Einschübe gewann das Buch ungeahnte Authentizität, so dass ich häufig im Internet nachlas, was Fiktion und was auf realen Begebenheiten fußt. Ich war verblüfft, was alles der Wahrheit entsprach! Fast hätte ich Max Brooks geglaubt, dass die Geschehnisse am Mount Rainier exakt so abgelaufen sind!

Während sich Wahrheit und Fiktion in immer stärkerem Wechsel vermischen, nimmt die Bedrohung zu. Max Brooks versteht es wirklich meisterhaft, die Stimmung langsam kippen zu lassen. Sehenden Auges rennt jeder in sein Verderben und doch kommt man einfach nicht dagegen an. Selbst mir als Leser ergeht es so. Es kann nicht sein, was nicht sein darf!
Die anfängliche Idee, die hinter der Wohngemeinschaft Greenloop steckt, faszinierte mich. Zumindest so lange, bis all die Schwächen der Konstruktion ans Licht gezerrt wurden. Denn wie weit kann eine Siedlung autark sein, die ihr Gedächtnis in der Cloud aufbewahrt und Lebensmittellieferungen per Drohne oder E-LKW erhält? Wenn dann neben einer Naturkatastrophe plötzlich auch noch ein bösartiger Feind auftaucht, werden die Visionäre von Morgen plötzlich die Schwächlinge von Heute. Aber auch ungeahnte Stärken treten zu Tage und genau diesen Zwiespalt schildert der Autor gekonnt und sachlich. Nicht jeder von uns ist unter Druck zum Helden geboren. Eine jede Fähigkeit braucht seine Zeit und seinen Platz.

Mein Fazit

Gekonnt baut Max Brooks Unwohlsein auf, aber auf die nackte Angst, wartete ich vergeblich. Für eingefleischte Horror-Fans eine Spur zu seicht, auch wenn das Thema in meinen Augen grandios ist!
 


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