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Le Guin, Ursula K.

Der Erdsee-Zyklus
Die Erzähler

  • Autor:Le Guin, Ursula K.
  • Titel: Die Erzähler
  • Serie:Der Erdsee-Zyklus
  • Genre:SF
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Heyne
  • Datum:00 -
  • Preis:16.90 DM

 
»Die Erzähler« (Der Erdsee-Zyklus) von Le Guin, Ursula K.


Besprochen von:
 
S.B. Tenz
Deine Wertung:
(4)

 
 
Auf dem Planeten Aka ist es verboten, die vergangene Geschichte zu
erforschen oder darüber zu sprechen. Dadurch soll der Weg für
technischen Fortschritt und intellektuelle Freiheit geebnet werden. Das
studieren alter Schriften und Bücher steht unter Strafe. Andersdenkende,
Homosexuelle oder Regimekritiker werden gnadenlos ausgemerzt. Die Regierung
ist besessen in ihrer Verfolgung von Abweichlertum.
Die junge Linguistin Sutty wird von der Ökumene der Welten als Beobachterin
auf den Planeten Aka entsannt. Sehr schnell stellt sie fest, daß
alle auf diesem Planeten bereit sind, in die selbe Richtung zu gehen,
die selbe Sprache zu sprechen und an die selben Dinge zu glauben.
Kaum jemand erinnert sich an die Vergangenheit und diejenigen, die solches
Wissen noch besitzen, hüllen sich in Schweigen, aus Angst vor drakonischen
Strafen, seitens der Regierung. Sutty selbst wird zuvorkommend behandelt,
erhält jede Menge Informationen, die aber wiederum nur die Gegenwart
betreffen. Um so mehr ist sie überrascht, als man ihr die Erlaubnis
erteilt, die entlegenen Bergregionen zu besuchen und zu erkunden.
Dort trifft sie auf ein Volk, das bemüht ist seine Kultur aufrecht
zu erhalten. Es sind die Erzähler (die Maz), die mit ihren beeindruckenden
Geschichten -eine Symbiose aus Mythos und Realität- gegen alle Protokolle
und Gesetze Aka`s verstoßen. Sutty ist fasziniert von diesen Leuten,
deren Weisheit fast grenzenlos zu sein scheint.
Immer tiefer dringt sie in die Geheimnisse der Erzähler ein, gewinnt
ihr Vertrauen und begleitet sie schließlich zu einem geheimen Ort
in den Bergen.
Dort macht sie eine unglaubliche Entdeckung.

Ursula K. Le Guin, 1929 in Berkeley/Kalifornian geboren, begann
Anfang der sechziger Jahre mit dem Schreiben. Mit -Die linke Hand der
Dunkelheit- gelang ihr schon wenige Jahre später der Durchbruch.
Poesie und gedankliche Tiefe prägen ihre Werke, die mit zahlreichen
Genre-Preisen und sogar mit dem amerikanischen National Book Award ausgezeichnet
wurden.
Sowohl der Erdsee wie auch der Hainish Zylus, stammen aus ihrer Feder.
Erzählungen, die sich einfach nur mit dem Wort -Wunderschön-
beschreiben lassen, sind selten geworden. Ursula K. Le Guin´s -Die
Erzähler- ist zweifellos solch eine Geschichte.
Die Autorin macht den Begriff -Intoleranz- zum Hauptthema ihrer Geschichte.
Dabei bleibt sie jedoch immer objektiv und überläßt es
dem Leser, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Sie verurteilt jegliche
Art der politischen Unterdrückung oder Verfolgung, klagt diejenigen
an, deren Engstirnigkeit und Fanatismus anders denkende ins Unglück
stürzen. Besonders beeindruckend fand ich die überaus gelungenen
und auf hohen Niveau stattfindenden Dialoge, mittels derer ihre Figuren
Konflikte lösen, ohne dabei Gewalt anzuwenden. In ihrer Geschichte
werden Geschichten erzählt, Weisheiten ausgetauscht und wundervolle
Diskussionen geführt.
Die Welt ist nur so schlecht, wie wir sie uns machen, könnte man
sagen.
Ursula K. Le Guin´s Roman enthält sehr viel Lebenserfahrung,
Poesie und Träume nach einer besseren Welt, ohne dabei überholt
oder gar kitschig zu wirken.
Es ist eben: "Eine wunderschöne Geschichte". Nicht mehr,
aber auch keineswegs weniger.
Fazit: Ein leiser Aufruf gegen Gewalt, Zerstörung und Intoleranz.
Eine sanfte, ganz ruhige, aber auch mahnende Erzählung, die den Leser
noch lange zum Nachdenken anregen wird. Ein Kleinod mit philosophischem
Anspruch, daß in jedes Bücherregal gehört.
Betrachtet man unter dem Aspekt der Intoleranz jüngste Geschehnisse
im eigenen Land, blickt man über die Grenzen hinaus auf die Brandherde
unserer Welt, dann ist dieser Roman genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen
und wird zur Pflichtlektüre.

Da natürlich auch der reine Unterhaltungsaspekt mit einbezogen
werden muß, reicht es nicht ganz zur Höchstnote, aber ohne
Frage zu einer sehr guten 8.
 


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