Kristin Cashore
Die Beschenkte
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»Die Beschenkte« von Kristin Cashore
Katsa ist eine „Beschenkte“ und als solche mit einer Gabe und zwei verschiedenfarbigen Augen versehen. Die Gabe kann alles mögliche sein, von der Fähigkeit, auf Bäume zu klettern bis zu überdurchschnittlichen Sinneskräften. Katsa ist mit besonderen Kampffähigkeiten ausgestattet. Als Vollstreckerin des königlichen Willens verbreitet sie Angst und Schrecken. Doch von ihrem ungerechten Onkel als Werkzeug missbraucht zu werden, missfällt ihr mehr und mehr. Sie tut auch Gutes im Auftrag des Rats und macht sich eines Tages mit ihren Gefährten auf den Weg, den entführten König von Monsea zu befreien. Dabei trifft sie auf Prinz Greening (alias Bo), der auf der Suche nach seinem Großvater ist. Der Prinz besitzt ebenfalls eine Gabe und ist der erste, der ein ebenbürtiger Gegner für sie darstellt. Der Junge mit dem silbernen und dem goldenen Auge schleicht sich langsam aber sicher in ihr Herz hinein. Gemeinsam gehen sie dem Geheimnis der Entführung von Bos Großvater auf den Grund.
Cover
Eigentlich ein schönes Cover und mal etwas anderes, aber ich frage mich, warum das Bild so unscharf ist, wo auch die Schrift nicht der ultimative Eyecatcher ist. In größerer Schärfe hätte das Bild weit größeren Eindruck auf mich gemacht.
Meinung
„Die Beschenkte“ von Kristin Cashore ist der erste von bislang drei Bänden, die alle im selben Universum spielen. Die Geschichte von Bitterblue wird im dritten Band, „Die Gekrönte“, fortgesetzt.
„Die Beschenkte“ konzentriert sich auf die starke, eigenwillige Katsa und ihren Weg zur Selbstbestimmung. Der Roman ist eine Mischung aus Fantasyabenteuer und Liebesgeschichte. In beidem enttäuscht die Autorin nicht, auch wenn die Geschichte recht simpel bleibt.
Der Einstieg ist mir etwas schwer gefallen, da man sich sehr schnell mit einer großen Zahl von Ländernamen und Herrscherfamilien bombardiert wird. Hat man diesen Brocken verdaut, kann man Katsa dabei begleiten, wie sie die Liebe entdeckt und eine beschwerliche Reise unternimmt. Katsa ist keine Heldin, mit der man sich identifizieren kann: Sie ist eigenwillig, stur, und eine regelrechte Kampfmaschine, die jedem anderen überlegen ist. Schwächen scheint sie keine zu besitzen. So wird sie auch größtenteils gefürchtet und hat nur zu wenigen Menschen eine nähere Beziehung. Erst als sie Bo kennenlernt, zeigen sich Spuren einer unsicheren Katsa, die innere Konflikte austrägt. Die Liebesgeschichte mit Bo hat mir sehr gut gefallen, was vermutlich daran liegt, dass Bo so ein sympathischer Held ist. Er ist klug und hat keinerlei Problem damit, dass Katsa ihn in vielerlei Hinsicht übertrifft. Außerdem verlangt er nie von ihr, sich an ihn zu binden und respektiert ihr Verlangen nach Freiheit. Zwischen den Hauptfiguren herrschte eine gute Chemie.
Cashore beschreibt jedenfalls im Fall der Bewohner von Lienid die spezifischen Merkmale der Bewohner, doch wenig über einzelne Figuren. Noch wichtiger, die Figuren sind kaum komplex gestaltet und machen keine große Entwicklung durch. Raff ist so ein Beispiel: er forscht, er ist nett, er hat einen Freund namens Bonn – mehr erfahren wird nicht. Mein Hauptkritikpunkt bei diesem Roman, der durchaus unterhalten kann, ist fehlende Komplexität, er wirkt unausgegoren. Die Autorin schafft eine mittelalterliche Welt mit 7 Königreichen, doch sie bleiben eine blasse Kulisse für die Handlung. Diese schreitet größtenteils gemächlich voran, vieles läuft einfach zu glatt und wird nicht genügend motiviert. Zum Beispiel, dass Katsa sich von ihrem machtgierigen Onkel so lange benutzen lässt, obwohl sie nichts von ihm zu befürchten hat.