Jim Butcher Die dunklen Fälle des Harry Dresden 7
Erlkönig
Buchlisten
»Erlkönig« (Die dunklen Fälle des Harry Dresden 7) von Jim Butcher
Da dachte unser Detektiv des Übernatürlichen doch wirklich, dass er Mavra, die fiese Vampirfüstin des Roten Hofes endgültig erledigt hätte. Immerhin hat ihn der Kampf gegen die Uralte die Finger seiner linken Hand gekostet, da sollte man doch wirklich erwarten, dass man als Belohnung endlich seine Ruhe hätte.
Als er jedoch zu seinem eigenen noch leeren Grab gerufen wird, begegnet ihm eine höchst untote Mavra, die ihn mit einem unwiderstehlichen Argument zur Mitarbeit nötigt. Wenn er ihr nicht bis Halloween in drei Tagen Kemmlers Wort, das Zauberbuch eines hingerichteten Necromanten besorgt, wird seine Freundin Schwierigkeiten, groß geschrieben bekommen.
Und so macht sich Harry wider besseren Wissens und reichlich unwillig auf, die Spur des literarischen Überbleibsels des Schwarzmagiers, der alleine für den ersten Weltkrieg verantwortlich zeichnete und dessen Jünger aufzunehmen.
Nur zu bald muss er erkennen, dass, wen wunderts, einmal mehr wesentlich mehr auf dem Spiel steht, als zunächst gedacht. Wer immer Kemmlers Wort in die Hand bekommt, kann sich zu einem gottähnlichen Wesen aufschwingen. Und Aspiranten auf die Weltherrschaft gibt es wie gewohnt genügend. Dass diese mit unserem Hexer nicht eben zimperlich umgehen, Harry im Kampf gegen diese, trotz all seiner rohen Kräfte ein ums andere Mal den Kürzeren zieht, bereitet ihm so langsam Kopfscherzen. Da käme ein wenig Hilfe ganz recht – doch wie üblich hätte diese ihren Preis – und der ist zu hoch, als dass Harry ihn auch nur in Erwägung ziehen würde. Doch irgendwann ist ein Jeder an einem Punkt, an dem er ein Geschäft mit den Teufel einzugehen bereit ist – das kleine Übel, sie kennen das ja ...
Als vor rund einem Jahr bekannt wurde, dass eine der innovativsten und handwerklich überzeugendsten Urban Fantasy Reihen aufgrund mangelnden Zuspruchs der lesenden Kundschaft nicht fortgeführt werden würde, war das Jammern groß. Ausgerechnet Jim Butchers Erfolgsreihe um den kauzigen Detektiv und Hexer Harry Dresden, die sich bei Lektoren, Übersetzern und Rezensenten höchsten Zuspruchs erfreute konnte am Markt nicht punkten. Da halfen keine Empfehlungen. Droemer-Knaur nahm, nach diversen Anläufen, die Reihe aus dem Programm.
Um so erfreulicher wurde dann die Meldung aufgenommen, dass Feder & Schwert die Abenteuer fortsetzen würde.
Nach eine Vorlaufzeit von nur vier Monaten liegt Ende Februar dann auch der erste Band vor mir. Ein umfangreiches Buch, noch dazu in recht kleinem Satz ist es geworden, ein Buch aber auch, das dem Leser nicht nur viel Text fürs Geld anbietet, sondern einmal mehr beweist, warum die dunklen Fälle des Harry Dresden sich derartiger Wertschätzung gerade auch im Bereich derer, die sich beruflich mit der phantastischen Literatur beschäftigen, erfreuen.
Einmal mehr sind es die markanten Gestalten, die dem Roman sein Gepräge verleihen. Das sind, gleich ob es sich um Harry und seine Freunde oder deren Gegner handelt vielschichtig gezeichnete, interessante Figuren, die den Leser gefangen nehmen. Dazu gesellt sich eine nie vorhersehbare Handlung voller Drive und atemberaubender Spannung. Immer wieder tauchen Gestalten aus vergangenen Romanen auf, so dass dem Kosmos des Jim Butcher ständig neue Nahrung zugefügt wird.
Beherrscht aber wird der Roman einmal mehr von Harry selbst. Der Mann, als Chaot könnte man ihn treffend bezeichnen, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Zwar ist er bestimmt kein Heiliger, doch er steht stur und auch wenn es ihn seine Gesundheit kostet für seine Überzeugungen ein, opfert sich treu und selbstlos für seine Freunde auf. Das ist ein Loser in dessen ehrliche, aufrechte Haut man als Leser gerne schlüpft, den man schnell in sein Herz schließt und dem man sein Leben anvertrauen würde.
In der sehr stimmigen Übersetzung von Dominik Heinrici erwartet den Leser nichts mehr als ein rasantes Abenteuer voller ungewöhnlicher Ideen, atemberaubender Spannung und griffigen Figuren das einmal mehr beweist, dass Urban Fantasy nicht immer stumpfsinnig uniform und klischeebehaftet daherkommen muss, sondern dass man dem Subgenre durchaus noch neue Seiten abgewinnen kann. Hoffen wir, dass der Publikumszuspruch dem Rechnung trägt, und die weiteren Dresden Romane bei Feder & Schwert publiziert werden können.