Isaac Asimov
Ich, der Roboter: Erzählungen (Roboter und Foundation - der Zyklus 1)
Buchlisten
»Ich, der Roboter: Erzählungen (Roboter und Foundation - der Zyklus 1)« von Isaac Asimov
Dr. Susan Calvin ist eine brillante und angesehene Wissenschaftlerin und kann auf über 50 Jahre Berufserfahrung zurück blicken. Privat ist sie eine sehr introvertierte Frau, die nichts über sich selbst bekannt gibt. Der junge Reporter, der sich mit ihr zu einem Interview trifft, erwartet daher, wieder nur die schon bekannten Fakten zu erfahren. Er möchte jedoch mehr über den Menschen Susan Calvin erfahren und durch seine Beharrlichkeit gelingt ihm etwas, was bisher keinem Reporter gelungen ist.
Die Grand Dame der Wissenschaft, welche die Entwicklung der Robotik von der ersten Stunde an miterlebt hat , plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt einige Geschichten aus der Vergangenheit. Sie hat vieles erlebt und erinnert sich noch an die Zeit, als die Menschheit im Universum allein und ohne Freund war. Dieser Satz beschreibt ihre Einstellung zu den Robotern. Mit viel Wärme erzählt sie von Robbie, einem der ersten Roboter, der als Kindermädchen eingesetzt wurde. Der die Liebe eines kleines Mädchens gewonnen hat und diese tatsächlich zu erwidern scheint.
Eine andere Anekdote handelt von Cutie, einem Roboter, der nicht glauben möchte, dass eine minderwertige Spezies wie die Menschen ihn hergestellt haben. Er legt eine große Neugier in Bezug auf seine Existenz an den Tag und stellt sich die Fragen: Wer oder was bin ich und wo komme ich her? Er ist der erste Roboter, der sich seiner selbst bewusst ist.
Eine sehr persönliche Geschichte handelt von Herbie, einem Roboter aus dem Jahre 2021 . Er nimmt das erste Gesetz der Robotik sehr genau und möchte den Menschen nicht nur vor körperlichen, sondern auch vor seelischen Schaden bewahren. Dadurch stiftet er sehr große Verwirrung unter den Wissenschaftlern.
Von Robbie bis zum Gehirn ist es ein weiter Schritt. Die sogenannten Denkmaschinen regieren die Welt, kontrollieren die Wirtschaft und halten die Erde im Gleichgewicht. Alles zum Wohle der Menschheit.
Kommentar:
Die Bandbreite der Geschichten ist sehr groß. Die Robotpsychologin startet mit einer Episode aus dem Jahr 1996 und beendet das Interview mit einem Ereignis aus dem Jahr 2052. Das Buch ist halb Interview, halb Biografie. Teils bezieht sie sich auf Ereignisse, welche Meilensteine in der Entwicklung der Robotik aufzeigen, teils erzählt sie aber auch Geschehnisse, die sie persönlich betroffen haben.
Von Beginn an werden die Roboter personifiziert , sie bekommen Namen und werden in die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen eingebunden. Viele Menschen stehen diese intelligenten Maschinen ambivalent, andere sogar feindselig gegenüber. Schon bald wird der Gebrauch von Robotern auf der Erde verboten, doch kommen sie immer häufiger zum Einsatz, wenn es darum geht, fremde Planeten zu erforschen und deren Ressourcen abzubauen.
Die Ängste und Probleme, die sich im Zusammenhang mit Robotern ergeben, werden angesproche n und aufgezeigt. Auch die Brisanz, etwas zu entwickeln, was letztendlich klüger ist als der Mensch. Wissenschaftler denken nicht über die Folgen ihrer Handlungen nach und trotz der drei Gesetze der Robotik schaffen es die Maschinen immer wieder, den Menschen auszutricksen.
Während einige Personen die Maschinen ablehnen und sich Widerstandgruppen gegen den Einsatz der Roboter bilden , verlassen sich immer mehr auf ihre neuen Helfer und geben die Kontrolle aus der Hand. Sogar die Wissenschaftler sind oft nicht mehr in der Lage, den komplexen Berechnungen der Roboter zu folgen. Jeder Probelauf einer neuen Generation von Robotern verläuft anders. Sie werden komplizierter. Die ersten Prototypen haben ihre Ecken und Kanten und ihre Fehler. Die Ursache dieser Fehler und Verhaltensstörungen zu finden ist die Aufgabe der Psychologin, doch je komplexer die positronischen Gehirne werden, desto schwieriger wird ihre Aufgabe.
Trotz allem steht sie der Robotik positiv gegenüber und ist bei jeder neuen Entwicklung fasziniert von der Tiefe der Persönlichkeit der künstlichen Wesen. Doch sie ist strikt gegen die Aufhebung der drei Gesetze der Robotik, denn sie weiß, dass ohne diese Gesetze der Roboter bald über den Menschen dominieren würde.
Isaac Asimov hat einen wunderbaren Zyklus erschaffen, der viele Geschichten über Roboter enthält . Ihn schreckt der Gedanke an einen gleichwertigen Partner nicht ab. Er scheut sich aber auch nicht, die heiklen Punkte einer solchen Entwicklung anzusprechen. Die religiösen Fragen, die dadurch entstehen, dass Wesen ohne Seele existieren. Die poltischen und wirtschaftlichen Auswirkungen, wenn der Mensch auf dem Arbeitsmarkt plötzlich Konkurrenz bekommt und der menschliche Faktor in vielen Bereichen plötzlich ausgeklammert wird. Das beeindruckteste Beispiel in diesen Geschichten ist Byerly, eine perfekte Imitation eines Menschen.
Die Themen sind auch heute noch hochaktuell und verlieren nie ihren Reiz . Für mich ist das Universum des Asimov eines der beeindrucktesten im Bereich SF. Sein Schaffen umfasst unzählige Bände, doch nie wird er langweilig oder wiederholt sich. Er beleuchtet alles Facetten der Robotik, ihren Einsatz auf der Erde und im Weltall. Er gibt seinen Geschöpfen ein Herz und eine Seele, aus wenn sie nur aus einzelnen Teilen zusammen gesetzt sind. Seine Geschichten wirken nie kühl und sachlich, sondern sie gehen ans Herz und berühren den Leser.
Dem Verlag ist zu danken, dass er diesen wunderbaren Geschichten wiederein neues Gewand gibt . Das Cover ist schlicht aber prägnant und der Preis ist mit 8,99Euro sicher nicht zu hoch. Leser, die den Autor schon immer liebten, bekommen nur eine Chance, ihre alten Ausgaben zu ersetzen. Neue Leser bekommen eine gute, chronologisch korrekt geordnete, umfassende Serie. Eine Schuberausgabe wäre allerdings der Traum eines jeden Fans gewesen.
Fazit:
Asimov ist einer der faszinierendsten und bekanntesten SF Autoren des letzten Jahrhunderts. Seine drei der Gesetze der Robotik dienen als Grundlage für die SF Romane vieler junger Autoren. Warum es hier ein Gesetz Null gibt soll jeder Leser für sich herausfinden.