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Genevieve Cogman

Die unsichtbare Bibliothek

  • Autor:Genevieve Cogman
  • Titel: Die unsichtbare Bibliothek
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Taschenbuch
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
  • Datum:10 Dezember 2015
  • Preis:11,99 EUR

 
»Die unsichtbare Bibliothek« von Genevieve Cogman


Besprochen von:
 
Elohym78
Deine Wertung:
(4)

 
 
Irene Winters, Junior-Bibliothekarin und Sammlerin von außergewöhnlichen Büchern, erhält den Auftrag, ein seltenes Werk der Gebrüder Grimm für die Bibliothek zu organisieren. Zusammen mit ihrem ihr anvertrauten Studenten Kai Strongrock begibt sie sich in eine Parallelwelt, um das seltene Stück zu beschaffen. Doch schnell muss Irene feststellen, dass ihr vermeintlich einfacher Auftrag gefährlicher ist, als er auf den ersten Blick scheint. Denn nicht nur andere Agenten kreuzen ihren Weg, sondern auch feindliche Organisationen wollen das Buch unbedingt in die Finger bekommen. Schon bald sehen sich Irene und Kai Gefahren gegenüber, die sie das Leben kosten könnten. Ein mörderische Angriff von Silberfischchen ist nur eine von den vielen Bedrohungen.

Das Cover finde ich sehr reizvoll und interessant gestaltet. Es zeigt einen Ausschnitt des Städteplans von London. Leicht bräunlich und wirkt er auf mich dementsprechend schon älter. Zugleich sind die eingefügten Zeichenelemente modern und phantasievoll gewählt, wie z.B. das Gebäude relativ in der Mitte des Bildes, welches auf einem aufgeschlagenen Buch prangt und den Seiten förmlich zu entspringen scheint.

Voller Witz und Esprit kreiert Genevieve Cogman ihre Geschichte rund um eine verborgene Bibliothek, die außerhalb von Raum und Zeit existiert. Ihre Aufgabe besteht darin, alle Werke der Menschheit zu bewahren, zu schützen und natürlich auch zu lesen. In unzähligen Räumen, Gebäuden und Hallen lagern Bücher; möchte man die Bibliothek durchqueren, würde man vermutlich Monate benötigen. Und doch sind noch lang nicht alle Bücher in ihr zu finden und die Bibliothekare sind stets auf der Jagd nach neuen Werken. Oder nach solchen, die bis dato verborgen waren. Dank bildgewaltiger Schilderungen entführte mich die Autorin in diese Welt, in die ich mich noch viel lieber fallen ließ. Vor meinem inneren Auge wuchs die Welt der Bibliothekare in unermessliche Größen und mir gelang es ohne Probleme, diese zu durchstreifen und die Regale entlang zu wandern. Ich liebe es sehr, wenn Autoren es gelingt, mich in ihre Welt zu ziehen und dies ist Cogman mehr als hervorragend gelungen.
Doch die Bibliothek ist nur der äußere Rahmen, quasi die Basis des Buches, die als fester Anker die Handlung bestimmt. Von dort aus starten die Erkundungs- und Beschaffungstouren der Bibliothekare in diverse Parallelwelten. Diese Welten scheinen der unseren zwar zu ähneln, unterscheiden sich zugleich allerdings markant von ihr. Die Länder unserer Welt sind dort, wo sie sein sollten, aber die Menschen differieren, die Geschichtsschreibung und unter Umständen auch die Wesen, die in ihr verkehren. Vor allem, wenn eine Parallelwelt von Chaos-Energie beherrscht wird, finden sich in ihr Vampire, Elfen und viele andere Wesen, da sie vom Chaos angeboten werden. Drachen hingegen werden von der Ordnung angezogen und geistern wie geheime Nebelwesen stets an der Grenze zum Greifbaren an der Oberfläche. Absolut wunderschön, da es für mich stets etwas Neues zu entdecken und zu erleben gab, mit dem ich so nicht gerechnet hätte.

In diese schöne Kulisse setzt die Autorin eine spannende Handlung, die durch lebendige Konversation und mitreißende Geschehnisse glänzen kann. Eigentlich gehen Irene und ihr Schüler Kai davon aus, dass es eine simple Aufgabe ist, das Werk der Gebrüder Grimm zu beschaffen: Schnell nach London rein, auch wenn es von Chaos-Energie durchdrungen ist, schnell wieder zurück und fertig. Doch kaum landen die beiden in dieser Version von London, stoßen sie auch schon auf massive Probleme, denn der Elfen-Lord Silver wird auf Irene aufmerksam; ebenso wie der Detektiv Vale, der die beiden verfolgt. Ein verrücktes und sehr amüsantes Katz und Maus Spiel beginnt, welches mich durch seine Schnelligkeit und seinen Einfallsreichtum begeisterte. Cogman erschafft interessante Wesen, mit deren Vielfalt ich nicht gerechnet hätte. An jeder Ecke, oder besser gesagt, auf jeder Seite erwartete mich eine neue Überraschung.

Wenn die Handlung und die Umgebung schon bunt ist, so sind die Charaktere schillernd! Keiner gleicht dem anderen und alle wirken einzigartig und faszinierend. Die Authentizität geht jedoch nicht verloren, selbst als die Autorin von Drachen und Vampiren schreibt. Sogar die Bösewichte konnten mein Herz im Sturm erobern. Ob gut, ob böse, ob alt oder jung, ob Mensch oder Fabelwesen, jeder Protagonist erstand vor meinem inneren Auge und ich konnte eine Bindung mit ihnen aufbauen.
Ganz besonders hat es mir natürlich die Junior-Bibliothekarin Irene Winters angetan. Als Kind zweier Bibliothekare wuchs sie schon in dem Wissen heran, wie ihr späterer Lebensweg aussehen würde. Denn die Liebe zu Büchern hat sie quasi mit der Muttermilch eingesogen. Abenteuer, strenge Erziehung und ein tiefgehendes Fachwissen sind der Grundstock, auf dem ihr Wissen aufgebaut wurde und auch immer noch wird. Auf sehr sympathische Art und Weise wirkt Irene auf mich leicht unsicher und verwirrt. Diese Unsicherheit versucht sie mit Strenge zu kompensieren, was ihr als jungem Menschen allerdings nicht so recht gelingt. Zumindest höher gestellten Persönlichkeiten - wie einem Elfenlord zum Beispiel - gegenüber, oder Menschen, die viel Lebenserfahrung mit sich bringen. Gleichzeitig versucht sie sich gegenüber ihrem Schüler zu profilieren und ihm ein leuchtendes Vorbild zu sein. Dass dies nur schief gehen kann, ahnte ich schnell, ließ mich aber trotzdem zu einem Schmunzeln hinreißen. Irene bringt sich in alle möglichen und auch unmöglichen Situationen, die einfach nur niedlich sind. Trotzdem wirkt sie nicht lächerlich, sondern diese Art Stolperfallen gehören einfach zu ihr dazu.
An ihrer Seite Kai Strongrock, Student, Verehrer der schönen Dinge und unter der Oberfläche Drache. Auch in ihm scheinen sich zwei Seiten zu vereinen: die Lernbegierige und der Waise. Ein sehr gelungener Charakter, von dem ich schon begierig bin, mehr zu erfahren.
Auch die anderen Personen glänzen und strahlen um die Wette. Mag einer nur unbedeutend am Rand vorkommen, haucht Genevieve Cogman ihm doch Leben ein und lässt die Person zu einem Erlebnis werden.

Mein Fazit

Ein wirklich sehr gelungener Serienauftakt, der Lust auf mehr macht!
 


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