Feist, Raymond Die Erben von Midkemia
Der Silberfalke
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»Der Silberfalke« (Die Erben von Midkemia) von Feist, Raymond
Raymond Feist hat jahrelang keine neuen Midkemia Romane vorgelegt. Private Probleme sorgten dafür, dass nur Kooperationen mit anderen Autoren veröffentlicht wurden, bei denen unklar blieb, wie viel Raymond Feist überhaupt zu diesen Büchern beigetragen hat. Nun aber gibt es, endlich wird mancher sagen, wieder Nachschub aus der Welt von Pug und Thomas.
Die Handlung ist einige Zeit nach dem Spaltenkrieg angesiedelt. Talon, unser junger Held überlebt schwer verletzt als einziger die Vernichtung seines Indianer-ähnlichen Stammes durch Söldner. Unbekannte kümmern sich um ihn, päppeln ihn wieder auf. Bevor er seinem unbändigen Drang nach Rache allerdings nachgehen kann, schuldet er nach den strengen Ehrbegriffen seines Stammes seinen Rettern ein Leben als Dank. Doch diese bieten Talon einen Handel an. Sie bilden den intelligenten und begabten Jungen aus - als Agent und Mörder. Im Auftrag von Pug und dessen Familie soll er auf Seiten der Guten das Böse, und mit diesem letztlich auch die Mörder seiner Verwandten bekämpfen. Wir verfolgen Talons Lehrjahre. Das Kochen meistert er ebenso mühelos wie die Jagd und das Liebesspiel. Schliesslich wird er unter der Tarnung eines ärmlichen Adeligen auf der Fechtschule in Roldem eingeführt. Er überlebt Anschläge ebenso wie das gebrochene Herz durch seine grosse Liebe, ja er fügt den Schergen des Bösen eine erste Schlappe zu, als er einen weiteren Vernichtungsfeldzug gegen einen anderen Stamm zum Scheitern bringt. Doch dann soll er in die Höhle des Löwen eingeschleust werden...
Raymond Feist ist ein Autor, der es versteht aus bekannten, abgegriffenen Versatzstücken eine sehr unterhaltsame Handlung zu kreieren. Feist erzählt uns keine wirklich neue Geschichte. Wir verfolgen mit, wie ein Junge den Verlust von Familie und Heimat verkraften muss, wie er sich aufrappelt und anfängt Rache zu nehmen. Nun ist diese Rache nicht allein Selbstzweck, sondern soll auch noch der Stärkung der guten Seite dienen - ein hehres Ziel, das den jungen Wilden aber zunächst wenig berührt. Schnell, fast zu problemlos fügt er sich in seine neue Umgebung ein, lernt und wächst, ja triumphiert. Selbst als sein Herz bricht, wirft ihn diese Erfahrung nicht zurück, macht ihn letztlich, nach einigen Tagen der Verzweiflung nur stärker. Künftig benutzt er seine Libido für seine Zwecke, ist aber innerlich kaum involviert. Ein wenig arg pathetisch kam mir das schon vor, aber auch wirklich kurzweilig erzählt. Die Zeit der Lektüre verging wie im Fluge, die Seiten wurden rasend schnell umgedreht, und viel zu schnell war ich am Schluss des Romans angelangt. Ist dies nun ein grosses, ein herausragendes Buch gewesen? Ich würde sagen, nein. Unser Protagonist ist gar zu oft dem Tode gerade noch von der Schippe gesprungen, um wirklich realistisch seine Leser zu überzeugen. Ob ich den Roman, in einem Jahr noch im Gedächtnis habe? Auch hier sehr ich eher schwarz - zu gewohnt, und abgegriffen kam die Handlung daher. Aber wie bei einem liebgewonnenen Pulli oder einem ausgelatschten Schuh - man schlüpft einfach gerne in die altgewohnten, gemütlichen Sachen, man fühlt sich wohl. Der Silberfalke bietet leicht konsumierbare, spannende Agentenabenteuer mit einem sympathischen aber auch leicht unrealistischem Protagonisten. Der Roman ist sehr kurzweilig zu lesen und macht neugierig auf die Fortsetzungen, nicht mehr, nicht weniger.