Fabienne Siegmund/Katrin Minert
Der Karussellkönig
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»Der Karussellkönig« von Fabienne Siegmund/Katrin Minert
Mina Drawen und Lili leben in einer zerrütteten, von Trümmern übersäten Welt . Der Krieg hat ihnen alles genommen, doch in all dem Leid fanden sie einander. Sie wurden Freundinnen und spendeten sich Trost und Liebe. In Zeiten von Dunkelheit, Traurigkeit, Trostlosigkeit und Düsternis ist das innige Band der Freundschaft wie ein heller, leuchtender Stern.
Eines morgen erwacht Mina und Lili ist fort . Das junge Mädchen begibt sich auf die Suche nach ihrer Freundin, doch niemand hat sie gesehen. Erst als sie die graue Dame trifft, erhält sie einen Hinweis auf den Verbleib ihrer Freundin. Der Karussellkönig hat sie geholt, eine Gestalt wie aus einem bösen Märchen, der kleine Kinder und Träumer holt.
Kommentar:
Der erste Eindruck eines neuen Buches ( ich weiß, es ist eine graphic novel) ist immer entscheidend , das Cover und der Titel müssen die Fantasie des Lesers anregen und ihn neugierig machen. Beides ist hier vortrefflich gelungen. Wenn man das Buch öffnet, lesen wir zuerst das wunderbar formulierte Vorwort, welches uns in unsere Kindheit zurück versetzt und die Erwartungen des Leser sehr hoch setzt. Auch die Zitate und Widmungen lassen auf ein poetisches und traumhaftes Kleinod hoffen. Zumal Christoph Marzi für mich einer jener Autoren ist, der die im Vorwort erwähnten magischen Momente herbei zaubern kann.
Die schlichten aber eindringlichen schwarz- weiß Illustrationen machen das düstere Szenario bedrückender . Die grausigen Rückblicke Minas werden als Bild nur schemenhaft dargestellt, schöne Momente oder auch die Menschen sind wesentlich detaillierter und eindringlicher. Doch gerade die Zurückhaltung in den grausamen Szenen macht es möglich, dass die Bilder intensiver wirken, man den Kummer und das Leid förmlich miterlebt.
Ich weiß nicht, wen ich hier mehr loben soll, die Autorin für ihre bezaubernden und klaren Worte oder die Illustratorin für ihre wunderbaren und eindringlichen Zeichnungen. Beides zusammen ist eine Komposition, der man nicht widerstehen will. Eine Symbiose aus Wort und Bild, wie sie besser nicht sein kann.
Aus Trauer, Hoffnung oder auch Verzweiflung geht man oft einen Handel ein, ohne den Preis zu kennen, den man letztendlich zahlen muss. Man will glauben, auch wenn man im tiefsten Inneren weiß, dass sich die Wirklichkeit niemals ändern lässt.
Ich habe beim Lesen dieses Buches ( ich nenne es Buch) an Krabat von Ottfried Preußler und auch an den Herrn der Diebe von Cornelia Funke denken müssen. Ein Karussell erinnert uns an unsere Kindheit, an die unschuldigen Träume der damaligen Zeit, entführt uns eine Weile in eine andere Welt. Als ich gelesen habe, dass die Autorin Musik der Band poets of the fall liebt (so wie ich) , deren Videoclip carnival of rust auch diese magischen, traumhaften aber auch düsteren Momente einfängt, mochte ich diese Geschichte noch mehr.
Fazit:
Bild, Wort und die im Anhang erwähnte Musik verzaubern uns für einige Momente und lassen uns den Alltag vergessen. Wunderbar und eindrucksvoll