Daniel Hanover Dolch und Münze 1 1
Das Drachenschwert
Buchlisten
»Das Drachenschwert« (Dolch und Münze 1 1) von Daniel Hanover
Lange Zeit nach dem Untergang der Drachen ist die Welt ist bevölkert von den dreizehn Menschengeschlechtern. Waise und Bankmündel Cithrin wird von ihrem Ziehvater und Inhaber der Bank beauftragt, einen Großteil der Reichtümer aus der Stadt zu schmuggeln, bevor alles von den Fürsten beschlagnahmt wird. Keine Woche zu früh, denn die Freistadt Vanai wird von der Anteanischen Armee bedroht. Verkleidet als Hirtenjunge wird Cithrin Teil einer Karavane, die unter dem Schutz von Hauptmann Wester steht, einem Kriegsheld, der von politischen Ränkespielen nichts mehr wissen will, nachdem er seine Frau und Tochter verloren hat. Beschützt wird die Gruppe von einer Gruppe von Schauspielern, die sich als Soldaten ausgibt. Die Karawane bleibt natürlich nicht unbehelligt, und bald fliegt Cithrins Tarnung auf.
Beteiligt an dem Angriff auf die Stadt Vanai ist auch der Adlige Geder, der sein Leben lang von anderen schickaniert und wegen seiner Liebe zum spekulativen Traktat verlacht wurde. Unversehens wird er zur Spielfigur in den politischen Intrigen des Hofes.
Einflussreiche Fürsten kämpfen am Hof von König Simeon um Macht. Der adlige Fürst Dawson versucht den König zu beschützen, indem er seine eigenen Kabale gegen die der Gegner stellt. Als der König mit Angst und Schwäche reagiert, drohen die Dinge zu eskalieren.
Meinung
Wer sich an dieses Buch wagt, sollte schon ein wenig Geduld mitbringen. Die ersten 90 Seiten lang rückt jedes Kapitel eine andere Figur in den Blick, die Geschichte wird dann mehrsträngig erzählt. Die scheinbar voneinander getrennte Geschichten zeigen nach und nach ihren Zusammenhang. Das Geschehen braucht also eine Weile, um in Gang zu kommen und man versteht vieles erst einmal nicht. Leider wird es dem Leser nicht leicht gemacht, sich in dieser Welt zurecht zu finden. Denn die Geschichte des Reiches ist dunkel und verworren und wird nur stückchenweise durch Geders Lesen in spekulativen Traktaten aufgedeckt – die, ehrlich gesagt, aufgrund der Unzahl an Namen und unbekannten Fakten eine Qual zu lesen sind! Auch die Rassen waren für mich schwer auseinander zu halten. Jede Rasse hat so ihre Besonderheiten, was ihre Fähigkeiten und ihr Aussehen betrifft (manche haben Schuppen, andere sind blass und schmächtig), doch erscheinen sie mehr Faszinosum dieser Welt als für die Handlung relevant zu sein. Die Erzähler sind größtenteils Erstgeborene.
Dieser erste Teil von „Dolch und Münze“ ist wenig actionreich, Kämpfe erwarten den Leser kaum. Dafür nehmen taktische Überlegungen und politischer Intrigenwirrwarr immer mehr Raum ein. Mag sein, dass die Handlung für manch einen zu langsam vorangeht, ich habe mich allerdings nicht gelangweilt. Allein der gute, anspruchsvolle Stil des Autors hat mich bei der Stange gehalten. Die politischen Handlungen waren für mich allerdings nicht immer leicht nachzuvollziehen.
Auch wenn die Charaktere ein wenig schemaartig erscheinen, haben sie immerhin alle positive wie negative Seiten und gewinnen durch ihre Entwicklung an Kontur. Geders Geschichte wurde am Ende richtig faszinierend, ich schwanke bei ihm ständig zwischen Sympathie und Antipathie. Cithrins Schicksal hat mich am Anfang wenig interessiert, doch ihre Versuche, Selbständigkeit zu erlangen und ihre Probleme mit dem Alkohol sind interessant beschrieben und ich frage mich, wie sich die Beziehung zwischen Cithrin und Wester weiterentwickeln wird. Eine meiner Lieblingsfiguren war Clara, die zunächst nur eine verständnisvolle Hausfrau zu sein scheint, dann aber ungeahnte Fähigkeiten demonstriert.
Gerade die letzten hundert Seiten nimmt das Geschehen deutlich an Fahrt auf und es kommt zu einem furiosen Finale, das die Geschichte schön abgerundet zu Ende führt und das Erzählte wie den Auftakt zu Größerem wirken lässt. Ich bin äußerst gespannt auf die Fortsetzung.
Fazit
Sicher nicht gerade die leichteste Lektüre, doch mit interessanten neuen Ideen und sprachlichem Können erzählter Serienstart. Fans von ausführlichen Schlachten und temporeichem Erzählen werden hier weniger auf ihre Kosten kommen; für Freunde raffinierte Intrigen und komplexer Welten ist das Buch definitiv einen Versuch wert.