Bernhard Hennen
Drachenelfen
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»Drachenelfen« von Bernhard Hennen
Zu Anfang schufen die Devanthare, zusammen mit den Alben die Riesin Nangog, welche in ihrem Auftrag drei Welten erschuf - Albenmark, Nangog und die Menschenwelt. Nach der Fertigstellung der Welten wurde Nangog als zu mächtig von den Alben und Devantahren eingestuft und in ewigen Schlaf gelegt. Über Albenmark sollten die Alben nun herrschen und über die Menschenwelt die Devanthare. Nangog allein sollte als neutrale Zone gelten und von keiner der beiden Parteien betreten werden. Doch an diese Abmachung hielten sich die Devanthare nicht. Sie brachten aus der Menschenwelt ihre Geschöpfe nach Nangog - die Menschen. Während die Alben hiergegen nichts unternahmen, fühlte sich einer der Drachen - ihre stellvertretenden Herrscher über Albenmark und über die Elfen - in der Verantwortung einzuschreiten. Doch handelt er recht indem er sich gegen die Alben auflehnt und die anderen Himmelsdrachen mit ihren Drachenelfen von seinen Plänen zu überzeugen sucht?
Bernhard Hennen hat mit "Drachenelfen" einen ersten Band einer Reihe vorgelegt, die noch vor seinen beliebten Elfengeschichten spielt und wieder mit viel Tiefgang aufzuwarten weis. In dieser Zeit sind die Drachen noch keine Gegner der Elfen - sie sind ihre Herrscher und Vertreter der Alben!
Die Gesamthandlung wird in drei verschiedenen Hauptsträngen erzählt:
Zum einen geht es um die Elfenjägerin Nandalee, die einen großen Fehler begeht, für den sie eigentlich mit dem Leben zahlen sollte, aber stattdessen als angehende Drachenelfe in die Weiße Halle gebracht wird. Doch auch hier kann sie ihr wildes Naturell nicht zügeln und lehnt sich gegen alle möglichen Regeln auf - Was so manchen Drachen, wie Elfen erzürnt und gleichzeitig fasziniert. So weckt sie das Interesse des Erstgeschlüpften - des schwarzen Drachens - der sich noch nicht entscheiden kann, ob er die Elfe weiter beobachten oder doch vernichten soll. Und ganz nebenbei verliebt sich auch der Schwertmeister Gonvalon - ein Drachenelf der dem Goldenen dient und ebenfalls ein verborgenes Geheimnis in sich Trägt - in diese faszinierende Elfe. Die Komplikationen sind wahrlich vorprogrammiert.
Ein anderer Handlungsstrang spielt Hauptsächlich auf Nangog und der Menschenwelt und dreht sich um den Unsterblichen Aaron. Dieser stürtzt nach einem Angriff von einem Wolkenwandler direkt vor die Füße des Bauern Artax und stellt sich als gar nicht so unsterblich heraus. Da es nicht herauskommen darf, dass die Unsterblichen doch sterblich sind, wird Artax nun von einem Devanthar zu Aaron gemacht. Ein Bauer als Führer eines ganzen Volkes, der auf Reformen für das Land sinnt, sich jedoch mit den adligen Seelen seiner Vorgänger in sich und dem Devanthar herumschlagen muss. Nicht zuletzt wird er von seinen früheren Träumen von Gerechtigkeit und der wahren Liebe in seinem Handeln bestimmt, was ihn immer wieder in präkere Situationen bringt.
Zuletzt wird immer wieder aus der Perspektive eines nicht genau benannten Drachens berichtet, der gegen die Alben aufbegehrt und seine eigenen Ziele gnadenlos verfolgt. Er tötet einige der Alben und versucht die anderen Himmelsdrachen unter Vorspiegelung verdrehter Tatsachen zum Eingreifen auf Nangog zu veranlassen.
Besonders schön fand ich die fließenden Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen, welche durch verschiedene stilistische Mittel deutlich wurden. So wurde, wenn der Handlungsstrang des Drachens erwähnung fand, die Geschichte immer folgendermaßen dargestellt:(Zitat) Ihr Tonfall ärgerte IHN . Sie sagte das in so beiläufigem Tonfall, dass IHM heiß und kalt wurde.
Wieder einmal hat Hennen es geschafft, äußerst gefühlsgeladene Charaktere zu erschaffen, die mit ihren Makeln überzeugend wirken. Er wartet mit komplexen Handlungssträngen auf, die überraschende Wendungen vollziehen und viel Tiefgang mit sich bringen. Nichts ist wirklich so, wie es auf den ersten Blick erscheint und wirklich böse Schurken scheint es auch nicht zu geben. Zumindest ist kein Charakter Hennens nur böse oder nur gut. Alle sind sie geprägt von verschiedenen Erfahrungen und handeln nach selbst auferlegten Regeln nach ihrem eigenen Empfinden richtig. Nicht einen dieser Protagonisten konnte ich wirklich hassen. Man wünscht ihnen allen, dass sie den richtigen Weg beschreiten und alles ein gutes Ende nehmen wird. Doch ob dieses ihnen beschienen sein wird, weiß nur der Autor selbst und ich selber glaube nicht an ein reines Happy End - Denn wo bliebe für den Leser der Reiz, wenn er nicht einen Hauch der üblichen Verzweiflung der anderen Elfenromane erhaschen könnte?
Hennen schafft mit "Drachenelfen" einen ersten Roman einer Fantasy-Reihe, die vor den Geschehnissen seiner berühmten Elfenbüchern spielt und mit seiner Komplexität und Variabilität überzeugt. Gleich mehrere Welten mit verschiedensten Wesen und Denkansetzen erwarten den Leser und bringen ihm eine Sichtweise nahe, die eine Unterscheidung in Gut und Böse einfach unmöglich macht! [b]