Andrzej Sapkowski
Das Erbe der Elfen
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»Das Erbe der Elfen« von Andrzej Sapkowski
Nachdem Geralt die Thronerbin von Cintra, Ciri, auch „Rotznase“ genannt, nach Cer Mohen gebracht hat, beginnen die Hexer das pubertierende Mädchen auszubilden, ohne sie chemischen Substanzen zu unterziehen, die sie körperlich verändern würden. Ciri soll lernen, sich zu verteidigen und so trägt sie eine Menge blaue Flecken davon. Die Hexer verstehen weder etwas von weiblichen Bedürfnissen, noch von den Weissagungen und Visionen, die Ciri quälen. Darum ruft Geralt Yennefers Freundin Triss Merigold. Doch auch die Magierin ist mit den Alpträumen Ciris überfordert, und so bleibt Geralt keine andere Wahl, als Yennefer zu kontaktieren.
Derweil schwelen Konflikte zwischen Menschen und Nichtmenschen weiter. Die „Eichhörnchen“-Elfen kämpfen einen ausdauernden, aber hoffnungslosen Krieg um die Freiheit. Das Volk der Elfen scheint zum Aussterben verdammt.
Geralt versucht sich aus solcherlei Kämpfen herauszuhalten, doch wird es zunehmend schwieriger, seine Neutralität zu wahren, denn verschiedene Parteien haben ein Interesse an Ciri entwickelt. Somit steht auch Geralt auf der Fahndungsliste.
Meinung
Der dritte Band der Reihe hebt sich von den übrigen Bänden ein wenig ab, denn die Jagd auf Monster nimmt hier einen sehr kleinen Stellenwert ein und die Handlung macht keine großen Sprünge. Da die politische Situation in den Ländern und die Rolle Ciris dabei geschildert wird, wirkt er wie eine Exposition für die kommenden Bände. Sapkowski schmeißt beim politischen Gipfeltreffen fröhlich mit Länder- und Regentennamen um sich, ohne dass wir auf eine Karte Bezug nehmen können. Alte Figuren wie der Zwerg Yarpen tauchen auf, zudem begegnen sich hier zum ersten Mal Ciri und Yennefer.
Natürlich kommt der Humor nicht zu kurz. Der gelehrte, aber realitätsferne Wissenschaftler wird hier aufs Korn genommen, welcher selbst dann nur zögerlich an die Existenz eines Wunderwesens glaubt, als es vor seinen Augen dem Wasser entsteigt.
Mein absolutes Highlight war der (leicht sarkastische) Brief Yennefers an den Hexer. Ließe sich sicher nutzen, wenn man selbst mal länger von einem Bekannten nichts gehört hat und etwas verärgert ist.
Die moralische Ambiguität jeden Krieges kommt sehr gut im Streit der verschiedenen Rassen zur Geltung. Junge Elfen kämpfen für ihre Freiheit, ohne zu wissen, dass sie nur manipuliert werden, um das Land zu schwächen, Zwerge kämpfen unwillig gegen Zwerge und keine Seite profitiert im Geringsten. Man versteht Geralts Weigerung, am sinnlosen Treiben teilzunehmen genauso gut wie die Empörung seiner Mitmenschen – kann man sich wirklich aus solchen Konflikten heraushalten, und macht man sich damit mitschuldig?
Im Vergleich mit den anderen Bänden schien mir dieser Band etwas schwächer, weniger witzig und rasant als die Vorgänger. Ich bin nach den vielen Andeutungen sehr gespannt, was Ciris Visionen angeht, ob Geralt sich doch noch in die Politik einmischen wird, und was aus Cintra wird. Sapkowskis Figuren sind lebendig und liebenswert, und ich werde auf jeden Fall weiterverfolgen, wie es mit Geralt, Yennefer und Co. weitergeht.