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Robert M. Talmar

Der vergessene Turm

  • Autor:Robert M. Talmar
  • Titel: Der vergessene Turm
  • Serie:
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch)
  • Datum:11 Oktober 2013
  • Preis:14,00 EUR

 
»Der vergessene Turm« von Robert M. Talmar


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(3.5)

 
 
Vor mehr als 3200 Jahren wurde der grausame Lukather aus seiner Heimat verbannt und betrat die Welt der Menschen. Woher er kam und warum er verstoßen wurde, dieses Wissen liegt im Dunkel der Zeit begraben. Nur dies ist noch bekannt: Er nahm Kontakt zu den Fear auf und bat sie um ihre Hilfe und Unterstützung. Doch die Fear erkannten das Dunkle in Lukather und versagten ihm ihre Freundschaft, sie versperrten ihm sogar den Rückweg in seine Heimatwelt.

Da wuchsen Hass und Zorn in ihm und er schwor, alle Fear und die Welt, auf der sie lebten, zu vernichten. Seitdem herrscht Krieg in den Ländern der Welt, denn sowohl die Fear als auch Lukather sind unsterblich und ihre Pläne wachsen nicht über Tage und Wochen sondern über Jahre und Jahrhunderte.

Bisher wurde das Volk der Vahit von diesem Krieg verschont. Sie leben im Verborgenen, im fernen und abgeschiedenen Hügelland und ihre Existenz ist fast in Vergessenheit geraten. Sie sind für andere Völker nur noch Figuren aus Sagen und Legenden. Bis sich der Kriegermönch Circendil aufmacht, dieses kleine Volk zu finden, denn sie besitzen einen Schatz, der im tobenden Krieg den entscheidenden Vorteil bringen kann. Dieser Schatz besteht aus Büchern und somit Wissen. Als die Vahit vor Jahrhunderten in das Hügelland zogen, nahmen sie die alten Bücher und Aufzeichnungen mit. Das Wissen der Menschen jedoch ging in den Äonen des Krieges verloren, ihre Bücher wurden vernichtet und es gibt niemanden mehr, der sich an das erste Zeitalter erinnern kann. Doch nicht nur Circendil begibt sich in das Hügelland, auch die Schergen des Feindes erfahren von der Existenz des kleinen Volkes und machen sich auf, die Vahit zu unterjochen.

Das Grauen kommt langsam und schleichend zu den Vahit. Mit einem Brief von Meister Banavered Borken, einem Einsiedler und Astronom, der weit draußen auf dem Land in einem alten Grenzturm lebt, beginnt alles. Er berichtet von merkwürdigen Ereignissen und Schatten, die durch den Wald kriechen. Ein Schaf wird gerissen, zwei Kinder gehen im Rubenforster Wald verloren und die Menschen dort fühlen sich von unsichtbaren Augen beobachtet und verfolgt. Eine bedrückende Stimmung herrscht, Lachen und Freude fliehen das kleine Volk.

Finns Traum ist es, eines Tages selber in der Büchery zu arbeiten und vielleicht sogar ein eigenes Buch zu verfassen. Doch er beugt sich den Wünschen und Erwartungen seines Vaters und beginnt bei ihm eine Lehre, um eines Tages den väterlichen Betrieb zu übernehmen. Als Finn eine Bestellung des Astronomen verschlampt und dazu verdonnert wird, diese, samt einer Entschuldigung, bei Banavared persönlich abzuliefern, ändert sich sein beschauliches Leben.

Er und sein Freund Mellow geraten in die Hände der Feinde, die den Turm des Astronomen besetzt haben und das Hügelland für den dunklen Lord ausspionieren. Mit Hilfe des Kriegermönches können die Freunde fliehen, müssen aber mit ansehen, wie der alte Banavared und seine Frau bestialisch ermordet werden. Sie, die nie etwas Böses gesehen und gekannt haben, sind hilflos und ohnmächtig, angesichts der Brutalität des Feindes. Zusammen mit Circendil machen sie sich auf, ihr Volk zu warnen und eine Verteidigung zu organisieren. Dabei wachsen sie über sich selbst hinaus und von Finn und Mellow wird mehr verlangt, als sie sich je zu träumen wagten. Ein Krieg beginnt, in dem Helden geboren und Feiglinge vernichtet werden.

Kommentar:
Die Vahits sind ein Volk, wie es dem Leser gefällt. Sie lieben gute Bücher, alte Schriften und spannende Geschichten. Sie sind Bewahrer des Wissens, ein Volk, in dem der Vorsteher einer Bücherey einer der mächtigsten Männer des Volkes ist. Hoch angesehen und geachtet.

Leider besteht das Buch zur Hälfte aus sehr ausführlichen Landschaftsbeschreibungen, die vom eigentlichen Kern der Geschichte ablenken. Wenn die Protagonisten von A nach B reiten, wird jeder Baum am Wegesrand, jeder Ast, jeder Zweig und jede Wurzelverzweigung beschrieben. Zudem beschreibt der Autor jeden Weg, der von der Hauptstraße abzweigt und schildert sehr ausführlich, wohin dieser Weg führt, durch welches Dorf er verläuft und wer dort wohnt. Dabei verliert mal als Leser sehr oft den Faden der eigentlichen Geschichte, ich habe zeitweise zwei oder drei Seiten einfach überblättert, da sie für die Storyline nicht relevant waren. Der Autor wird das sicher anders sehen, sonst hätte er dies alles nicht in dieser Ausführlichkeit geschildert, der Leser mag mit der Zeit aber nicht mehr folgen.

Zudem erinnert zu viel an dieser Geschichte an den Herrn der Ringe
. Gerade die Geburtstagsfeier von Finn zu Beginn des Buches lässt ahnen, welchen Pfaden der Autor hier folgen wird. Ein Volk von kleinen, liebenswürdigen Wesen, die gerne feiern und fröhlich sind. Naiv und freundlich, ohne Feinde, die sie bedrohen. Ein Fremder, der zu diesem Volk stößt und sie vor einer dunklen Gefahr warnt. Denn sie besitzen etwas, das der Feind begehrt. Etwas, das ihm den Untergang bringen kann. Ein drohender Schatten, ein uralter Feind, der elf (nein, nicht neun) einst mächtige Herrscher versklavt und durch Artefakte an sich gebunden hat (nein, keine Ringe, sondern Kristallkugeln). Deren Leben verzehrt wird und die nur noch an Blut und Tod Freude finden. Eine dunkle, bedrohliche Festung, in der schreckliche Dinge vor sich gehen (nein, nicht Mordor) und in der sich ein schier mächtiges, grausames und unbesiegbares Heer sammelt.

Die Essenz der Geschichte ist wirklich schön, wenn man sie zwischen den ganzen Ablenkungen findet. Finn, Mellow und Circendil wecken die Sympathien des Lesers und man nimmt Anteil an ihrem Schicksal. Sehr positiv anzumerken ist auch die Gestaltung des Buches. Im vorderen Teil befindet sich eine Karte des Hügellandes und hinten, im ausklappbaren Cover ist die Karte der bekannten Welt dargestellt. Zudem findet der Leser ein ca. zwanzigseitiges Glossar mit Erklärungen zu der verwendeten Sprache, sowie Hinweise zu Währung und Längemaßen. Das Glossar sollte man unbedingt lesen, denn die Erklärungen zum Hügelland dort sind wirklich sehr hilfreich zum Verständnis der Vahit und ihrer Gemeindestruktur. Der Autor hat sich hier sehr viel Mühe gegeben und gerade in Zeiten des Ebooks macht die wunderbare Gestaltung des Buches es zu einem wahren Schatz für die aussterbende Rasse der Papierbuchleser. Das Cover besticht durch seine Schlichtheit und die
Farbauswahl.

Fazit:
Weniger wäre mehr gewesen. Robert M.Talmar folgt den Spuren des Meisters, doch leider erreicht sein Buch nicht das Niveau eines Tolkien. Aber er ist auf dem Weg dorthin und wer schöne, ausführliche, heldenhafte und gute Geschichten mag, sollte an diesem Buch nicht vorbei gehen.
 


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