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Christoph Marzi

Die Uralte Metropole 1
Lycidas

  • Autor:Christoph Marzi
  • Titel: Lycidas
  • Serie:Die Uralte Metropole 1
  • Genre:Fantasy
  • Einband:Paperback
  • Verlag:Heyne Verlag
  • Datum:01 Dezember 2004
  • Preis:EUR 14,00 EUR

 
»Lycidas« (Die Uralte Metropole 1) von Christoph Marzi


Besprochen von:
 
Sachmet
Deine Wertung:
(5)

 
 
Vor der Inhaltsangabe dieses Buches ist ein kleiner Kommentar nötig. Das Buch ist wie ein Haus mit vielen Türen. Man öffnet eine Tür zu einer Geschichte. Doch dahinter verbirgt sich eine weitere Tür zu einer anderen Geschichte, die auch zu einer weiteren Tür und einer neuen Geschichte führt. Dies setzt sich endlos fort und doch entsteht am Ende ein einheitliches Ganzes. Der Rezensent empfiehlt, durch alle Türen zu treten und diese wunderbare Geschichte auf sich wirken zu lassen. Der Weg lohnt sich.

Der Inhalt der Kerngeschichte lautet wie folgt:
Die 12 jährige Emily Laing ist ein Waisenkind. Eine Außenseiterin, denn da sie durch einen Unfall ein Auge verloren hat, wird sie von den anderen Kindern im Heim nur die einäugige Missgeburt genannt. Eines Tages lernt Emily den Neuzugang Aurora Fitzrovia kennen, die durch ihre dunkle Hautfarbe ebenfalls von den Kindern gehänselt wird. Die beiden Mädchen werden beste Freundinnen und geben einander Halt in dem tristen und teils grausamen Alltag des Waisenhauses.

Eines Tages wird Emily von einer Ratte angesprochen. Bei der Ratte handelt sich um Lord Brewster, der Emily bittet, ein Auge auf eines der neuen Kleinkinder zu haben. Emily, die etwas erstaunt ist, dass sie eine Ratte verstehen kann, findet die kleine Mara Mushromm in dem Kleinkindersaal und spürt sofort eine innige Verbindung zu dem Mädchen. Doch ausgerechnet in dieser Nacht wird das Kind entführt und Emily wird dabei überrascht, wie sie in das Büro des Verwalters einbricht, um mehr über ihre und Auroras Familie zu erfahren. Lord Brewster hilft dem Mädchen zu fliehen und sorgt dafür, dass sie auf Mortimer Wittgenstein trifft, einen Alechemisten und Eigenbrötler, der ebenfalls mir Ratten kommunizieren kann.

Gemeinsam mit Maurice Micklewhite, einem Lord der Elfen, finden Wittgenstein und Emily heraus, dass Mara in die uralte Metropole gebracht wurde. Die uralte Metropole ist eine Stadt unter der Stadt, verbunden mit dem heutigen London durch die U-Bahn Linien und Tunnel. Ein Schmelztiegel merkwürdiger Gestalten, Kreaturen und Fabelwesen, die im normalen London sicherlich für Aufsehen sorgen würden, hier unten aber als durchaus normal gelten. Hinter der Entführung des kleinen Mädchens steckt der Lordkanzler von Kensington, der keine geringer als der Totengott Anubis ist. Er handelt im Auftrag von Lycidas, der unschuldige Seelen von Kindern braucht, um sich ein Unsterblichkeitsserum zu brauen.

Emily, die ein Trickster ist, wie ihr Master Wittgenstein mitteilt, kann in Gedanken mit dem kleinen Mädchen Kontakt aufnehmen. Denn Emily ist ein Wechselbalg, eine Mischling mit Elfenblut und verfügt über besondere Gaben, wie sie jedem Wechselbalg zu eigen sind. Nur sie kann das kleine Mädchen finden. Um ihr Mut zu machen und sie zu motivieren, holt Wittgenstein Aurora aus dem Waisenhaus und nimmt sie ebenfalls unter seine Fittiche und gemeinsam machen sich alle auf den Weg in die uralte Metropole, um Mara zu finden. Begleitet werden sie dabei durch das Irrlicht Dinsdale, das ihnen in der Dunkelheit leuchtet und den Weg zeigt.
Wie die Gefährten Mara finden und welchen Gestalten sie dabei begegnen, wer Freund und wer Verräter ist, erlesen sie sich bitte selber lieber Leser und begeben sie sich mutig auf die Pfade der uralten Metropole.

Kommentar:
Die Idee einer Stadt unter der Stadt ist nicht neu, wurde aber hier grandios umgesetzt und der Autor hat die Begabung, diese uralte Metropole sehr lebendig zu schildern und mit vielen skurrilen Gestalten zu füllen.
Durch den Gebrauch verschiedener Sprachstile setzen sich die Figuren gut voneinander ab. Der Straßenslang bei Larry dem Lykantrophen oder dem Marktführer, die moderne Sprache der Mädchen oder die gestelzte Sprache des Alchimisten machen die Figuren lebendig und es entsteht ein glaubwürdiges Bild der Personen vor dem Auge des Lesers. Obwohl man das Gefühl bekommt, in einem altertümlichen London zu sein, spielt das Buch doch in der modernen Welt und man wird durch Hinweise auf McDonalds immer wieder auf die Realität hingewiesen. Dazu gehören auch die modernen Songs von Bob Dylan oder The Clash. Da das Buch in Deutsch verfasst wurde, geht nichts an von der Schönheit der Sprache durch eine Übersetzung verloren.

Gegner der etwas merkwürdigen Truppe ist ein gefallener Engel. Doch nur ein Engel kann einen Engel besiegen, so dass die Freunde auf die Hilfe der Urelieten angewiesen sind. Nur diese haben mit den Belangen der Menschen schon lange nicht mehr zu schaffen und leben zurückgezogen im Oxford Circle. Es obliegt Emily, die Hilfe der Engel zu erbitten und sie muss dafür einen bitteren Preis bezahlen. Überhaupt wird von den beiden jungen Mädchen sehr viel verlangt und nur durch das Band ihrer Freundschaft schaffen sie es, den Weg gemeinsam zu bestehen.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im zweiten Teil müssen die Freunde erkennen, dass das, was sie im ersten Teil als Erfolg betrachtet haben, eigentlich eine Niederlage ist und zum Untergang der uralten Metropole führt. Nun sind sie auf die Hilfe von Lilith angewiesen, der Partnerin des Lichtlords, die erste Frau auf Erden, die sich damals Gott widersetzt hat. Sie tritt in vielen Gestalten auf, als Mann oder Frau, als gutes oder böses Wesen. Sie wandelt schon seit Jahrtausenden auf der Erde, genauso wie Lycidas und die anderen Engel. Sie zu überzeugen ist eine schwierige Aufgabe und ihr zu vertrauen kann zum Tod führen.

Fazit:
Christoph Marzi hat hier eine wunderbare Welt geschaffen, die von vielen merkwürdigen Gestalten bevölkert wird. Kein fremdes Land, sondern eine Stadt unter einer uns bekannten Stadt, in die wir ihm gerne folgen. Die Figuren sind durchweg sympathisch beschrieben, sie sind nicht eindimensional, sondern besitzen eine Tiefe und eine Gefühlswelt, die der Leser gut nachvollziehen kann. Und alle haben ihre kleine Schwächen und Eitelkeiten, was sie noch glaubwürdiger macht. Keine strahlenden Helden, die im Alleingang mit einem Schwert in der Hand die Welt retten, sondern eine Gruppe Freunde, die sich vertrauen und die aufeinander angewiesen sind und nur gemeinsam ihr Ziel erreichen können. Man kann nur hoffen, das Band zwei dieses hohe Niveau halten kann.
 
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    2014-01-18
    Mein Fazit zu dem Buch ist ganz einfach. Diese Reihe von Marzi ist nur für Leue geeignet, die etwas dunklere Fantasy mögen und gut mit Gesellschaftskritik umgehen können. Glaubwürdige Charaktere mit denen man sich Identifizieren kann inklusive.


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